Merken

Ohne Hexe kein Feuer

Nicht überall wird diese Tradition gepflegt. Aber in drei Orten geht das Hexenbrennen nicht ohne sie ab.

Teilen
Folgen
NEU!
© SZ/Steffen Gerhardt

Von Bernhard Donke, Steffen Gerhardt und Constanze Junghanss

Jänkendorf/Reichenbach/Groß Saubernitz. Hexenbrennen ohne eine Hexe? Das ist nur die halbe Freude. Und so gehört das Fertigen dieses Fabelwesens mit zu den Vorbereitungen für die letzte Nacht im April, auch Walpurgisnacht genannt. Nicht jeder Holzhaufen wird mit einer „verscheußelten“ Puppe garniert, das erfuhr die SZ bei ihrer Umfrage in den Gemeinden und Städten. Oft sind es die Kinder, die mit ihren Erzieherinnen sich daran machen, eine Hexe zu erschaffen. Aber auch Bürger nehmen den Aufwand gern in Kauf und sorgen wieder für Platz in ihren Kleiderschränken. Drei Beispiele stellen wir vor.

Die Groß Saubernitzer Hexe ist Familiensache von Matthias, Theo und Peggy Herrmann (von links). Gemeinsam basteln sie auch das Fabelwesen für das diesjährige Hexenbrennen. Noch fehlt der Hexe in Omas alten Kleidern das Gesicht. Bis die Hexe am Montag auf
Die Groß Saubernitzer Hexe ist Familiensache von Matthias, Theo und Peggy Herrmann (von links). Gemeinsam basteln sie auch das Fabelwesen für das diesjährige Hexenbrennen. Noch fehlt der Hexe in Omas alten Kleidern das Gesicht. Bis die Hexe am Montag auf © B. Donke
Erich Wenzel muss schon die Stehleiter nehmen, um seiner Hexe in die Augen schauen zu können. Der Reichenbacher ist der traditionelle „Hexenbauer“ für das Feuer in der Sandgrube an der Sohländer Straße. Er macht das aus Spaß, legt aber großen Wert darauf,
Erich Wenzel muss schon die Stehleiter nehmen, um seiner Hexe in die Augen schauen zu können. Der Reichenbacher ist der traditionelle „Hexenbauer“ für das Feuer in der Sandgrube an der Sohländer Straße. Er macht das aus Spaß, legt aber großen Wert darauf, © Constanze Junghanß

Jänkendorf: Parkstrolche bringen ihre Hexe selbst vorbei

Irgendwie muss es der Jänkendorfer Hexe gelungen sein, eine Diät vor ihrem heißen Ableben noch zu machen. Denn wie erklärt es sich sonst, dass ihr der Rock andauernd vom Leib rutscht? Jedenfalls war es für die Mädchen und Jungs der Kita „Parkstrolche“ dieses Mal nicht so einfach, ihre Hexe ohne Zwischenstopp zum Holzhaufen zu bringen. Es ist eine feste Tradition, dass die Hexe in der Kita gebastelt wird, sagt Jana Hamann. Sie ist die Vorsitzende des Jugendvereins Jänkendorf, der für das Hexenfeuer im Ort verantwortlich ist. „Seit über 25 Jahren ist das bei uns so Brauch. Und bisher – toi, toi, toi – ist uns der Haufen noch nicht vorab abgefackelt worden“, erzählt die Vorsitzende. Damit das auch in diesem Jahr so bleibt, wurde das Brennmaterial seit Freitag rund um die Uhr bewacht. „Im Verein haben wir einen alten Bauwagen wieder aufgemöbelt, der uns als Unterkunft gute Dienste erweist“, ergänzt sie. Am Wochenende wurde dazu das eigene Festzelt aufgestellt. Mit 150 bis 200 Besuchern rechnet der Verein, darunter Ödernitzer, bei denen kein Feuer stattfindet, und Urlauber vom Stausee. Vorwiegend zur Freude der Kinder wird das Ganze jedes Jahr aufs Neue in Angriff genommen. Zusammen mit der Feuerwehr und mit Unterstützung von Unternehmer Roland Jäkel, in dessen Nachbarschaft das Ereignis stattfindet.

