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Obst aus Flieger landet als Matsch auf Autos

Eine Schneise aus Essenresten auf einem Grundstück in Gebelzig ärgert und verwundert.

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Von Carla Mattern

Na das war ja ein großer Vogel, denkt Barbara Pinkert, als sie am Montagnachmittag in ihr Auto einsteigt. Durch die Frontscheibe kann sie kaum durchsehen. Als sie nach rechts und links schaut, das gleiche Bild. Doch nicht Vogelkot, Eis oder Schnee sind schuld. Etwas Buntes und Klebriges hat ihr Auto verschmutzt. Als sie aussteigt, sieht sie das Dilemma. Auch auf dem Dach sind solche Spuren. Und auf dem Auto von Tochter Simone, auf dem Hundezwinger, an Fensterscheiben in mehreren Etagen, an Jalousien, auf dem Dach. Etwa 50 Meter breit und 100 Meter lang schätzt Barbara Pinkert die Schneise aus irgendetwas Ungewöhnlichem, das da nicht hingehört.

Die Bewohner des Grundstücks an der Gröditzer Straße in Gebelzig staunen nicht schlecht, als sie feststellen, dass Reste von Obst und Gemüse über dem Grundstück niedergegangen sind. „Wir haben irgendwelche Körner gesehen und Fruchtfleisch. Sah aus wie Melone, Papaya und auch roter Paprika war dabei“, sagt Barbara Pinkert. Sie muss los nach Niesky zur Sparkasse. Auf dem Parkplatz starrt ein Mann ihr verschmiertes Auto an und fragt, was sie denn damit gemacht habe. Auch an der Tankstelle, wo sie das Auto waschen lässt, wird es ungläubig bestaunt.

Barbara Pinkert, die vor zehn Jahren mit der Familie von Görlitz nach Gebelzig gezogen ist, hat da längst einen Verdacht. Über dem Grundstück fliegen in großer Höhe Flugzeuge, abends beispielsweise ein großes Frachtflugzeug. Im Gemeindeblatt hat sie mal gelesen, dass eine Flugroute aus dem Norden Europas in den Süden über die Oberlausitz führt. Wieder zu Hause, will sie es wissen. Sie sucht sich eine Telefonnummer vom Luftfahrt-Bundesamt. Dann spricht sie noch mit jemandem vom Flughafen in Dresden und mit jemandem von der Landesluftfahrtbehörde Sachsen.

Flugzeugexperten dazu befragt

Doch irgendwie fühlen sich alle nicht zuständig, verweisen an andere Stellen. Doch wenn sie schildert, wie diese vermatschten Essenreste aussehen, dann haben alle Gesprächspartner davon eine Vorstellung. Sie können aus einem Flugzeug stammen, aus einem Ferienflieger aus oder in Richtung Süden, wird ihr bestätigt. Vielleicht wurden die weichen oder flüssigen Reste über eine Flugzeugtoilette entsorgt, wird vermutet. Der Dresdner Behördenmensch gibt ihr den Tipp, bei der Polizei eine Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten. Aber das erscheint Barbara Pinkert nicht sinnvoll. Sie will nicht noch mehr Zeit damit verbringen, ohne dass etwas herauskommt. Schließlich muss sie die Spuren auch noch wegputzen.

Im August des vergangenen Jahres waren auf einem Nieskyer Grundstück fünf Eisklumpen aus heiterem Himmel heruntergekommen. Daran erinnert sich Barbara Pinkert, als sie ihr Grundstück anschaut, um die Essenspuren zu begutachten. Damals hatte ein Polizeisprecher bezweifelt, dass ein Tatverdächtiger ermittelt werden könne. Oft seien mehrere Flugzeug gleichzeitig im Luftraum unterwegs.