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Ohne Netz keine Aufträge

Für ein Förderband muss der Großenhainer Stahlbauer Mischke sehr viele Seiten verschicken. Das muss schnell gehen.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Es sind 260 Seiten, die die Großenhainer Maschinenbaufirma Mischke für ein Förderband möglichst rasch durchs Internet schicken muss. Das könnte bei der aktuellen Upload-Geschwindigkeit der Firma von 0,8 Megabit pro Sekunde Stunden dauern, wie Geschäftsführer Ralf Zienert erläutert. Zeit, die der Spezialist für Metallbearbeitung nicht hat. „Auftragsannahmen oder Kalkulationen müssen möglichst rasch an unsere Kunden verschickt werden“, sagt Zienert. Doch komplette Förderbänder, wie sie in der Firma am Flugplatz hergestellt werden, bestehen aus bis zu 300 Einzelteilen. Entsprechend umfangreich sind die Zeichnungen, die durchs Internet müssen.

Das Beispiel zeigt, dass ein Breitbandanschluss für schnelles Internet ein Standortvorteil für alle Unternehmen im Industriegebiet Flugplatz wäre. „Insbesondere vernetzte und hochautomatisierte Unternehmen benötigen heute hochleistungsfähige Netze, da ihnen ansonsten ein Wettbewerbsnachteil erwächst“, weiß auch Stadtsprecherin Diana Schulze. Deshalb hatte der Stadtrat jetzt die Erschließung des Gebietes durch die Enso mit staatlicher Förderung beschlossen. Auch die Stadt trägt einen nicht unerheblichen Eigenanteil.

Ralf Zienert und seine Leute arbeiten derzeit mit WLAN aus einem Funkanschluss. Außerdem behelfen sie sich mit einem Puffer am Server. „Nur aller Viertelstunde werden Daten abgerufen, dann steht in der Regel die volle Übertragungsgeschwindigkeit zur Verfügung“, so der Geschäftsführer. Eine Viertelstunde ist in seinem Gewerk aber sehr viel Zeit. Zienerts Geschäftspartner machen das jedoch ähnlich, weil sie alle dasselbe Problem mit nicht ausreichenden Anschlüssen haben. Doch zehn Prozent der Aufträge pro Monat kämen durch Neukunden rein, sagt Ralf Zienert. Da kann er nicht voraussetzen, dass sie Verständnis für langsame Datenübermittlung haben. Auch deren Bestellungen müssen in der Regel gesplittet werden – das heißt, die Fotos und technischen Zeichnungen werden verkleinert oder zerlegt, damit sie möglichst schnell durchs Netz flutschen. Sonst würde es viel zu lange dauern. Doch dieses Zerlegen macht den Büroleuten viel Arbeit.

Dass mit der Breitbanderschließung durch die Enso in diesem Jahr Übertragungsgeschwindigkeiten von mindestens 30 Megabit pro Sekunde erreicht werden sollen, freut Ralf Zienert. Noch ist er aber vorsichtig optimistisch: „Wir warten mal das Angebot und die Zahlen ab“, so der Geschäftsführer. Er hat sich bereits nach der technischen Umsetzung erkundigt und plant, den Neuanschluss auf sein Telefonkabel aufzuklemmen. Den ganzen Hof für eine neue Leitung aufzugraben will er nicht. Natürlich hält der Unternehmer die Erschließung mit Breitband aber für sinnvoll. „Es wird immer wichtiger, höhere Datenmengen in immer kürzerer Zeit verschicken zu können“, sagt er. Die Wirtschaft käme nicht umhin, sich anzupassen.

Das hat der Nachbarbetrieb im Großenhainer Gewerbegebiet, der Holzgroßhandel Behrens und Wöhlk, schon längst getan. Als sich das Zentrallager vor zwei Jahren in der Stadt ansiedelte, wurde von der Enso bereits ein 50-Megabit-Anschluss verlegt, so IT-Beauftrager Wolfgang Koch. „Wir warten nicht auf den schnellen Anschluss, wir haben ihn schon“, so Koch. Anders ist die Auftragsabwicklung für Zehntausende Kunden auch nicht abzusichern. Was bis 14 Uhr eingeht, kann am nächsten Morgen schon ausgeliefert werden. Da hat keiner Zeit, auf eine lange Übertragung der Bestellliste zu warten.