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Nudeln für den ganzen Globus

Teigwaren Riesa exportiert zunehmend nach England und Schweden – ausgerechnet asiatische Spezialitäten.

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© Sebastian Schultz

Von Christoph Scharf

Riesa. Riesa erobert Amerika. In handlichen 750-Gramm-Packungen gehen die Pasta-Nudeln von der Merzdorfer Straße aus über den Atlantik. Dort landen der Riesa-Schriftzug und das Logo mit dem blauen Riesen in den Marktregalen, genauso, wie man es in Deutschland gewohnt ist. „Nur das Kleingedruckte steht auf Englisch drauf“, sagt Claudia Pigors vom Unternehmen Teigwaren Riesa.

Die Amerikaner haben eher Appetit auf Klassiker – neben Pasta etwa Eiernudeln. Dazu kommen noch Nudeln mit Bierkrug-Motiv. „Das Thema Oktoberfest zieht immer.“ Außerdem hilft der schwache Euro beim Export Richtung USA und Kanada – das Geschäft läuft zunehmend besser. Dafür geht der Verkauf in die östlichen Länder zurück. Lange ist es her, dass Riesaer Nudeln in großen Mengen in die Sowjetunion exportiert wurden. Dafür gehören heute Frankreich und Dänemark zu den Abnehmer-Ländern. Und auch auf der anderen Seite des Erdballs findet sich der blaue Nudel-Riese. „Wir haben Fotos von Urlaubern bekommen, die unsere Riesa-Pasta im Aldi in Australien gesehen haben“, sagt Claudia Pigors. Allein im Raum Sydney betreibt der Lebensmittel-Discounter ein Dutzend Filialen.

Einzigartiges Verfahren

Während es dort die Riesaer Klassiker gibt, tritt das Unternehmen auf einem anderen Wachstumsmarkt quasi inkognito auf: Dem Vertrieb ist es gelungen, in Großbritannien neue Kunden zu gewinnen. Dort werden Handelsketten aus Riesa beliefert – allerdings vor allem mit asiatischen Nudeln. Aber warum werden asiatische Nudeln ausgerechnet in Riesa hergestellt? Das können doch andere auch, am Ende sogar billiger? Eben nicht, sagt Claudia Pigors. „Das Herstellungsverfahren ist in Europa einzigartig. Das gibt es nur bei uns!“ Rezepte und Rohstoffe gibt der Großkunde vor, der auch entscheidet, wie die Verpackungen aussehen. Die Produktionskapazitäten, das Personal, das Können steuert Riesa bei. Mit der extra für dort konzipierten Produktionsanlage lassen sich asiatische Nudeln produzieren, die nicht frittiert, sondern mit Wasser bedampft werden. Die sogenannten Quick-Cook-Nudeln übergießt man später nur mit heißem Wasser. „Solche Produkte sind nicht nur in Großbritannien heiß begehrt, sondern auch in Schweden“, sagt die 32-Jährige.

Der Absatz steigt

Die Nachfrage im Ausland wirkt sich auch auf das Geschäft aus: Im laufenden Jahr steigt der Absatz voraussichtlich um etwa fünf Prozent. Zahlen zum Gewinn gibt das Unternehmen noch nicht bekannt – dafür müsse man erst die Kosten des laufenden Jahres abrechnen. Damit sich der Absatz weiter positiv entwickelt, wird ständig an neuen Produkten getüftelt. Und da sorgt vor allem der Trend zu Vollkorn für Nachfrage. Den hatte Teigwaren Riesa zunächst mit den Produkt-Klassikern bedient, die es als Erstes in dunklerem Aussehen gab. „Zum Probieren nimmt der Kunde lieber seine gewohnten Lieblingsnudeln in neuer Rezeptur“, sagt Claudia Pigors. Das lief gut – nun kann nach der Rezeptur auch die Form verändert werden: Jetzt wurde das Vollkorn-Sortiment nach Bandnudeln, Spaghetti und Spiralnudeln um Makkaroni-Chips und sogenannte Nester erweitert.

Der nächste große Schritt richtet sich an Käufer, die unter Allergien leiden: Teigwaren Riesa entwickelt aktuell glutenfreie Produkte. Nächstes Jahr soll ein ganzes glutenfreies Sortiment in den Handel kommen. Damit dürfte sich das Traditionsunternehmen neue Märkte erschließen. Die 150 Mitarbeiter werden das gerne hören: Laut Unternehmensangaben wird ihre Zahl in naher Zukunft stabil bleiben. Tatsächlich sucht Teigwaren Riesa schon jetzt Nachwuchs für das im August 2016 beginnende Lehrjahr – ein bis zwei Mechatroniker, ein bis zwei Fachkräfte für Lebensmitteltechnik, einen Koch. Außerdem gibt es Studienplätze an der Berufsakademie Plauen für Lebensmittelsicherheits-Experten – damit auch künftig von Riesa aus Waren in alle Welt gehen können.