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NSA betreibt angeblich eigene Suchmaschine

Der US-Geheimdienst NSA sammelt weltweit riesige Datenmengen. Damit die Analysten die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen finden können, hat der Geheimdienst eine eigene Suchmaschine bauen lassen. Die sieht so ähnlich aus wie Google, heißt es.

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Washington. Der amerikanische Geheimdienst NSA hat einem Bericht zufolge seine eigene, „Google-ähnliche“ Suchmaschine gebaut. Damit können Mitarbeiter mehrerer Nachrichtendienste und Ermittlungsbehörden die riesigen Datenbanken der NSA durchsuchen, schrieb die Webseite „The Intercept“ in der Nacht zu Dienstag. Die Webseite beruft sich auf Unterlagen von Edward Snowden.

Demnach können Analysten mit Hilfe der Suchmaschine auf 850 Milliarden Datensätze zugreifen. Darunter seien Informationen über E-Mail-Kommunikation, SMS, Chat-Nachrichten und Aufenthaltsorte, die von der NSA gesammelt werden. Die Suchmaschine namens „ICREACH“ bietet den Nutzern ähnlich wie Google einen einfachen Suchschlitz zur Eingabe. Im Gegensatz zu Google sammelt die NSA aber die Informationen nicht durch Softwareroboter, die sich durch das öffentliche Netz bewegen, sondern bezieht die Informationen aus einer Reihe von geheimen Datenbanken.

Bei „ICREACH“ könnten Geheimdienstler und Ermittler etwa eine E-Mail-Adresse oder eine Telefonnummer von Verdächtigen eintippen und erhielten dann beispielsweise eine Übersicht der Telefonate, die von dieser Nummer aus getätigt wurden. Die Daten stammten offenbar vor allem aus ausländischen Überwachungsprogrammen der NSA, sie könnten aber auch Informationen über US-Bürger enthalten, schrieb die Webseite.

Info-Austausch der Behörden

Ein Sprecher der Geheimdienste erklärte, mit der Suchmaschine solle der Informationsaustausch zwischen den Behörden befördert werden. Nach den Terroranschlägen des 11. September 2011 war der schlechte Kommunikationsfluss zwischen den verschiedenen Diensten ein großer Kritikpunkt gewesen.

Mit Stand 2010 hätten Mitarbeiter von 23 US-Behörden auf „ICREACH“ Zugriff gehabt, heißt es in dem Bericht. Darunter seien Geheimdienste wie die CIA, aber auch nationale Behörden wie die Drogenfahndung DEA und die Bundespolizei FBI. In den Dokumenten werden nicht alle Behörden aufgeführt. Ein Sprecher der Geheimdienste habe es abgelehnt, „The Intercept“ die Namen aller beteiligten Stellen zu nennen. In den USA könnte das brisant werden, weil der Auslandsgeheimdienst NSA seine Informationen eigentlich nicht ohne weiteres mit nationalen Behörden teilen darf. Die nationalen Ermittler müssen nämlich strengere Vorgaben erfüllen, wenn sie Beweise vor Gericht vorlegen wollen.

Suchanfragen dürften nur die Geheimdienst-Mitarbeiter stellen, die auf Dokumente der Sicherheitsstufe „streng geheim“ zugreifen dürfen. Sie müssten vorher für die NSA-Suchmaschine freigeschaltet werden. Einen ersten Prototyp der Suchmaschine gab es 2007.

Ein veröffentlichtes Diagramm legt nahe, dass auch Informationen durchsucht werden können, die von den Geheimdiensten aus Großbritannien, Australien, Kanada und Neuseeland gesammelt wurden. Mit diesen vier englischsprachigen Länder arbeiten die USA im Geheimdienstbündnis „Five Eyes“ eng zusammen. Der Name „ICREACH“ deutet darauf hin, dass die Suchmaschine für die Nachrichtendienste („Intelligence Community“ oder IC) gedacht ist. Zur „Intelligence Community“ zählen 16 US-Behörden. (dpa)