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Firmen spüren die Krise in China

Das bevölkerungsreichste Land der Erde ist Abnehmer und Lieferant zugleich – und bedeutsamer, als es scheint. Auch für Unternehmen aus der Oberlausitz.

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© Matthias Weber

Tilo Berger

Oppach/Neukirch. Kleberoboter aus Oppach sind rund um die Erde gefragt. In vielen großen Fahrzeugfabriken fügen die Maschinen der ATN Hölzel GmbH Autoscheiben und Cockpits in die Karossen ein. Fast alle namhaften Autohersteller betreiben eines oder mehrere Werke in China. Doch seit eine tiefgreifende Wirtschaftskrise das bevölkerungsreichste Land der Erde erschüttert, stockt der Absatz an Autos. Das spürt auch die ATN GmbH in Oppach mit ihren 265 Mitarbeitern: „Momentan haben wir einen Auftragsrückgang aus China zu verzeichnen“, berichtet Unternehmenssprecher Ronny Gutte, schränkt aber ein: „Dies machen wir aber nicht nur an der Wirtschaftskrise fest, sondern auch an einer zunehmenden Auftragsvergabe innerhalb des chinesischen Marktes.“

Für 2015 liegen noch keine Zahlen vor. 2014 lieferte ATN elf Anlagen nach China und erzielte allein damit einen Umsatz von 15,5 Millionen Euro. Der chinesische Markt ist den Oppachern so wichtig, dass sie dort drei Niederlassungen betreiben – in Changchun, Shanghai und der Hauptstadt Peking.

Trendwende wird kommen

Eng verflochten mit dem Reich der Mitte ist auch der Werkzeugmaschinenbauer Trumpf mit Stammsitz im baden-württembergischen Ditzingen. In Neukirch beschäftigt Trumpf 432 Mitarbeiter, die für China vor allem Lasertechnik bauen – Technik, die dort nach wie vor gefragt ist. Anders bei Werkzeugmaschinen. In China selbst beschäftigt der Konzern 1 221 Mitarbeiter, die dort vor allem Werkzeugmaschinen produzieren.

Allerdings treten die Abnehmer dieser Technik im Moment auf die Bremse, berichtet Unternehmenssprecher Andreas Möller. „Trumpf ist von der aktuellen Marktschwäche in China betroffen.“ Als Grund gibt das Unternehmen an, dass der Werkzeugmaschinenbau von der Bauindustrie oder vom Maschinenbau gezogen werde: „Wir sind ein Seismograf der wirtschaftlichen Entwicklung und spüren sehr früh, was kommt.“ Aufgrund der bestehenden Überkapazitäten in vielen Branchen würden derzeit Trumpf-Erweiterungsinvestitionen in China zurückgestellt. Vorerst ginge das Unternehmen auch von keiner Erholung des chinesischen Marktes aus. Trumpf zweifle aber mittelfristig nicht an einer Trendwende.

Sowohl Lieferant als auch Kunde ist China für die C. H. Schäfer Getriebe GmbH in Ohorn. Das Unternehmen mit rund 160 Mitarbeitern bezieht über deutsche Handelsfirmen aus China verschiedene Getriebegehäuse aus nichtrostendem Stahl sowie Wälzlager. In das asiatische Land liefern die Ohorner kleine Getriebe für Maschinen der Getränkeabfüllindustrie und Kompressorenindustrie sowie weitere Anlagen. 2015 brachten die Lieferungen nach China einen Umsatz von etwa 90 000 Euro, „Tendenz fallend“, berichtet Geschäftsführer Peter Schäfer.

Handelsbeziehungen mit China pflegt auch die österreichische Schweighofer-Gruppe, die in Kodersdorf ein Sägewerk betreibt. Aus China bezieht Schweighofer Ersatzteile für Maschinen, und in das asiatische Land liefert das Unternehmen große Mengen an Rundholz und Schnittholz – allerdings nicht aus dem Kodersdorfer Werk, berichtet Firmensprecher Klaus Kraigher. „Da der Holzhandel global ist, sind Veränderungen in China in der Branche spürbar. Holzindustrie Schweighofer ist jedoch breit aufgestellt und exportiert in rund 70 Länder weltweit.“

Ausfuhren deutlich gesunken

In den Chefetagen anderer Oberlausitzer Unternehmen dagegen herrscht zum Thema China Schweigen. Die Geschäftsführung der Stahlbau Oberlausitz GmbH in Neugersdorf lässt ausrichten, dass „diesbezüglich keine Auskunft gegeben“ wird. Und Thomas Kaulitz, Geschäftsführer des Bautzener Traditionsbetriebes Perfecta Schneidemaschinenwerk GmbH, bestätigt lediglich, „dass wir eine enge Geschäftsbeziehung mit China haben. Das resultiert auch hauptsächlich daraus, dass China für uns ein Markt mit sehr großem Absatzpotenzial ist.“

Wie eng die hiesige Wirtschaft mit der chinesischen verflochten ist, beweisen Zahlen der Industrie- und Handelskammer (IHK) Dresden. In kein anderes Land exportieren sächsische Firmen so viel wie ins Reich der Mitte – 2015 allein im Wert von fast 5,6 Milliarden Euro. Allerdings waren das rund 13 Prozent weniger als 2014, als sich die Ausfuhren nach China noch auf gut 6,4 Milliarden Euro summierten. Anders gesagt: Der Rückgang an China-Exporten liegt in der gleichen Größenordnung wie die gesamten Ausfuhren nach Russland. Gut für die sächsische Wirtschaft, dass 2015 die Exporte in die USA um 37 Prozent auf rund 4,6 Milliarden Euro zugelegt haben. „Sonst hätte die sächsische Exportwirtschaft unter dem Strich ein ziemlich dickes Problem“, resümiert IHK-Sprecher Lars Fiehler. Nach China liefern sächsische Firmen vor allem alles rund ums Auto sowie elektrotechnische Erzeugnisse.