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Oberlausitzer Pumphut als erzgebirgischer Holzkopf

Heiko Harig schenkt dem Hexenmeister ein Räucher-Leben. Die Figur ist eine gefragte Rarität.

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© Uwe Schwarz

Von Uwe Schwarz

Mächtig gewaltig! Der Pumphut räuchert im Advent. Was der markige Spruch der Olsenbande und überhaupt das dänische Gaunertrio mit dem in der Oberlausitz gehuldigten Hexenmeister zu tun hat? Wer hätte es gedacht: Sie alle sind aus dem gleichen Holz geschnitzt!

In der Mönchswalder Bergbaude in Wilthen zeigt Tourismuschef Heiko Harig stolz und selbstverständlich im Pumphut-Kostüm den im Erzgebirge hergestellten Pumphut-Räuchermann.
In der Mönchswalder Bergbaude in Wilthen zeigt Tourismuschef Heiko Harig stolz und selbstverständlich im Pumphut-Kostüm den im Erzgebirge hergestellten Pumphut-Räuchermann. © Uwe Schwarz

Noch besser: Egon, Benny, Kjeld und sogar Yvonne sind auf der gleichen Werkbank entstanden wie der Pumphut, nur ein paar Jahre früher. Die Werkbank steht im erzgebirgischen Neuhausen bei Seiffen und gehört dem Holzkünstler Armin Braun, einem leidenschaftlichen Räucherfigurenhersteller. 20 Jahre ist er selbständiger „Männelmacher“, nach 30 Berufsjahren als Maschinenbauer in einem Metallbetrieb.

65 verschiedene Räucherfiguren stammen von Armin Braun. Unter anderen die Olsenbande. Und seit diesem Jahr nun auch der Pumphut. Dem personifizierten Pumphut Heiko Harig aus Wilthen hat der 66-Jährige damit einen lange gehegten Traum erfüllt. Dass der im 16. Jahrhundert gelebte Wandersmann nicht in Vergessenheit gerät, ist Harig nämlich wichtig, persönlich und als Chef der Touristischen Gebietsgemeinschaft Oberlausitzer Bergland und der Tourist-Information Wilthen: „Der Pumphut wanderte nicht nur durch die ganze Lausitz und bis ins Vogtland und nach Paderborn. Er machte auf seinen Wegen unsere Region bekannt, als Botschafter mit dem Schalk im Nacken. Ein Till Eulenspiegel der Oberlausitz, der bis heute seine Bedeutung nicht verloren hat.“

Viele Jahre überlegte Harig, wie er den Menschen einen Pumphut „an die Hand geben“ könnte – eine Figur als Souvenir zum erschwinglichen Preis. „Aus China hatte ich ein Angebot – 5 000 Pumphüte, das Stück zum Einkaufspreis von 90 Cent. Aber ich wollte den Pumphut doch nicht als Ramschware verheizen“, so Heiko Harig. Angeregt vom Werbegeschenk einer Brauerei kam ihm schließlich die Idee: Der Pumphut könnte räuchern in der Weihnachtszeit.“ Tannenduft und Kaminzauber aus Pumphut-Mund, ist dieser Gedanke wirklich mehr als Schall und Rauch?

Dass Handarbeit aus dem Erzgebirge natürlich seinen Preis haben würde, war Heiko Harig bewusst und so musste er im Hochsommer dieses Jahres erst einige Angst überwinden, ehe er bei Holzkünstler Braun anfragte. Für ihn sind solche Sonderwünsche kein Einzelfall. Er entwarf den Pumphut nach Bildern von der überlebensgroßen Figur in Wilthen und ein paar Recherchen zur ihm bis dahin unbekannten Sagenfigur. Aus exakt 40 kleinen hölzernen Einzelteilen setzte er die Räucherfigur schließlich zusammen. Das Gesicht handgemalt. Arme, Beine und Körper aus Fichtenholz, der Pump-Hut aus Buche, inklusive Wanderstock und markigem Cognacschwenker, erweckte ihn schließlich zum Räucher-Leben. „Eine Punktlandung!“, jubelt Heiko Harig heute noch. Er bestellte spontan 100 Stück.

Anfang November der Anruf aus dem „Weihnachtsland“: Artikel 122 – Räuchermann Pumphut – ist fertig. Harig machte sich persönlich auf den Weg, um ihn abzuholen. Wohl wissend, dass die Hälfte auf direkten Weg in die Mönchswalder Bergbaude gehen würde. Und der Rest schaffte es kaum in Harigs Büro. Innerhalb einer Woche waren alle seine Räucherfiguren weg. Der Preis von 39 Euro für ein Stück originelle und originale Handarbeit schreckte niemanden ab. Dass Harig selbst dabei kein großes Geschäft macht, ist ihm egal: „Ich freue mich über die Heimatverbundenheit der Menschen. Dass sich viele Einheimische mit dem Pumphut identifizieren, ist mir in diesen Tagen einmal wieder so richtig bewusst geworden.“

Inzwischen hat Heiko Harig die nächsten 100 hölzernen Pumphüte bei Armin Braun in Neuhausen geordert. Gerade eine ziemliche Herausforderung für den Erzgebirgler. „Bei uns ist jetzt Hochkonjunktur. Aber es könnte schon sein, dass noch ein paar Exemplare in Wilthen ankommen so kurz vor dem Fest.“ Zu haben ist der Räuchermann übrigens tatsächlich nicht im Handel, sondern nur in der Tourist-Info in Wilthen und der Mönchswalder Bergbaude. Selbst Armin Braun hat nur ein unverkäufliches Musterexemplar in seiner Werkstatt und da ist der Pumphut in allerbester Gesellschaft mit Charlie Chaplin und dem Stollenmädchen, Sherlock Holmes und Dr. Watson, August dem Starken und Gräfin Cosel… Und eben der Olsenbande. Mächtig gewaltig, Pumphut!