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Nur 200 kommen zu rechter Demo

Ein radikales Bündnis hatte am Sonnabend zum Protest gerufen. Die Veranstalter grenzten sich von Nazis ab, ließen aber einen früheren NPD-Aktivisten reden.

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© sächsische zeitung

Bautzen. Tausend sollten kommen. Am Ende waren es nur 200 Menschen, die sich am Sonnabendnachmittag auf dem Bautzener Postplatz versammelten. Das radikale Bündnis „Der Widerstand“ hatte dort zu einer Demonstration aufgerufen. Direkt vor dem Haus der Sorben bauten die Veranstalter ihr Rednerpult auf. Kurz vor 16 Uhr füllte sich der Platz langsam. Einige Protestler hatten Fahnen dabei, darunter die Kreuz-Flagge, die mittlerweile schon zum Symbol für die Pegida-Bewegung geworden ist. Die Polizei sicherte das Gelände ab.

Ins spärlich beleuchtete Rampenlicht traten einige Redner, die von der Besatzermacht USA sprachen und den Rücktritt der Bundesregierung forderten. Schon auf den Flyern, welche die Organisatoren im Vorfeld der Demo verteilt hatten, grenzten sie sich von Nazis ab. Und das untermauerten sie bei ihrer Kundgebung noch einmal, ließen dann aber den früheren Radeberger NPD-Stadtrat Simon Richter ans Mikro. Er forderte für Deutschland eine „patriotische Einheit“, erläuterte aber nicht, was das bedeuten soll. Auch Pegida-Akteure kamen zu Wort. So beispielsweise der Dresdner Nicos Chawales, der unter anderem als Sprecher der asylfeindlichen Initiative „Strehlen wehrt sich gegen Politikversagen“ auftrat und bei Anti-Asyl-Demonstrationen in Dippoldiswalde, Wilsdruff und Görlitz am Rednerpult stand. Chawales, der in diesem Jahr als Landrat für den Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge kandidiert hatte, sprach auffällig knapp über die Asyl-Problematik, distanzierte sich aber vom Islam. Der gehöre nicht zu Deutschland, sagte er. Mit überaus aggressivem Ton trat der bei Pegida bekannte Franzose Stephane Simon auf, der sich zum Retter der deutschen Sprache ernannte und Politiker wüst beschimpfte. Gegen die Presse wetterte einer, der als „der Lange aus Roßwein“ angekündigt wurde. Er sprach von „Propaganda-Blatt“ und hetzte dann auch gegen Flüchtlinge, indem er ihnen unterstellte, dass sie in Supermärkten stehlen.

Fotografin bedrängt

Die Demonstranten blieben still. Nur ab und an gab es Applaus. Laut wurden die Protestler erst, als sie durch die Straßen zogen. Sie gingen die Karl-Marx-Straße entlang bis zur Steinstraße und wieder zum Postplatz zurück. Dabei skandierten sie Sprüche wie „Merkel muss weg“, „Ami go home“ und „Wer Deutschland nicht liebt, muss Deutschland verlassen“.

Die Demonstration blieb weitestgehend friedlich. „Zwischenfälle gab es keine“, sagte Polizeisprecher Dietmar Dubsky. Dennoch fielen einige Protestler durch aggressives Verhalten auf. So bedrängten sie beispielsweise eine Fotografin der Sächsischen Zeitung und drohten ihr, die Kamera abzunehmen. Kurz nach 18 Uhr löste sich die Versammlung auf. (szo)