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Ohne Amtsbonus

Vor 25 Bürgern spricht Susann Frentzen im Strießener Gasthof.

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© Kristin Richter

Von Birgit Ulbricht

Priestewitz. Es ist kurz vor halb acht. Acht Zuhörer sitzen im Strießener Gasthof, kurz vor Beginn werden es 25. Bürgermeisterin Susann Frentzen hat vorher noch eine Gesprächsrunde in Medessen. Sie kommt, bestellt einen Tee, tritt vor an den Tresen, legt los, ohne Begrüßung, ohne jemanden anzusehen. Ja, sie bedanke sich auch bei den Strießenern für die letzten sieben Jahre, mehr oder weniger.

Auch wenn es schade sei, dass Kai Rentsch nicht mehr den Ort im Gemeinderat vertrete. Sie spult den Vorwurf ab, der nach vielen Auseinandersetzungen ein offener Affront ist. Der Angesprochene sitzt direkt vor ihr. Der erwidert ihr schließlich ungerührt, mit so einer Selbstdarstellerin wollte er nicht mehr zusammenarbeiten, auch nicht mit einem Gemeinderat, der nur abnickt.

Die Szene beschreibt alles, was bis 21.30 Uhr kommen soll. Die Bürger erinnern die Gemeindechefin ruhig an Redeverbote im Gemeinderat, daran, dass sie Bürger abgebügelt und sogar vom Hausrecht Gebrauch gemacht habe, wenn ihr was nicht passte. Sie fragen, weshalb sie zwei Kämmerer verschlissen habe? Frau Blawitzki sei nicht nach Nossen gegangen, weil sie dort mehr verdiene, wie die Bürgermeisterin hier erzähle, sagt eine Dame, die sich auf ein persönliches Gespräch beruft. „Sind Sie jetzt für Personalangelegenheiten zuständig?“, kontert Frentzen lax.

Susann Frentzen

Die 38-Jährige ist gebürtige Meißnerin und lebt seit elf Jahren in Priestewitz. Sie ist Mutter von zwei Töchtern.

Die studierte Diplomwirtschaftsinformatikerin war bis zu ihrem Amtsantritt vor sieben Jahren in der freien Wirtschaft tätig.

Die parteilose Verwaltungschefin sitzt überdies seit 2014 für die bisherige Fraktion der DSU/FDP im Kreistag in Meißen.

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Da ist sie wieder, diese Art Abfuhr, die viele offenkundig in Rage versetzt. Der Strießener Ortswehrleiter Sven Lehmann berichtet ausführlich, wie unzufrieden die Strießener sind. Dass sie faktisch keinem helfen können, weil sie lediglich einen Mannschaftswagen haben, aber nicht einmal einen Hänger mit Technik. Schlimmer noch, die Kameraden hätten sich jetzt ihre Schutzstiefel privat gekauft, die alten sind von 1992. Die ersten Kameraden hätten schon die Sohle verloren im Einsatz.

Susann Frentzen verweist auf Aussprachen im Feuerwehrausschuss, dort sei das eben so beschlossen worden, und es sei schon erstaunlich, dass jetzt derartige Befindlichkeiten vorgetragen würden. Nein, es ist nichts in Ordnung.

Ein Bild, das der Situation der Gemeinde auch nicht gerecht wird, nur die Zuhörer in diesem Raum sind fertig mit der Bürgermeisterin. Es regt sich nicht einmal jemand auf. Natürlich wird Susann Frentzen nach der Eigenständigkeit der Gemeinde gefragt. Ja, die sei auch für Eigenständigkeit, aber man müsse doch schauen, wie es gehen kann, wenn die Zahl der Einwohner sinkt. Mit mehr Bürgern, zum Beispiel bei einem Zusammengehen mit Niederau, bekomme man eben auch mehr Geld.

Spricht´s und beschreibt nur die Hälfte des Problems, denn da Gemeinden eben keinen Bonus für die Fläche bekommen, steigt eben mit einer Fusion auch der Aufwand über Gebühr. Susann Frentzen verweist zwar im Nachgang noch darauf, dass im Regionalplan 2015 sogar eine Flächengemeinde Ebersbach, Priestewitz, Niederau als denkbar ausgewiesen sei – nur wer will das hören? Papier ist geduldig, nach der Wahl sowieso – die Priestewitzer sind es nicht mehr.

Ihre Fragen nach konkreten Projekten bleiben unverbindlich beantwortet, weil nächstes Jahr alle Kraft in den Breitbandausbau geht. Manches wird da geschoben werden. Das Problem ist nur: die Zuhörer schütteln den Kopf, winken ab. Sie halten die Antworten nur für neuerliches Lavieren.