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Ohne die Post wäre der Laden zu

Karin Wünsche hat vor 20 Jahren in Neusalza-Spremberg einen Bestellshop eröffnet. Kataloge wälzen die Kunden mittlerweile nur noch selten.

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© Thomas Eichler

Von Gabriela Lachnit

Karin Wünsche begrüßt das „Postmädel“. Sie bringt an diesem Tag nur vier Pakete. Sie muss trotzdem zweimal laufen, denn eines davon ist recht groß und unhandlich. „Früher hatte ich drei-, viermal in der Woche richtig große Pakete, die einer allein kaum schleppen konnte“, erzählt Frau Wünsche, die Inhaberin des Geschäftes an der Bautzener Straße in Neusalza-Spremberg. Sie meint mit früher die Zeit, als der Laden noch eine Quelle-Agentur war.

Eine von deutschlandweit rund 6 000. Bis 2009, als Quelle aufgab, waren es nur noch 1 600. Dann sprudelte die Quelle gar nicht mehr. Das Unternehmen meldete Insolvenz an. Karin Wünsche denkt an die ersten Jahre, als der Umsatz noch richtig gut war. „Die Kunden haben oft Haushaltsgroßgeräte wie Waschmaschinen, Kühlschränke, Herde und Geschirrspüler bestellt, da war ich ganz zufrieden“, sagt sie. Mit der Quelle-Pleite wurden die Zeiten schwieriger. Der Quelle-Umsatz brach völlig weg. Frau Wünsche hatte zwei Optionen: entweder den Laden schließen oder neue Sortimente und Dienstleistungen anbieten. Sie entschied sich für Letzteres.

Seit 2003 bietet sie den Service einer Postfiliale an. „Außer Finanzdienstleistungen ist hier alles möglich“, sagt Frau Wünsche. Angefangen beim Briefmarkenkauf über den Versand von Briefen per Einschreiben mit und ohne Rückschein bis hin zur Paketaufgabe ist alles möglich. Darüber hinaus gibt es auch die entsprechenden Verpackungen der Post zu kaufen. „Die Post ist mittlerweile das tragende Element des Geschäftes“, sagt die Inhaberin. Ohne sie müsste Frau Wünsche den Laden schließen, ergänzt sie. Es sind nur wenige Bestellungen, die die Kunden noch tätigen. Obwohl die gängigen Kataloge und auch die speziellen vorrätig sind. „Die jungen Leute bestellen alles im Internet“, weiß die Geschäftsfrau. Allerdings hat sie dann häufig die Retouren der Internetbestellungen wieder auf dem Pakettresen. Dennoch kommen weniger Kunden als früher.

Karin Wünsche hat deshalb das Angebot um einige Dienstleistungen erweitert. Sie nimmt unter anderem Schuhreparaturen für einen Schuster in Lauba, Bekleidung für eine Änderungsschneiderei und eine chemische Reinigung in Neugersdorf und Wäsche für eine Wäscherei in Kamenz an. Damit unterstützt sie sogar den Erhalt von Arbeitsplätzen in der Region. Dass man bei ihr mit EC-Karte bezahlen kann, honorieren die Kunden.

Einen neuen Arbeitsplatz hat sie selbst geschaffen. Monika Felgenträger ist seit August 2016 im Minijob im Laden tätig. Karin Wünsche hat damals selbst einen Job gefunden. Der Verkauf von Wolle, Kosmetikartikeln, Schreibwaren und Geschenken werfe nicht viel ab. In den Vormittagsstunden, wenn das Geschäft geöffnet ist, steht Monika Felgenträger hinter der Ladentheke und am Postschalter und hilft aus. Am Nachmittag übernimmt Karin Wünsche selbst. „Mit Frau Felgenträger habe ich eine zuverlässige Mitarbeiterin gefunden“, sagt die Geschäftsfrau erfreut. Das war Zufall, sie kannten sich nur vom gemeinsamen Sporttreiben.

Als Karin Wünsche den neuen Job bekam und überlegte, wie sie den und das Geschäft unter einen Hut bekommt, sprach sie Frau Felgenträger an, ob sie nicht Lust hätte für einen Minijob. Sie hatte. Jetzt, in ihrem Jubiläumsmonat, hofft Frau Wünsche auf ein paar mehr Kunden. Die erwartet eine Überraschung.