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Öllache auf dem Merzdorfer Teich

Ein Tanklaster verliert nahe der Freizeitinsel Altöl. Über die Kanalisation gerät es in das benachbarte Gewässer.

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© Sebastian Schultz

Von Kevin Schwarzbach

Große Aufregung am Freitagmittag im Riesaer Stadtteil Merzdorf nahe der Freizeitinsel. Auf dem Gelände der Allgemeinen Grundstücks- und Verwaltungsgesellschaft (AGV) kommt es laut Anwohnern zu einer Explosion. Öl dringt aus und gelangt über die Entwässerung in den Merzdorfer Teich. Ein Ölteppich breitet sich langsam auf der Wasseroberfläche aus.

Im abgegrenzten Bereich treibt allerdings ein dicker Ölteppich auf dem Wasser des Merzdorfer Teiches.
Im abgegrenzten Bereich treibt allerdings ein dicker Ölteppich auf dem Wasser des Merzdorfer Teiches. © Sebastian Schultz

Mit drei Stadtteilfeuerwehren und insgesamt 18 Kameraden rückt das alarmierte Feuerwehrteam rund um Chef Egbert Rohloff aus. „Wir haben das ausgelaufene Öl auf dem Firmengelände mit Sand gebunden und somit den weiteren Zulauf in den Teich verhindert“, berichtet Rohloff. Gleichzeitig beginnen die Kameraden mit Sicherungsarbeiten am Merzdorfer Teich. „Da das Öl über die Entwässerung bereits teilweise in den Merzdorfer Teich geraten war, mussten wir umgehend eine Ölsperre errichten, um eine weitläufige Ausbreitung zu verhindern“, sagt Egbert Rohloff.

Ölsperre verhindert Ausbreitung

Dazu legen die Kameraden Elemente auf dem Merzdorfer Teich aus, die auf den ersten Blick wie kleine Schläuche aussehen, durch ihre Beschaffenheit aber in der Lage sind, das Öl einerseits einzugrenzen und andererseits teilweise aufzunehmen. Nachdem mittels der Sperre eine weitere Ausbreitung des Öls auf dem Merzdorfer Teich größtenteils verhindert ist, kommen zudem noch schwimmfähige Ölbindemittel zum Einsatz. Die hochadsorptiv wirkenden Stoffe sind durch ihre Oberflächenstruktur in der Lage, große Mengen Öl begierig an sich zu binden und somit von der Wasseroberfläche zu entfernen. Sie bilden eine weiße Schicht.

Dennoch schwimmt Sonnabendmittag ein dicker Ölteppich auf dem abgesperrten Bereich des Merzdorfer Teichs. Rund um die Anlegestelle an der Freizeitinsel treiben Ölschlieren über das Wasser. Das Öl schlängelt sich zwischen dem Steg und den Booten entlang, fließt teilweise auch an der Sperre vorbei und hinterlässt einen dünnen, schmierigen Film auf der Wasseroberfläche.

Eine Wespe schießt durchs Bild und landet direkt neben der Ölsperre auf dem Merzdorfer Teich. Mit raschen Flügelschlägen versucht sie, sich wieder gen Himmel zu erheben. Doch der Kampf ist aussichtslos. Nach wenigen Minuten sackt ihr Kopf nach unten und gerät unter die Ölschicht. Die Wespe krepiert im Öl.

Dass das überhaupt in den Merzdorfer Teich geraten konnte, hängt mit einem Tanklastwagen zusammen. „Ein Fahrzeug, das bei uns Altöl abholen sollte, hatte offenbar einen Defekt. Daraufhin konnte auf unserem Gelände leider Öl austreten“, erklärt Roland Ledwa, Geschäftsführer der AGV. In ihrer Einsatzbilanz im sozialen Netzwerk Facebook spricht die Feuerwehr von circa 6 300 Liter Altöl, die der Tanklastwagen auf dem Gelände der AGV verloren hat.

Beratung weiterer Maßnahmen

Nach der erfolgreichen Errichtung der Ölsperre ist die Feuerwehr noch das gesamte Wochenende über mit Sicherungsmaßnahmen beschäftigt. „Wir haben die Ölsperre über das Wochenende mehrmals überprüft und kleinere Nachbesserungen vorgenommen“, berichtet Egbert Rohloff.

Die AGV hat derweil bereits die nächsten Schritte eingeleitet. „Wir haben noch am Freitag das Kreisumweltamt von dem Vorfall informiert und wesentliche Details mitgeteilt“, sagt Roland Ledwa. „Das weitere Vorgehen bleibt nun abzuwarten. Vorerst war vor allem die Feuerwehr mit dem Problem beschäftigt, sie hat die wichtigsten Sicherungsarbeiten vorgenommen und eine großflächige Ausbreitung verhindert“, so Ledwa.

Wie es nun weitergeht, wird die AGV heute in Absprache mit Polizei, Feuerwehr und Kreisumweltamt festlegen. „Wir werden uns die Situation vor Ort genau anschauen und dann gemeinsam entscheiden, welche Schritte als Nächstes eingeleitet werden müssen“, sagt Roland Ledwa. Erst dann sei abzuschätzen, welche weiteren Maßnahmen getroffen werden müssen und welcher Schaden durch den Unfall entstanden ist.

Doch vielleicht wurde die Ölsperre gerade noch rechtzeitig errichtet, um ein größeres Unglück zu verhindern. Am Sonntagmorgen zeugt nur noch die eingegrenzte Ölschicht von dem Unglück, am anderen Ufer schwimmen zwei Enten vorüber und grüßen die in ihren Campingstühlen lümmelnden Angler. In der Mitte des Merzdorfer Teiches springen ab und an ein paar Fische in die Luft und landen mit einem leisen Platschen wieder im Wasser. Die Wespe bleibt vorerst das einzige Todesopfer.