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Ofenbauer wird verkauft

Für die Mioba-Grundstücke und Gebäude gibt es Interessenten. Gleichzeitig melden mehr als 200 Gläubiger Forderungen an.

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© DA-Archiv/ Dietmar Thomas

Von Cathrin Reichelt

Striegistal/Böhrigen. Nachdem der Mitteldeutsche Industrieofenbauer Mioba in Striegistal Mitte des Jahres seinen Geschäftsbetrieb eingestellt hat, muss sich Insolvenzverwalter Dirk Herzig mit dem Nachlass auseinandersetzen. „Das ist eine schwierige und komplizierte Materie“, erklärt Ingo Schorlemmer, Sprecher der Kanzlei Schultze & Braun, für die Herzig arbeitet, auf Nachfrage des Döbelner Anzeigers.

Bisher hätten 219 Gläubiger gegenüber der Mioba Forderungen in Höhe von etwa 5,4 Millionen Euro angemeldet. „Davon sind bislang Forderungen in Höhe von 1,2 Millionen Euro abgegolten, da noch die notwendigen Nachweise fehlen oder weitere Unterlagen aufzubereiten sind“, sagt Schorlemmer. So hätten manche Gläubiger zunächst Schätzbeträge angemeldet, die im Laufe des Verfahrens noch konkretisiert und belegt werden müssten. Deshalb stehe erst am Ende des Verfahrens fest, ob die ungesicherten Gläubiger Geld aus der Insolvenzmasse erhalten und wie hoch die Beträge ausfallen. „Das Geld dafür stammt aus der freien Insolvenzmasse, also aus demjenigen Vermögen der Gesellschaft, das nicht mit einer Sicherheit zugunsten eines Gläubigers belegt ist“, so der Kanzleisprecher.

Derzeit verwerte der Insolvenzverwalter das noch vorhandene Vermögen der Mioba, inklusive der Grundstücke. Gleichzeitig würden insolvenzspezifische Ansprüche geprüft. „Aufgrund der vielen Unbekannten in dieser Rechnung können derzeit noch keine Aussagen zur konkreten Höhe einer Insolvenzquote gemacht werden“, sagt Ingo Schorlemmer.

Für die Grundstücke und Gebäude des Ofenbauers gebe es Interessenten, mit denen derzeit Besichtigungen erfolgen. Es sei allerdings davon auszugehen, dass das Land und die Objekte so stark belastet sind, dass daraus kaum noch Gewinn zu erzielen ist. Der Verkauf erfolge daher in enger Abstimmung mit den Sicherungsgläubigern.

Von der Insolvenz des Unternehmens waren 42 Mitarbeiter betroffen. Bereits zu Beginn des Verfahrens hätten 16 von ihnen die Mioba von sich aus verlassen. „Nachdem sich keine Möglichkeit ergab, den Geschäftsbetrieb fortzuführen, konzentrierte sich der Insolvenzverwalter Dirk Herzig vordringlich darauf, einen Interessenten zu finden, der zumindest bereit ist, einen Großteil der Mitarbeiter zu übernehmen“, erläutert Schorlemmer.

Ein Interessent habe sich bei einer Belegschaftsversammlung vorgestellt und die Mitarbeiter zur Teilnahme an einem Bewerbungsverfahren ermutigt. Von den damals noch 26 verbliebenen Mitarbeitern habe sich ein Großteil bei dem Interessenten beworben und sei von diesem übernommen worden. Um wen es sich dabei handelt, lässt der Kanzlaisprecher offen. „Insgesamt musste lediglich einer einzigen Mitarbeiterin aufgrund der Stilllegung des Geschäftsbetriebs gekündigt werden“, sagt der Sprecher. Die Frau habe sich nicht bei dem Investor beworben. „Insgesamt ist das ein sehr gutes Ergebnis für die Mitarbeiter.“

Als Ursache für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, in die die Mioba bereits im März geraten war, nannte Ingo Schorlemmer damals den schwachen Stahlmarkt. „Die großen Stahlunternehmen und Kunden der Mioba haben in den vergangenen Jahren deshalb Investitionen in ihre Produktionsanlagen verschoben oder zurückgefahren. Dies führte zu einem massiven Rückgang bei Großaufträgen für die Mioba“, sagte Schorlemmer. Hinzu seien „verschiedene interne strukturelle Schwierigkeiten“ gekommen. „Zudem musste sich die Mioba mit teils erheblichen Mängelgewährleistungen auseinandersetzen.“ Das Unternehmen war zahlungsunfähig und überschuldet. Da die Sanierungsperspektive fehlt, sei die Entscheidung gefallen, den Mitteldeutschen Industrieofenbauer Mioba nicht weiterzuführen. (mit sol)