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Nur das Beste fürs Residenzschloss

Die Bauzeit ist kein Thema bei der Rekonstruktion. Das findet auch Finanzminister Unland gut.

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© Sven Ellger

Von Christoph Springer

Dresden. Es geht langsam voran. Sehr langsam. Mit millimeterfeinen Pinselstrichen. Nur wenn man ganz genau hinsieht, kann man erkennen, dass Ariane Bothe-Stadelmann tatsächlich Farbe aufträgt auf die Decke im Kleinen Ballsaal des Dresdner Schlosses. Sie gehört zu einem Team aus mehr als einem halben Dutzend Handwerkern, die mit ruhiger Hand die Decke und die daran anschließende Rundung des fast zwölf Meter hohen Raums bemalen und vergolden. „Qualität geht vor Zeit“, lautet das Credo, die beste Handwerkskunst ist gerade gut genug.

Der Lange Gang ist 100 Meter lang und verbindet das Johanneum mit dem Georgenbau. Er soll bis Ende 2019 rekonstruiert werden. Danach zieht die Rüstkammer ein.
Der Lange Gang ist 100 Meter lang und verbindet das Johanneum mit dem Georgenbau. Er soll bis Ende 2019 rekonstruiert werden. Danach zieht die Rüstkammer ein. © Sven Ellger

Auch Ulf Nickol, Chef der Dresdner Niederlassung des Staatsbetriebs Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB), lässt keinen Zweifel daran, während er vom Fortgang der Bauarbeiten im Residenzschloss berichtet. Der Kleine Ballsaal, der zum Georgenbau gehört, wurde beim Bombenangriff im Februar 1945 völlig zerstört. Die Außenwand zum Stallhof war weggebrochen, die gesamte kunstvolle Ausstattung vernichtet. Doch schon zu DDR-Zeiten, als ein Wiederaufbau des Schlosses undenkbar schien, gab es unmissverständliche Signale für die angestrebte Rettung des Prachtbaus in der Mitte der Stadt, berichtet Nickol. Der Kleine Ballsaal gehörte zur Baustelleneinrichtung für den Kulturpalast. „Schlitzohrig“ nennt das Nickol, während er auf dem Baugerüst steht, das zurzeit den gesamten Ballsaal ausfüllt. „Je höher man kommt, umso wertvoller wir die Ausgestaltung des Raums“, erklärt er die Wand- und Deckenverzierungen. Sie beginnt mit Stuckarbeiten, die Marmor imitieren und gipfelt in der Decke in prächtigen Goldarbeiten und zwei riesigen Kronleuchtern mit jeweils 72 Kerzen. Die werden künftig elektrisch betrieben. Auch hinter den Wänden und an der Decke verstecken sich technische Neuerungen. So hatte der Kleine Ballsaal früher ein gläsernes Oberlicht. Das wird später durch Glas mit einer Lichtquelle dahinter imitiert. Und die mannshohen Kronleuchter halten in Zukunft moderne Verankerungen mit dicken Schrauben an einer besonders stabilen Deckenkonstruktion.

Mitte 2018 soll der Kleine Ballsaal fertig werden und den Staatlichen Kunstsammlungen dann als besonderes Lockmittel dienen. Dort sollen später Sonderausstellungen präsentiert werden.

Minister Georg Unland (CDU) interessiert vor allem, ob die Arbeiten im finanziellen Rahmen bleiben. 6,1 Millionen Euro sind für den prächtigen Saal im
Georgenbau veranschlagt, mit höheren
Rekonstruktionskosten rechnet der Chef des sächsischen Finanzressorts derzeit nicht, deutete er auf der Baustelle an.

Das gilt auch für den Langen Gang, der den Georgenbau und das Johanneum verbindet. Er kostet 10,5 Millionen Euro und soll Ende 2019 fertig werden. Die Rüstkammer wird dort mit einer Gewehrgalerie einziehen. Die Büchsen stehen künftig in Glasvitrinen, die hinter zugemauerten Fensternischen eingesetzt werden. Denn wie schon nach seiner Fertigstellung vor knapp 300 Jahren soll im Langen Gang künftig jedes zweite Fenster nur eine zugemauerte Fensterattrappe sein. Auch die farbige Renaissance-Holzdecke wird rekonstruiert. Die Modelle für die bunten Deckenmalereien mit Blüten, Blättern und Insekten sind schon fertig.

Für Unland ist die Schlosssanierung, die mit Millionenbeträgen vom Bund unterstützt wird, auch ein Konjunkturprogramm für das Handwerk. „Da wird altes Handwerk wiederbelebt“, sagt der Finanzminister. Dass es langsam vorangeht mit den Arbeiten, findet er gar nicht schlecht. So entstehe keine „Blase“, weil viele Handwerker in kurzer Zeit gebraucht werden. Für Ariane Bothe-Stadelmann ist dennoch in wenigen Wochen Schluss. Dann hat sie die Deckenmalerin fertiggestellt, für die sie verantwortlich ist, und wechselt nach Berlin. Dort wird eine Schul-Aula rekonstruiert, und sie ist Teil des Teams, das auch dort alte Malereien wiederherstellt.