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Hochwasserschutz verzögert sich

15 Jahre sind seit der Jahrhundertflut 2002 vergangen. Doch noch immer ist das Ende der Planungen für die Deichlinie Nünchritz-Grödel nicht in Sicht.

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© Sebastian Schultz

Von Antje Steglich

Nünchritz. Voraussichtlich noch in diesem Jahr sollen die aktualisierten Pläne für die Ertüchtigung und den Neubau der Hochwasserschutzlinie zwischen Nünchritz und Grödel öffentlich ausgelegt werden. Das kündigt der Sprecher der Landesdirektion Dresden Ingolf Ulrich an.

Das Planfeststellungsverfahren startet damit zwar nicht von Neuem, aufgrund der vielen Änderungen müssen die Auslegung und die Beteiligung der Öffentlichkeit von 2015 aber noch einmal wiederholt werden. Damit verzögert sich der Bau der 3,2 Kilometer langen Hochwasserschutzlinie noch weiter – und hinterlässt in Nünchritz vor allem eines: große Unzufriedenheit.

„Wir sind nicht zufrieden“, sagt der Vorsitzende der Bürgerinitiative Hochwasser 2013 Nünchritz Udo Schmidt nach einem Treffen mit den Partner-Initiativen in Zeithain. Er kritisiert einerseits, dass Behörden und Ämter sich nur um den technischen Hochwasserschutz kümmern, obwohl es mittlerweile Berechnungen gibt, die enorme Auswirkungen des vorbeugenden Hochwasserschutzes wie die Elbvorlandpflege auf den Pegelstand belegen. Andererseits zieht sich auch der technische Hochwasserschutz hin, weil noch immer kein Baurecht für die Deichlinie besteht.

Nach dem Jahrhunderthochwasser 2002 wurde ein Hochwasserkonzept für Nünchritz mit baulichen Maßnahmen erarbeitet, die 2012 abgeschlossen sein sollten, erinnert Udo Schmidt. Dann kam das Hochwasser 2013, und das Planfeststellungsverfahren für Nünchritz wurde 2014 eröffnet, als die Landestalsperrenverwaltung (LTV) die Unterlagen bei der Landesdirektion einreichte. 2016 sollte Baurecht bestehen, hatte man damals gehofft. Zuletzt war von 2018 die Rede. Doch auch das ist wohl nicht zu halten. – „Das überrascht mich nicht“, sagt der Nünchritzer Bürgermeister Gerd Barthold (CDU) zu der Verzögerung. Schließlich gab es nach der ersten Auslegung knapp 160 Einwendungen, und auch die Kommune habe selbst noch Änderungen vorgenommen – zum Beispiel zum Schutz der Pappelallee zwischen Grödel und Nünchritz.

Laut Landesdirektion wurden neben weiteren Maßnahmen der LTV aber auch Unterlagen zu den Auswirkungen des Vorhabens auf Natur und Umwelt ergänzt sowie ein mittlerweile geforderter Fachbeitrag zur Wasserrahmenrichtlinie. Auch habe sich die Grundlage für die Maßnahmen geändert. Basierten die Pläne bisher auf den Daten aus dem Hochwasserschutzkonzept für die Elbe von 2004, werde nun das Wasserspiegellagenmodell der Elbe zwischen Diesbar und Strehla von 2016 herangezogen, das ein ganz anderes Ausbreitungsverhalten des Flusses bei Hochwasser beschreibt.

Wann die überarbeiteten Pläne konkret ausliegen, sei zwar noch nicht klar. Allerdings sind auch dann erneut Einwendungen möglich, die abgewogen und eventuell in die Pläne eingearbeitet werden müssen. Dazu wird ein Erörterungstermin stattfinden, kündigt Ingolf Ulrich an.