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Obercunnersdorfer rückt Zittauer Gebirge ins Bild

Günter Schäfer macht Wanderungen zu Multimedia-Vorträgen. Diesmal fand er Überraschendes gewissermaßen vor der Haustür.

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© Matthias Weber

Von Anja Beutler

Ausgerechtet ein „Zugereester“ will den Einheimischen etwas über das Zittauer Gebirge erzählen! Günter Schäfer muss lachen. Ein bisschen über seine Idee, einen Multimediavortrag ausgerechnet über das Zittauer Gebirge zu machen. Ein bisschen lacht er aber wohl auch über die Frage, ob er denn nicht eigentlich inzwischen ein Einheimischer ist. Seit den 60er Jahren ist der in Thüringen aufgewachsene Mann nun schon in der Oberlausitz. Seit 1975 lebt er mit seiner Familie in Obercunnersdorf, wo er sich auch heute noch in seinem Häuschen mit Blick über Felder und das leicht gewellte Land zu Hause fühlt.

In diesem Sommer nun ist der 77-Jährige mit seiner Frau Rita an einem Tag am Hauptkamm des Zittauer Gebirges entlang, von Ost nach West, einmal „querdurch“ gewandert. Eine interessante Strecke, die er in einer neuen Multimediaschau dem Publikum präsentieren wird. Premiere ist im Eibauer Faktorenhof am heutigen Donnerstag. Ein weiteres Mal zu erleben ist Schäfer mit seinen rund 100 Minuten über dieses kleine, aber abwechslungsreiche Gebirge, am 10. Dezember. Wer an diesem Tag an der Fackelwanderung zum Hochwald teilnimmt, kann anschließend in der Hochwald-Baude von Schäfers Erlebnissen hören und sehen.

Gesehen und erlebt hat der Mann mit dem gemütlichen weißen Vollbart einiges: „Ich schaue mir beim Wandern schon genau an, ob ich auf Granit oder Sandstein laufe, ob Buchen oder Fichten meinen Weg säumen oder ob am Wegesrand typische Pflanzen wie der Fingerhut zu finden sind“, erklärt er. Und all das – angereichert mit Geschichten über die einzelnen Orte, über Menschen und Landstriche, die er dabei passiert – verwebt Schäfer in seinem Vortrag dann zu einer runden Sache.

Dass seine Präsentation mehr als nur ein Lichtbild-Vortrag ist, wird schnell klar: Der Obercunnersdorfer hat einen Film kreiert, den er zum Teil auch bereits mit Ton und Musik versehen hat. Den Großteil erklärt er aber live vor Ort mit dem Saal-Mikro in der Hand. „Das ist gar nicht so einfach, ich bin ja nicht so der Typ fürs Auswendig-Lernen“, sagt er. Aber bislang hat seine Art, von Reisen zu berichten, den Nerv der Zuhörer getroffen: Über Riesengebirge, Hohe Tatra und Westtatra oder auch Südtirol hat er bereits Vorträge gehalten.

Angefangen hat das 2008 mit seinem Buch über das Riesengebirge „Drei Länder, fünf Gebirge, sieben Tage“. „Eigentlich war das eher als eine Art Buchpräsentation gedacht“, erinnert sich Schäfer. Am Ende schuf er eine Kombination aus Video und Fotos, die sich zu einem eigenen Werk mauserte. Und noch etwas hat sein Buch ihm deutlich gemacht: Er hat durchaus Talent zum Geschichtenerzählen. Das merkt man dem geselligen, offenen Mann mit der dunklen Bassstimme schnell an. Er spricht gern mit Menschen, man hört ihm gern zu.

Beruflich hatte der Vater dreier erwachsener Kinder eher weniger mit Erzählen zu tun. Als Offizier der NVA unterrichtete er an der Löbauer Offiziershochschule zum Thema Verbrennungskraftmaschinen. „Ich habe dabei viel wissenschaftlich gearbeitet und in Fachzeitschriften publiziert, erinnert sich der Mann mit Doktor- und Ingenieurstitel. Der Stil solcher Veröffentlichungen war aber – auch sprachlich – ein gänzlich anderer. „Als ich das Buch über das Riesengebirge geschrieben habe, war das für mich wie eine Entspannung – und es hat Spaß gemacht“, erzählt er.

Diesen Spaß am Wandern, Entdecken und Erleben hat auch er erst später in seinem Leben entdeckt. Im Familienurlaub sei er mit Frau und Kindern gelegentlich unterwegs gewesen. Jetzt wandert er mit seiner Frau regelmäßig. „Wir haben uns der Neugersdorfer Wandergruppe angeschlossen, waren aber auch schon mit dem Oberlausitzer Kleeblatt oder dem Alpenverein unterwegs“, sagt er. Seine Gäste will er ebenfalls mit dem Wandervirus anstecken. „Ich bin kein Sportwanderer, mag es eher gemütlich“, betont er. Allerdings schaut er zu Fernseh-Bekanntheiten wie Reinhold Messner oder Naturfilmer Dirk Steffens auf, die natürlich mit anderer Ausrüstung faszinierende Filme machen. „Da kann ich nicht mithalten, ich filme mit einer kleinen kompakten Kamera, die an meinem Rucksack hängt“, sagt er. Seine Informationen zur Strecke findet er in Wanderführern, im Internet oder in Gesprächen. „Ich bin kein Experte“, sagt er. Aber freut er sich, wenn ihm Jung und Alt lauscht. „Vielleicht sind meine Bilder nicht immer perfekt, dafür aber authentisch.“

Die Premiere findet heute im Faktorenhof Eibau um 19 Uhr statt. Karten vorbestellen unter 03586 702051 oder per E-Mail; Kosten: 3 Euro.