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Nur noch 47 Minuten

Die Strecke von Dresden über Riesa nach Leipzig soll 17 Minuten schneller werden. Dafür baut die Bahn vor Riesa.

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© Sebastian Schultz

Von Antje Steglich

Der erste Zug, der 1839 über die Bahnlinie Leipzig-Riesa-Dresden ratterte, brauchte drei Stunden und 40 Minuten für die 117 Kilometer lange Strecke. Aktuell ist der ICE noch 64 Minuten unterwegs. In gut zehn Jahren sollen es nur noch 47 Minuten sein. Dafür baut die Deutsche Bahn bereits seit mehr als 20 Jahren an dem Verkehrsprojekt „Deutsche Einheit Nummer 9“. Und dafür soll nun der letzte „Schneckenabschnitt“ zwischen dem Abzweig Leckwitz und dem Zeithainer Bogendreieck beseitigt werden.

„Ich rechne optimistisch mit einem Baubeginn im Jahr 2020“, sagte der Projektleiter der Bahn, Klaus Riedel, gegenüber der Sächsischen Zeitung. Zurzeit stecke man aber noch in den letzten Zügen der Entwurfsplanung. Im Frühjahr nächsten Jahres solle die eingereicht werden, und das Planfeststellungsverfahren könne beginnen. Schon jetzt ist für ihn allerdings klar: Das wird kein einfaches Projekt. Nicht nur könne sich das Planfeststellungsverfahren durch nicht vorhersehbare Einwendungen hinziehen. Auch könne später nicht unter idealen Bedingungen gebaut werden: „Wir können die zweigleisige Strecke nicht komplett sperren, hier ist der Verkehr zu groß“, erklärte Klaus Riedel.

Statistisch gesehen rauschen hier jeden Tag immerhin etwa sechs Züge pro Stunde über die Gleise. Die alle umzuleiten, wäre Wahnsinn. Deshalb könnte nur unter einseitiger Sperrung gebaut werden, was wiederum mehr Zeit in Anspruch nehmen wird. Klaus Riedel rechnet deshalb auf diesem Abschnitt mit einem Bauende nicht vor 2024.

Dabei soll sich an der Linienführung der Strecke grundsätzlich kaum etwas ändern, kündigte Klaus Riedel an. Nur am Bahnhof Weißig baut die Bahn ein längeres Überholgleis ein, weshalb der Gleisbogen an dieser Stelle etwas aufgeweitet werden soll. In dem Rahmen wolle man zudem einige Gebäude abreißen lassen, da der Bahnhof schon seit 2003 nicht mehr für den Personenverkehr genutzt wird.

Die größte und teuerste Herausforderung wird aber Glaubitz sein, sagte Klaus Riedel. In dem Ort sollen beide Bahnübergänge an der Post- und an der Bahnhofstraße aufgelöst und durch eine Eisenbahnunterführung ersetzt werden. Die Straßen sollen also künftig unter den neu gebauten Eisenbahnbrücken hindurchführen, wofür auch der Haltepunkt an der Bahnhofstraße neu gebaut werden müsse. Der Hausbahnsteig, bei dem die Fahrgäste zurzeit noch durch das Bahnhofsgebäude gehen müssen, um zum Zug zu gelangen, gehört dann endgültig der Vergangenheit an.

Darüber hinaus ist der Bau einer Vielzahl von Schallschutzwänden entlang der Strecke geplant, das sei ein Ergebnis der schalltechnischen Gutachten. Demnach sollen die Wände vor allem dort entstehen, wo viele Wohnhäuser nahe der Bahnstrecke stehen. Das sei häufig Richtung Elbe der Fall. „Obwohl die Strecke durch den Ausbau nicht lauter wird“, erklärte der Projektleiter. Technisch gesehen würde der ICE bei den geplanten Höchstgeschwindigkeiten sogar leiser als bisher fahren. Und die Güterzüge könnten trotz des Ausbaus der Strecke auch nicht schneller als bisher, also mit maximal 100 bis 120 Stundenkilometer, fahren.

Für alle Maßnahmen zwischen Leckwitz und Zeithain rechnet Klaus Riedel mit Kosten von insgesamt etwa 100 Millionen Euro. Die Gesamtkosten des Verkehrsprojektes „Deutsche Einheit Nummer 9“ wurden einst auf knapp 1,5 Milliarden Euro geschätzt. Da steckt auch schon der Ausbau des Knotenpunktes Riesa einschließlich der Strecke bis zum Bogendreieck Zeithain drin. Dafür laufen jetzt bereits die Vorplanungen. Mit einem Baubeginn rechnet Klaus Riedel hier aber frühestens 2025.

Die Deutsche Bahn will Details zum Ausbau der Bahnstrecke Leckwitz-Zeithain öffentlich vorstellen.

Eine Veranstaltung dazu findet voraussichtlich am 26. Januar im Nünchritzer Ratssaal statt.