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Ohne Mühlen ging es nicht

In Bischofswerda und den Ortsteilen gab es sogar neun. Was aus ihnen wurde, das verrät ein Ausflug in die Geschichte.

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Von Constanze Knappe

Hätten sie gewusst, dass es in Bischofswerda mal sechs Wasser- und drei Windmühlen gab? Damit lagen die Müller im Trend ihrer Zeit, denn in der ganzen Oberlausitz dominierten einst die Wassermühlen. Im Mühlgraben der Haugwitzmühle wurde das erste Bischofswerdaer Freibad eingerichtet. Die Walkmühle in Bischofswerda brannte 1900 ab, die Stadtmühle war bis 1940 in Betrieb, die Fischermühle in Belmsdorf wurde 1953 stillgelegt und die Schmelzermühle dort 1960, auf deren Gelände befindet sich heute ein Sägewerk. Wie die Mühlen einmal aussahen, kann man sich auf historischen Fotos von 1850 oder 1920 anschauen. Zusammengetragen von Frank Nürnberger, dessen Exkurs in die Mühlenlandschaft der Region im Dezember im Oberlausitzer Verlag Spitzkunnersdorf erschienen ist. Mehr als 500 Mühlen, darunter auch welche in Putzkau und Neukirch, werden in dem Buch vorgestellt, reich bebildert in einer Gegenüberstellung aus historischen und aktuellen Aufnahmen. Genau das ist es, was die Bischofswerdaer Buchhändlerin Angelika Heinrich an der Neuerscheinung fasziniert. Dazu die Erkenntnis, wie viel Aufwand betrieben werden musste, um Getreide zu mahlen und die Mühlen in Gang zu halten. Das Buch könnte für manchen Anreiz sein, sich zum Deutschen Mühlentag jeweils am Pfingstmontag die eine oder andere Mühle in der Region anzuschauen. Viele Vereine haben sich deren Erhalt zur Aufgabe gemacht.

Der Titel des Oberlausitzer Mühlenführers. Foto: Oberlausitzer Verlag
Der Titel des Oberlausitzer Mühlenführers. Foto: Oberlausitzer Verlag

„Die Mühlen der Oberlausitz einst und jetzt“ ist eines von mehreren Büchern, mit denen Angelika Heinrich jetzt ein Schaufenster zur Regionalliteratur dekoriert hat. Ein Plakat des als Überflieger bekannten Bischofswerdaers Rolf Karsch mit Luftaufnahmen des Wohngebiets am Paul-Kegel-Weg von 2012 bis 2015 brachte sie auf die Idee, das Fenster der Regionalliteratur zu widmen wie der neuesten Schrift des Goldbachers Dietmar Pscheidt „Klimawandel. Alles Schwindel?“ Schon zwei Lesungen veranstaltete die Buchhändlerin mit Wolfgang Schulz aus Tröbigau und stellte dessen Erzählungen „Zwiebelfleisch“ (2013) und „Asyl in Trebungen“ (2015) vor.

Bücher der Regionalliteratur liegen der Bischofswerdaer Händlerin am Herzen. Auch oder gerade, weil man diese in Bestsellerlisten vergeblich suchen wird. Und doch sind sie sehr beliebt. Bei Auswärtigen, die durch die Begegnung mit Personen, Bräuchen und Geschichte eine Region besser kennenlernen möchten, aber erst recht bei Einheimischen. Die finden gar nicht so selten sich selbst, Angehörige oder Vorfahren in den Schriften wieder, vor allem in den von Vereinen herausgegebenen Geschichtsbeiträgen. Wegen des großen Interesses hat Angelika Heinrich sogar ein extra Regal für die Regionalliteratur eingerichtet. Sie selbst hat viele Bücher dieses Genres zu Hause, interessierte sich schon dafür, lange bevor sie ihren Buchladen in Bischofswerda eröffnete.

Mühlen der Oberlausitz einst und jetzt, Oberlausitzer Verlag Spitzkunnersdorf, 19,95 Euro,
ISBN 978-3941908-72-7