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Octamed baut aus

Die Rheumapraxis wird künftig mehr Sprechtage haben. Auch die Apothekenlandschaft in Rauschwalde ändert sich.

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© SZ/Archiv

Von Daniela Pfeiffer

Sie ist der Neuzugang im Ärztehaus Octamed in Rauschwalde: die Rheumapraxis. Mit bislang einer Sprechstunde pro Woche ist die seit zwei Jahren bestehende Praxis, die von der Dresdner Ärztin Birgit Eichhorst betreut wird, völlig überlaufen. Das sagt André Maywald, Vorstand der Medizinischen Kooperation Görlitz, die das Octamed führt. „Es gibt deutlich mehr Bedarf, und wir führen dazu auch schon Gespräche.“ Sehr wahrscheinlich ist, dass Rheumapatienten künftig in einer größeren Praxis und mehrmals die Woche ins Octamed kommen können.

In einem Gespräch zum fünfjährigen Bestehen des Ärztezentrums stellten Maywald und Carsten Stubbe, Chef der Linden- Apotheke, neue Ideen vor, wie die Weiterentwicklung der ambulanten Angebote in Rauschwalde gehen könnte und wie vor allem auf demografischen Wandel und Ärztemangel, aber auch Veränderungen in der Apothekenlandschaft reagiert werden könnte und sollte.


Carsten Stubbe, zu dessen Linden-Apotheke auch die Carolus-Apotheke und die Robert-Koch-Apotheke in Weinhübel gehören, zieht vor allem aus der Bedrohung durch Internetapotheken seine Konsequenzen. Er schließt die Apotheke im Octamed zum 31. Dezember und konzentriert sich auf den Ausbau des Hauptstandortes, nämlich der Linden-Apotheke im Ärztekomplex auf der Reichenbacher Straße. Sie soll in zwei bis drei Bauabschnitten vergrößert und modernisiert werden. „Wir wollen unsere Beratungs- und Lagerungskapazitäten fast verdoppeln“, sagt Stubbe, der die Linden-Apotheke 1996 gründete und 50 Mitarbeiter hat. Keiner der Angestellten verliert durch die Schließung der Carolus-Apotheke seinen Job. Bis auf einen Kollegen, der in den Ruhestand geht, bleiben alle. Als Grund für den Rückzug aus dem Octamed gibt Carsten Stubbe an, dass die Carolus-Apotheke in fünf Jahren Octamed zwar eine gute Entwicklung genommen habe, aber doch als ein „ruhigeres Beratungsangebot“ zu beschreiben sei. Bei der Linden-Apotheke seien Dynamik und Entwicklung ganz anders. 750 000  Euro will er dort investieren, inklusive moderner Technik. Einen Roboter, der beim Arzneimittel heraussuchen hilft, gibt es jetzt schon. Er sei aber in die Jahre gekommen und soll durch ein moderneres Modell ersetzt werden. Stubbe ist es enorm wichtig, den Angeboten aus dem Internet Paroli zu bieten. Deshalb plant er eine digitale Filiale. „Wir gehen im Januar oder Februar online, Kunden können bis 13 Uhr Medizin über Internet bei uns bestellen und sie am selben Tag abholen, inklusive Beratung natürlich.“ Wer nicht kommen kann, wird von einem der sechs Autos beliefert, die im Umkreis von 25 Kilometern von Görlitz fahren.


Stubbe ist der Auffassung, die Stadt komme mit weniger Apotheken, nicht aber mit weniger Ärzten klar. Auch das sei ein Grund, im Octamed Platz frei zu machen. Zwei Praxen hätten im Erdgeschoss Platz. André Maywald spricht von baulichen Veränderungen, die etwa bis 2019 abgeschlossen sein könnten. Weitere Ärzte für das Zentrum, das zwar hinter dem Carolus-Krankenhaus ist, aber nicht zu diesem gehört, seien kein Problem. „Wir bekommen viele Anfragen“, sagt André Maywald, aber räumlich war bislang nicht mehr möglich.“ In fünf Jahren habe sich das Octamed spürbar entwickelt, aber es gebe noch Dinge, die zu verändern seien. So wolle seine Genossenschaft die Einstiegsschwelle für neue Ärzte niedrig halten, aber auch Abläufe optimieren, Wartezeiten verkürzen. Dazu gibt es unter anderem eine Zusammenarbeit mit dem Bereich Gesundheitsmanagement der Hochschule Zittau-Görlitz. Eine gerade fertig gewordene Bachelorarbeit befasst sich mit Patientendurchläufen und biete viele spannende Empfehlungen. Diese sollen demnächst mit den Ärzten im Octamed besprochen werden. Acht arbeiten im Haus, dazu drei im Angestelltenverhältnis, plus etwa 40 weitere Mitarbeiter. Etwas, was Maywald angestrebt hatte, ließ sich nicht umsetzen: eine gemeinsame Anmeldung im Erdgeschoss. „Das ging rechtlich nicht, weil es eigenständige Praxen sind, in einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) ist das etwas anderes.“

Ein solches chirurgisches MVZ öffnet im Februar im benachbarten Malteser-Krankenhaus St. Carolus. Das Klinikum will zudem im kommenden Jahr entscheiden, ob es auch ein solches Zentrum einrichtet. Maywald begrüßt diese Pläne. Es müsse gemeinsames Ziel sein, zusammenzuarbeiten. „Es ist unverzichtbar, jeden in das System einzubeziehen.“ Damit der Patient schneller seinen Befund hat und seine Therapie bekommt. Maywald: „Die Bevölkerung zu versorgen, heißt auch, stabile ambulante Strukturen zu haben.“