Von Christoph Scharf

Nossen. Unaufgeregt, geduldig, meist gut gelaunt: So kennen die Nossener ihren Bürgermeister Uwe Anke. Jetzt können sie froh sein, dass der 44-Jährige noch lebt. Denn der Parteilose hatte am Montagabend einen schweren Unfall auf der A 4. Ein Foto der Feuerwehr Nossen, die ihren eigenen Bürgermeister retteten, zeigt die Auswirkungen: Der Renault ist völlig zerstört. Ein Wunder, dass Uwe Anke schon wieder neben dem Auto stand, als die Retter an der Unfallstelle nahe der Auffahrt Siebenlehn eintrafen. Mit im Wagen saß der sechsjährige Sohn des Bürgermeisters. Beide mussten ins Krankenhaus gebracht werden – auch der Fahrer eines vorausfahrenden Transporters, mit dem der Renault des Bürgermeisters kollidierte.

Zum Unfallhergang wollte sich das Stadtoberhaupt gestern noch nicht äußern. „Ich bin bisher noch nicht mal von der Polizei befragt worden“, sagt Uwe Anke. Wichtiger ist ohnehin, dass es ihm und seinem Sohn „den Umständen entsprechend gut“ geht. Die Schmerzen seien auszuhalten, eine Entlassung aus dem Krankenhaus allerdings noch nicht absehbar. „Dazu können die Ärzte noch nichts sagen.“

Jetzt ist Geduld gefragt: Schließlich sollen die Verletzungen bei allen Unfallbeteiligten wieder komplett heilen. Beide Fahrzeuge – der Renault Megane und der Kleintransporter – waren bei dem Unfall in den Straßengraben geschleudert worden. Dennoch musste die Autobahn zur Bergung zeitweise vollständig gesperrt werden. Im Einsatz waren die Kameraden der Stadtfeuerwehr Nossen, die vom Zusammentreffen mit ihrem Bürgermeister völlig überrascht waren. Nun wünschen sie dem Bürgermeister gute Besserung – genauso, wie viele andere Einwohner. „Bei mir haben sich nach dem Unfall schon ganz viele Leute gemeldet, vielen Dank!“, sagt Uwe Anke.

Bis auf weiteres liegt er im Krankenhaus Freiberg – das war der Unfallstelle an der Abfahrt Siebenlehn am nächsten. Die wichtigsten Dinge klärte der bettlägerige Bürgermeister schon in langen Telefongesprächen mit dem Rathaus. Bis zu seiner Genesung führen Nossens Baudezernentin Carola Bieber und der Stadtrat und stellvertretende Bürgermeister Frank Beger (CDU) aus Perba die Geschäfte.

Zweimal mit Traumergebnis gewählt

Die Stadt an der Mulde steckt nach der Fusion mit den Nachbargemeinden Leuben-Schleinitz und Ketzerbachtal ohnehin noch in der Umstrukturierung. Zudem hatte gerade erst Kämmerer Conrad Seifert das Rathaus verlassen, um Bürgermeister in Hirschstein zu werden. Auch Bürgermeister Uwe Anke war lange Jahre Kämmerer in Nossen, bevor er 2006 zum ersten Mal zum Bürgermeister gewählt wurde. Damals errang er gegen seinen Herausforderer ein Traumergebnis von mehr als 95 Prozent – das er beim zweiten Antritt sogar noch übertreffen konnte. 2013 kam Uwe Anke auf einen Wert von 99,44 Prozent – damals allerdings als einziger Bewerber. Nun müssen die Nossener einige Zeit ohne ihren Bürgermeister auskommen.