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Obi-Mitarbeiter streiken in Ottendorf

Sie wurden von Beschäftigten von Kaufland und Ikea unterstützt. Ihre Forderung: sechs Prozent mehr Lohn.

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© Thorsten Eckert

Ottendorf-Okrilla. Tarife woll’n wir wieder, auch für die Ottendorfer Biber. – Mit diesem Spruch auf dem Plakat zogen am gestrigen Freitag die Mitarbeiter des Obi-Marktes in Ottendorf-Okrilla vor ihre Filiale. Biber, das ist dabei eine Anspielung auf das Werbetier der Baumarkt-Kette. Zu lesen war auch ein Plakat mit der Aufschrift „Gutes kann so billig sein. Gilt das auch für uns?“

Lautstark machten sie mit Pfeifen und Sprechchören auf ihre Forderungen aufmerksam. Nach Angaben von Sonja Zimmer von Verdi Ostsachsen demonstrierten rund 150 Frauen und Männer für ihre Rechte. Die Obi-Mitarbeiter wurden dabei allerdings von Kollegen aus Dresden, Radebeul und Pirna unterstützt. Außerdem standen ihnen Mitarbeiter von zehn Kaufland-Filialen zwischen Zittau und Dresden zur Seite. Unterstützung kam auch von Ikea-Angestellten aus Dresden. Der Betrieb in der Obi-Filiale ging auch während des Streiks weiter.

„Die Beschäftigten spüren, dass es um eine Richtungsentscheidung geht. Wir wollen mehr Wertschätzung für die Beschäftigten im Einzel- und Versandhandel, die meisten Arbeitgeber sehen die Beschäftigten allerdings nur als Kostenfaktoren. Dagegen setzen die Streikenden beeindruckende Zeichen, dagegen gehen sie auf die Barrikaden“, sagte Verdi Verhandlungsführer Jörg Lauenroth-Mago. Nach seinen Angaben waren am Freitag mehr als 300 Einzelhandelsbeschäftigte auf den Beinen. „Der Marktführer unter den Baumärkten zahlt zu wenig. Tarifverträge sind bei Obi ein Fremdwort. Wir fordern Obi zum Abschluss eines Anerkennungstarifvertrages auf“, so Lauenroth-Mago. „Die Arbeitsbedingungen im Einzel- und Versandhandel müssen sich deutlich verbessern. Man kann nicht einfach zusehen, wie fast 70 Prozent der Einzelhandelsbeschäftigten in der Altersarmut landen“, so Verhandlungsführer Lauenroth-Mago.

Zum 31. Mai 2017 wurden die Gehalts- und Lohntarifverträge für den Einzel- und Versandhandel gekündigt. Die ver.di Forderungen sind dabei eine Anhebung der Gehälter und Löhne um sechs Prozent zum 1. Juni 2017, eine 50 Euro Vorweganhebung in den beiden unteren Gehalts- und Lohngruppen, einhundert Euro höhere Ausbildungsvergütungen. Die Tarifverträge sollen für alle gelten und für zwölf Monate abgeschlossen werden.

Nach Angaben Verdis gilt der Tarifvertrag für den Einzelhandel nur für Obi-Beschäftigte, die vor dem Jahre 2000 eingestellt wurden. „Für die Nr. 1 im Baumarktbereich ist das eine Schande“, erklärte Lauenroth-Mago. Eine Vollzeitkraft ohne Tarifvertrag verdiene derzeit 2 147 Euro. Die Gewerkschaft hatte schon im April und im Mai zu Streiks in den mitteldeutschen Baumärkten aufgerufen. Damals beteiligten sich 140 und 250 Beschäftigte. (SZ/td)