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Offener Brief an Friedrich Merz

Als Geheimwaffe der CDU soll er angeblich zurück in die Politik kommen und der AfD wieder Wähler abjagen: Friedrich Merz. Das ist es SZ-Redakteur Marcus Krämer wert, die Struwwelpeter-Geschichte vom bösen Friederich neu zu verfassen.

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© dpa

Lieber Friedrich Merz!

Bestimmt kennen Sie doch das „Struwwelpeter“-Buch von Heinrich Hoffmann. Darin gibt es die Geschichte vom bösen Friederich, Sie wissen schon: „Der Friederich, der Friederich, das war ein arger Wüterich ...“ Daran musste ich diese Woche denken, als ich las, dass Sie angeblich in die Politik zurückkehren und die neue Geheimwaffe der CDU sein sollen, um der AfD wieder Wähler abzujagen. Lesen Sie nun, wie das Gedicht weitergeht:

Der Friederich, der Friederich,
das war ein arger Wüterich!
Er kämpfte für die CDU
und gab stets seinen Senf dazu.
Er forderte die „Leitkultur“,
natürlich eine deutsche nur.
Sein Eifer galt dem freien Markt,
auch wenn der gerne mal versagt.
Bei Maybrit Illner und Christiansen
beschrieb er Wirtschaft und Finanzen.
Er sprach: „Auf einem Deckel Bier
erklär’ ich meine Steuern dir!“
Und alle Welt schrie laut: Hurra,
nie wieder Steuerformular!
Alsbald man schon mit Kohl verglich
den bitterbösen Friederich.
Die CDU war noch auf Zack
und ohne Mulitkulti-Pack,
kein Öko, kein Gedöns mit Frauen,
nur Männer, die auf Tische hauen.
Doch dann kam Merkel, diese Mutti,
mit ihrem bunten Tutti-Frutti.
Sie machte aus dem schwarzen Trupp
’nen Kindergartenspielzeugklub.
Wenn Friederich heut’ Kanzler wär’
gält’ er als rechtsreaktionär.
Atomausstieg und Elterngeld,
das kriegt, wer die Union jetzt wählt.
Die Sozen braucht längst keiner mehr,
und auch die Grünen haben’s schwer.
Die Merkel sich die Themen krallt,
dann stellt sie ihre Feinde kalt.
Röttgen, Koch und Guttenberg
sind so klein jetzt wie ein Zwerg.
Ob Wulff, ob Rüttgers oder Merz,
für Männer hat die Frau kein Herz.
So wurde aus der CDU
ein Weichei-Wahlverein im Nu.
Allmählich wuchs im Land der Grimm.
„Was sollen wir nun wählen?“ Schlimm.
Bis einer kam auf die Idee
und gründete die AfD.
Die macht jetzt Politik von rechts.
Und wenn im Eifer des Gefechts
auch mal ein Nazi scheint dabei,
dann ist das erst mal einerlei.
Es gibt jetzt Wicht’geres zu tun:
Den Euro weg! Kein Chlor im Huhn!
Es droht, in allen Medien stand es,
der Untergang des Abendlandes.
Der Wähler, nicht zuletzt im Osten,
will gern von dieser Suppe kosten.
Voll Freude er zur Urne rennt:
zu acht und zehn und zwölf Prozent!
Die CDU guckt aus der Wäsche
nach dieser fürchterlichen Dresche.
Dies ist die Stund’, so glaube ich,
des bitterbösen Friederich.
Nur er kann jetzt vielleicht noch retten,
was Merkel & Co. zerrüttet hätten.
So kehrt er denn zurück mit Macht
und heimlich sich ins Fäustchen lacht.
Die Merkel aber treibt er fort,
bis bald sie in der Hölle schmort!

Ihr Marcus Krämer

Der offene Brief ist eine regelmäßige Rubrik im Wochenend-Magazin der Sächsischen Zeitung.