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Obersorbisch per Mausklick

Rund 130 Stunden Selbststudium stehen hinter dem ersten interaktiven Sorbisch-Sprachkurs für Einsteiger. Doch das soll bald noch mehr werden.

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© Robert Michalk

Von Miriam Schönbach

Bautzen. Ein paar Vokabeln kennen wohl die meisten. „Dobry dŸeñ“ begrüßen sich die Sorben. Mit „DŸakuju so“ wird sich bedankt und zum Abschied heißt es „Božemje“. Wer jedoch schon immer seinen sorbischen Wortschatz vergrößern wollte, kann nun Obersorbisch per Mausklick lernen. Hinter dem Sprachkurs für Einsteiger stehen rund 130 Stunden Selbststudium. „Damit haben wir eine Grundlage für alle Interessierten, auch außerhalb der Lausitz, die unsere Sprache lernen möchten“, sagte Jan Budar, Direktor der Stiftung für das sorbische Volk, bei der Präsentation des Projektes „Sorbisch online lernen“ am Freitag.

Mit dem interaktiven Sprachlernkurs ist die Stiftung für das sorbische Volk wieder einen Schritt weiter, die Präsenz der sorbischen Sprache auf eine annähernd gleiche Stufe mit anderen Sprachen zu stellen. Bereits seit 2013 bemühen sich einzelne Initiativen und Einrichtungen, Projekte zur sorbischen Sprache in den neuen elektronischen Medien anzuschieben. Finanziell erhielten die Ideen vor zwei Jahren eine solide Basis. Bis Ende 2018 stellen Bund und Länder Sachsen und Brandenburg zusätzliche Mittel von mehr als 1,9 Millionen Euro für unterschiedliche Online-Vorhaben zur Verfügung.

Den Auftrag für das erste Selbstlernprogramm erhielt im vergangenen Jahr das Multimediale Sprachlern-Zentrum (MSZ) der TU Dresden. Vor der eigentlichen Arbeit am Anfängerkurs haben die Wissenschaftler Interessierte nach ihren Motiven zum Sorbisch-Lernen befragt. „Es war eine Mischung“, sagt Projektkoordinatorin Karin Schöne, „Einige wollen sich mit ihrem sorbischen Partner besser unterhalten, andere wollen ihre Witaj-Kinder im Alltag begleiten können und manche gaben an, dass sie es für die Arbeit brauchen.“ Bei der Entwicklung des Kurses arbeitete das MSZ unter anderem mit dem Witaj-Sprachzentrum, dem Sorbischen Institut, mit Programmierern sowie dem Illustrator Stefan Hanusch zusammen. Schließlich beginnt jedes der acht Kapitel mit einem hörbaren Comic. Insgesamt sind 180 Bilder entstanden. Für Dialoge, Vokabeltrainer und über 500 Aufgaben haben 16 Sprecher drei Tage lang Texte eingesprochen. Die Trainingseinheiten zu den Themen Familie, Wohnort, Einkaufen, Freunde, Hobbys und Berufsleben umfassen Wortschatz, Aussprache und Grammatik. In den Wortschatzlisten finden sich 1 640 Einträge.

Exkursionen zu Geschichte und Kultur

Eingebettet ist der Sprachkurs in ein Abenteuer, in dessen Mittelpunkt das sorbisch-deutsche Paar Marja und Jan stehen. Als Belohnung für gelöste Aufgaben gibt es zum Beispiel sorbische Sprichwörter, Witze auf sorbisch oder auch Musik. Sogenannte Exkursionen bieten Informationen rund um die Geschichte sowie zum kulturellen Leben in der Lausitz und zum Obersorbischen. Die Macher versprechen, dass man sich schon nach wenigen Lektionen mit einfachen Mitteln verständigen kann. Dabei ist der Kurs „Sorbisch Online Lernen“ kostenlos. Die Nutzer müssen sich nur über die Internetseite registrieren.

Doch das Projekt ist noch nicht beendet. „Derzeit arbeiten wir an zwei weiteren Lernstufen für Obersorbisch sowie an der niedersorbischen Variante des Lernprogramms, sagte MSZ-Leiterin Antje Neuhoff. Parallel entstehe eine Version mit Englisch als Ausgangssprache, um Lernende außerhalb Deutschlands zu erreichen. Ende 2018 soll das Projekt „Sorbisch Online Lernen“ abgeschlossen sein, in das 840 000 Euro aus dem Bund und den Ländern Sachsen und Brandenburg fließen. – Darüber hinaus wird aber noch an weiteren multimedialen Vorhaben zum Erhalt der sorbischen Sprache gearbeitet. So soll noch in diesem Quartal die sorbische Rechtschreibprüfung online gehen. Auch ein digitales Sorbisch-Lehrbuch für Schüler oder eine digitale, sorbische Bibliothek werden geplant.

https://sprachkurs.sorbischlernen.de