Merken

Ohne Schnitzel geht es nicht

Die Fleischerei Richter in Niesky hat für ihr Mittagsgeschäft extra umgebaut. Mit Liebe gekocht und gut gegessen, heißt es seitdem.

Teilen
Folgen
© André Schulze

Von Constanze Knappe

Schnitzel. Auf die Frage nach seinem Lieblingsgericht muss Jürgen Seeger gar nicht lange überlegen. Beinahe täglich holt er zwei Portionen Mittagessen in der Fleischerei Richter an der Fichtestraße in Niesky. Das ist für den 85-Jährigen und seine zwei Jahre jüngere Frau aus vielerlei Gründen von Vorteil. Er wohnt ganz in der Nähe, ist mit dem Essen schnell wieder zu Hause. Die Beiden sparen sich die Arbeit in der Küche. „Und es schmeckt hervorragend“, lobt Jürgen Seeger. Längst gehört der Nieskyer deshalb zu den Stammkunden im Mittagsgeschäft von 11 bis 14 Uhr.

Senioren wie er holen sich das Essen gerne schon in der ersten Stunde. Gegen Zwölf wird es dann richtig voll. Da haben Diane Knobloch und Nicole Becker an der Essentheke alle Hände voll zu tun. Bauarbeiter kommen essen, Handwerker, Mitarbeiter aus Nieskyer Firmen. Damit sie in ihrer Mittagspause nicht allzu lange warten müssen, können sie ihre Bestellung vorab aufgeben und die Gerichte dann fertig verpackt abholen. Etwas außerhalb des Zentrums gelegen hätten sie wenig Laufkunschaft, erklärt Chefin Monika Richter. „Wer zu uns kommt, tut das ganz gezielt“, sagt sie. Das gilt für den Einkauf von Fleisch und Wurstwaren wie für das Bistro.

Im Jahr 1994 haben Roland und Monika Richter angefangen, zunächst in Rietschen. Ein Jahr später übernahmen sie den Standort in Niesky mit Laden und Produktion. Über die Jahre ist das Unternehmen gewachsen. Ein Imbissangebot gab es beinahe von Anfang an. Belegte Brötchen, Kartoffelsalat mit Bockwurst oder Bouletten. „Das Übliche eben“, so Monika Richter. Und auch Schnitzel waren da schon dabei. Ohne die geht es auch heute nicht. Etwas später kam Gulaschsuppe hinzu. Gegessen wurde an drei kleinen Tischen mit gerade mal zehn Plätzen. Kein Vergleich zu heute.

Vor einem Jahr wurde der Imbissbereich erweitert. Seitdem gibt es an modernen Tischen 50 Plätze auf zum Teil lederbezogenen Bänken in edlem Grau. Die angenehme Atmosphäre übersteigt die eines Imbisses bei Weitem und lädt dazu ein, gleich an Ort und Stelle zu essen. „Die Decke ist schallgedämmt“, erklärt Monika Richter. Selbst wenn alle Tische besetzt sind, fühle man sich nicht durch Gespräche anderer gestört, deren Lautstärke sich bisweilen „hochschaukelt“. Der Blick wird von einer grünen Wiese bei Jänkendorf geradezu magisch angezogen. „Nimm dir Ruhe zum Essen, gönn dir die kleine Auszeit“, scheint die große Fotowand dem Betrachter sagen zu wollen. An der Wand gegenüber hängen mehrere großformatige Fotos mit Motiven aus Niesky. Mit der Erweiterung des Innenbereichs entstand zudem ein Außenbereich mit 25 Plätzen. Auch die Toiletten sind neu.

Seit dem Umbau kann man am Stammsitz der Firma wochentags unter vier Hauptgerichten wählen, ebenso wie in sieben anderen Filialen. In weiteren zwölf Geschäften gibt es jeweils drei Tagesgerichte. Allesamt zwischen 3,20 und 5,00 Euro. Für die abwechslungsreichen Speisepläne ist Juniorchef Steffen Richter in Löbau zuständig. Fleisch und Wurst stammen selbstverständlich aus der eigenen Produktion. Die meisten anderen Waren werden vom Lebensmittelgroßhändler Pefri aus Markersdorf geliefert, der seinerseits Frischwaren wie Gurken und Salat direkt von Erzeugern aus der Region bezieht. Nudeln könnte es auf Wunsch der Kunden in den unterschiedlichsten Variationen fast jeden Tag geben. Ein rein vegetarisches Gericht steht zwar nicht ausdrücklich auf dem Speiseplan, machbar sei es trotzdem. Man müsste halt vorher Bescheid sagen, erklärt Monika Richter. Die Fleischerei folgt in ihrem Mittagsangebot damit dem Trend. Und nicht nur einem. „Süßes beim Fleischer“, heißt ein weiterer und meint keineswegs nur Pudding oder Joghurt als Nachspeise. Germknödel oder Hefeklöße mit süßen Soßen, was vor Jahren kaum jemand wollte, erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Aber unangefochten sind – wie sollte es in einer Fleischerei auch anders sein – dienstags die Grillhaxen. Und mittwochs ist Schnitzeltag, sagt Monika Richter, die selber gerne Schnitzel und Rouladen isst.

Seit etwa 15 Jahren wird am Standort Niesky der Fleischerei Richter zentral gekocht. 5.30 Uhr beginnt für die beiden Köche der Arbeitstag. Mittwochs und freitags allerdings schon um 4 Uhr morgens. Dann nämlich werden Kartoffel- und Nudelsalat, Rindfleisch- und Eiersalat sowie Fleischsalat mit und ohne Gurke selber hausgemacht. Wenn erforderlich helfen auch Mitarbeiter aus der Produktion in der Küche. „Man merkt, dass es mit Liebe gekocht ist. Fast wie zu Hause“, lobt Jürgen Seeger. Der um die Mittagszeit beinahe überfüllte Parkplatz direkt vor dem Geschäft ist auf seine Art auch eine Bestätigung dafür.