So gehört neben dem richtigen großen Feuer, aus dem die Hexe als Rauch in den Himmel steigen wird, auch ein Kinderfeuer dazu. Und der Umzug mit Fackeln und Lampions. Dieser startet am Montag, 19.30 Uhr, an der Kartoffelhalle, Ullersdorfer Straße, und wird von der Ortsfeuerwehr angeführt. Gegen 20 Uhr bekommt die Hexe heiße Füße, dann wird der Holzhaufen mit Fackeln angefacht. „Dann kann das fröhliche Treiben mit Knüppelteig am Kinderfeuer, Schwein am Spieß und weiteren Leckereien vom Grill beginnen“, sagt Jana Hamann.

Reichenbach: Kleiderspenden für den Hexenmacher

Erich Wenzel ist der traditionelle Reichenbacher „Hexenbauer“ für das Feuer in der Sandgrube an der Sohländer Straße. Dorthin zieht es traditionell zu Walpurgis die meisten Familien mit ihren Kindern. Zuvor zeigen die Jüngsten auf dem Marktplatz Tänze und ein kleines Programm. Für die Kinder macht Erich Wenzel auch die Hexe zurecht. Sie ist mit zwei Metern und einem Gewicht von rund 40 Kilogramm eine besonders schwergewichtige Dame. Der 69-Jährige verwendet als Füllmaterial Stroh.

Damit Frau Hexe nicht auseinanderfällt, baut der Senior ein mächtiges Holzgestell. „Familien aus Reichenbach spenden die Bekleidung“, erzählt er. In dieser Saison trägt die Hexe ganz modebewusst lila-fliederfarben Die Strohpuppe wird behost und berockt – und erinnert mit ihrem Kopftuch entfernt an eine Bäuerin von anno dazumal. Der Kopf lasse sich immer etwas schwierig gestalten, sagt Herr Wenzel. Denn der muss schön rund in Form gedrückt werden, bevor zum Schluss ein Gesicht aufgemalt wird. Ebenfalls nicht ganz so einfach: Wie kommt die Hexe auf den Holzhaufen? Dabei helfen die Männer vom Reichenbacher Schützenverein. „Wir nehmen eine fünf Meter lange Eisenstange, binden die Hexe da dran und stecken die Stange dann von oben in den Holzhaufen“, erklärt der Baumeister die Vorgehensweise.

Groß Saubernitz: Familie Herrmann bastelt für die Dorfgemeinschaft

Seit Jahren ist das Basteln einer Hexe für das Groß Saubernitzer Hexenbrennen eine Familienangelegenheit. Dieser Tätigkeit widmet sich die Familie von Peggy Herrmann. „Für uns ist das Erschaffen einer Hexe für unser Feuer schon eine Tradition. Es macht uns Spaß, sich praktisch am Hexenfeuer zu beteiligen“, sagt Peggy Herrmann. Nur einmal kam die Familie aus Zeitgründen nicht dazu, eine Hexe zu basteln, aber sonst fehlte sie in keiner letzten Aprilnacht.

Gemeinsam mit Ehemann Matthias und Sohn Theo wird bereits Tage vor dem Hexenbrennen mit dem Zusammenbau einer Hexe begonnen. „Die entsprechende Kleidung stellt Oma Gabi zur Verfügung“, erklärt Peggy Herrmann. So entsteht jedes Jahr aufs Neue eine individuelle und auch originelle Hexe in Lebensgröße.

In Groß Saubernitz gibt es beim Hexenbrennen aber noch eine andere feste Tradition. Hier ist Fußball seit vielen Jahren für Jung und Alt Trumpf. Bereits um 17 Uhr beginnt ein großes Fußballturnier an dem Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus dem Ort mit Freude daran teilnehmen, berichtet Anika Zschieschank. Sie organisiert das Turnier.