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Oberhäslich oder oberhässlich?

Den Namen des Ortsteils von Dippoldiswalde finden vor allem Fremde oberwitzig. Die Einwohner stehen da drüber, aber nicht bei Diebstählen.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Oberhäslich. Es kommt gar nicht so selten vor, dass Autofahrer auf der Bundesstraße B 170 anhalten und Fotos vom Ortseingangsschild von Oberhäslich machen. Das Schild ist nicht schöner als andere. Der Grund dafür ist ein Lesefehler. Richtig heißt es Oberhäslich mit langem „ä“ und weichem „s“. Schließlich bedeutet der Name ja Ort am Haselbusch und wurde in früheren Zeiten auch „Heselicht“ geschrieben, wie in den Chroniken der Stadt Dippoldiswalde zu lesen ist. Wer aber Böses will, liest es mit kurzem „ä“ und einem kräftigen „s“. Und dann heißt es eben nicht nur „hässlich“, sondern sogar noch mehr als das. Die Oberhäslicher stehen da schon lange drüber. Sie wissen, wie ihr Ort heißt und ausgesprochen wird. Wenn es andere nicht wissen, dann ist das deren Problem. Anders wird das aber, wenn daraus ein Sicherheitsproblem wird. Denn des Öfteren bleibt es nicht dabei, dass Scherzbolde ein Foto vom Ortsschild machen und ins Internet stellen. Immer wieder wird das Schild gestohlen, und da hört der Spaß auf.

Denn dann ist erst einmal unklar für die Autofahrer, wo der Ort beginnt. Auf der B 170 sind sowieso viele mit Karacho unterwegs, wenn die dann ungebremst in den Ort hineinfahren, ist das Sicherheitsproblem da. Daher hat sich Ortsvorsteher Falk Ullrich (Freie Wähler) im Technischen Ausschuss des Stadtrats an die Verwaltung gewandt. Solche Diebstähle seien jetzt mehrfach vorgekommen.

Der Vorschlag des Ortsvorstehers lautet, die Schilder nicht mehr einfach anzuschrauben, wie es bisher üblich ist, sondern eine gesicherte Befestigung zu wählen. Das würde der Stadt im ersten Moment Zusatzaufwand bringen, aber auf Dauer Geld sparen. Denn nach jeder Dieberei ein neues Ortsschild zu besorgen und montieren, kostet ja auch. Oberbürgermeister Jens Peter (Freie Wähler) bedankte sich für die Anregung und versprach, zu prüfen, ob das technisch zu lösen geht. Oberhäslich ist ja nicht der einzige Ortsname, über den sich Fremde wundern. Dem benachbarten Dippser Ortsteil Elend geht es auch nicht besser. Jedoch hat dieser Ort den Vorteil, dass er nicht an der Bundesstraße liegt, daher auch weniger Fremde durchkommen. Wie bekannt Oberhäslich mit seinem missverständlichen Namen ist, zeigt das Internet. Die Bildersuche von Google liefert auf Anhieb fast zwanzig Fotos von dem Oberhäslicher Ortseingangsschild. Von Dippoldiswalde oder auch größeren Ortsteilen wie Reichstädt finden sich höchstens vereinzelte Schilder im weltweiten Netz.

Immer wieder amüsieren sich auch Uhrenjournalisten darüber. Dass sie ausgerechnet auf dem Weg zu den Nobelfirmen in Glashütte durch Oberhäslich und an Elend vorbeikommen, kommt ihnen schon kurios vor. Aber mit seinem Namen ist Oberhäslich auch weit über Sachsen hinaus bekannt geworden. So hat es der Ort in die Liste von Radio Hamburg geschafft, wo die skurrilsten Ortsnamen von Deutschland gesammelt wurden. Dort steht das Dorf in einer Reihe mit Orten wie Hundeluft, Katzenhirn, Warzen oder Poppendorf. Aber wie in Oberhäslich lebt es sich auch dort wahrscheinlich ganz gut, wenn nicht gerade wieder jemand das Ortsschild geklaut hat.