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Oktoberfest-Zelt für Flüchtlinge

Noch diese Woche ziehen dort bis zu 400 Menschen ein. Die neue Mensa an der Bergstraße ist inzwischen bezogen.

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© Christian Juppe

Von Tobias Wolf

Es mutet fast wie eine neue kleine Zeltstadt an: Das Sportgelände der Technischen Universität Dresden an der August-Bebel-Straße. Dort bauen Arbeiter im Auftrag der Landesdirektion Sachsen (LDS) gerade ein Großzelt auf, das bis vorletzte Woche für das Pichmännel-Oktoberfest an der Devrientstraße genutzt wurde. Bis zu 400 Menschen sollen hier untergebracht werden. Daneben entstehen weitere kleine Zelte, deren Form an Hochgebirgscamps erinnert. Diese sollen als Pavillons an das Hauptzelt angedockt werden und könnten als Lagerräume fungieren. Auch Toiletten und Duschen werden installiert.

Bis morgen soll der Aufbau der Zelte abgeschlossen sein. Am Donnerstag soll die neue Erstaufnahmeeinrichtung in Betrieb gehen. Ob die Flüchtlinge an der August-Bebel-Straße vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) betreut werden, ist bislang noch unklar. „Dazu werden gerade Gespräche mit der Landesdirektion geführt“, sagt DRK-Sprecher Kai Kranich.

Eigentlich sollte auch noch die zum Sportgelände gehörende Turnhalle als Notunterkunft für bis zu 200 Menschen genutzt werden. Von diesem Plan sind die Verantwortlichen inzwischen abgerückt. Die Wege seien nicht geeignet, die Halle mit Bussen zu erreichen und die Kapazität insgesamt nicht ausreichend, teilt LDS-Sprecher Ingolf Ulrich mit. Außerdem sei der Außenbereich zu klein, sodass beispielsweise dort kein Zelt für die Essensausgabe aufgebaut werden könnte. Die Halle ist zwischenzeitlich für Flüchtlinge beräumt worden. Die Landesdirektion will darin die Essensausgabe und die medizinische Versorgung unterbringen.

Für die TU-Studenten gibt es Alternativen zum Sportzentrum an der August-Bebel-Straße, sagt Uni-Sprecher Mathias Bäumel. Badmintonspieler können in den Sportpark Dresden auf der Südhöhe, Volleyballer ins XXL-Sportzentrum an der Breitscheidstraße, Basketballer in die Turnhalle des Vitzthum-Gymnasiums ausweichen. Die Uni habe zum großen Teil bereits Ersatzmöglichkeiten gefunden, sagt der 62-Jährige. Vor allem Schulturnhallen kommen abends infrage, wenn kein Sportunterricht mehr stattfindet.

Derweil sind 225 Asylbewerber in die neue Notunterkunft in der Neuen Mensa in der Bergstraße eingezogen, sagt DRK-Sprecher Kranich. Die Hilfsorganisation betreut die Flüchtlinge und organisiert die Essensversorgung. In dem Uni-Gebäude seien Zimmer für die Kinderbetreuung, zum Stillen und Wickeln von Babys und für die medizinische Versorgung sowie ein Andachtsraum eingerichtet worden. Das Gebäude war vor über einem Jahr unter anderem wegen Statik-Mängeln bei Massenveranstaltungen geschlossen worden. Auch die Heizungsanlage und die Haustechnik gelten als hoffnungslos veraltet. Bis 2019 soll die Neue Mensa eigentlich saniert werden. Ob sich an diesem Zeitplan durch die Nutzung als Notunterkunft etwas ändert, ist noch unklar.

Um die Flüchtlinge sicher unterzubringen, wurden Brandschutzmauern eingezogen, die ein Übergreifen der Flammen verhindern sollen. Damit könne das Gebäude im Notfall evakuiert werden, so Kranich. Die Neue Mensa gilt als Baudenkmal. Vor dem Bezug der Flüchtlinge sind deshalb Relikte, wie eine Bar im DDR-Charme im Obergeschoss sowie die Bierstube, komplett versiegelt worden, sagt der DRK-Sprecher. Außerdem wurden Teile der Innenausstattung abgebaut, darunter denkmalgeschützte Holzvertäfelungen. Der Bedarf an weiteren Notunterkünften für die Erstaufnahme dürfte noch weiter steigen. Zwar sinken die absoluten Zahlen von Neuankömmlingen im Freistaat. Dennoch kommen laut LDS-Sprecher Ulrich derzeit bis zu 130 Asylbewerber in Sachsen an. Weitere 250 bis 750 Flüchtlinge schickt Bayern als Sonderkontingente. Gestern kamen auf diese Weise 250 Menschen an.

Die Dresdner Erstaufnahmeeinrichtungen sind inzwischen voll ausgelastet. In den TU-Sporthallen Nöthnitzer Straße und den Großzelten an der Schnorrstraße leben derzeit jeweils 600 Asylbewerber, in der Turnhalle der Heeresoffizierschule 250 und im ehemaligen Technischen Rathaus 1 362. 500 zusätzliche Plätze für Flüchtlinge sollen bis November auf dem ehemaligen Parkplatz P4 an der Westseite des Dresdner Flughafens geschaffen werden. Dazu lässt der Freistaat auf einem 17 000 Quadratmeter großen Areal 14 Leichtmetallhallen errichten. Auf dem Gelände der früheren Zeltstadt an der Bremer Straße werden ebenfalls Aluminiumhallen gebaut. Dort sollen bis zu 540 Flüchtlinge untergebracht werden. Ende 2016 soll dann die neue Erstaufnahmeeinrichtung für 700 Bewohner am Hammerweg fertig sein.