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Notrufe landen bald in Chemnitz

Noch ist für die Umstellung nicht alles vorbereitet. Rund 450 Feuerwehrfahrzeuge müssen insgesamt in die Werkstatt.

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© Toni Söll

Von Maria Fricke

Döbeln/Chemnitz. Die Tage der Rettungsleitstelle Grimma sind fast gezählt. Noch bis zum 28. August gehen die Notrufe dort ein. Um 5 Uhr an diesem Tag erfolgt die Umstellung auf die neue Integrierte Rettungsleitstelle (IRLS) in Chemnitz, die vom Harthaer Sebastian Arnold geleitet wird. Die Leitstelle ist seit 22. März in Betrieb und nimmt nach und nach immer mehr Notrufe aus den benachbarten Landkreisen auf.

Bisher laufe in Chemnitz alles nach Plan, teilt Tommy van Doorn, Sprecher der Stadt Chemnitz, auf Nachfrage mit. „Die Umstellung der alten Chemnitzer Leitstelle auf die IRLS und die Integration des Leitstellengebietes des ehemaligen Landkreises Stollberg verliefen ohne wesentliche Probleme“, so van Doorn. „Aktuell umfasst der Leitstellenbereich ein Gebiet von 488 km² mit rund 320 000 Einwohnern“, ergänzt der Stadtsprecher. Bis Mitte 2018 wird die Leitstelle für einen Bereich von 4 162 km² und fast eine Million Einwohner zuständig sein. Neben dem Altkreis Döbeln werden bis dahin noch die Leitstellen Annaberg, Freiberg sowie der Bereich Aue-Schwarzenberg, bisher IRLS Zwickau, integriert.

Derzeit arbeiten 46 Frauen und Männer in der IRLS. „Mit der Aufschaltung der Altleitstellen der Landkreise Erzgebirge und Mittelsachsen werden alle Leitstellenmitarbeiter aus den Kreisen von der Stadt Chemnitz übernommen“, so Antje Becher von der Pressestelle der Stadt Chemnitz. Ab Sommer 2018 werden über 90 Mitarbeiter in der Leitstelle arbeiten.

Für die Einbindung der Region Döbeln laufen noch die Vorbereitungen. „Die Umstellung technischer Systeme, zum Beispiel digitale Alarmierung oder Brandmeldeanlagen, mit betriebsvorbereitenden Tests sowie Schulungen stehen noch aus“, informiert van Doorn. Knapp 450 Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr müssen dafür in Mittelsachsen in die Werkstatt. Für jeweils einen Tag werden bald die Kameraden der Döbelner Feuerwehr aufgrund der Umrüstung auf ihre Fahrzeuge verzichten müssen. „Wir sind wahrscheinlich Ende August dran“, so Döbelns Wehrleiter Thomas Harnisch. Laut Plan sollen die Kameraden ihr Fahrzeug nach genau 24 Stunden wieder abholen können. Vor kurzem sind im Bereich der Stadt bereits die acht Sirenen umgerüstet worden.

Die digitalen Pager haben die Kameraden schon eine Weile im Einsatz. Auch die Technik für die Fahrzeuge ist schon länger vorhanden. „Wir haben die Geräte seit Ende 2016“, sagte Harthas Wehrleiter René Greif. Die Schulungen zum Umgang damit liefen noch. Auch die Harthaer werden voraussichtlich ab Ende August, Anfang September für jeweils einen Tag auf eines ihrer Fahrzeuge verzichten müssen. „Dann sind wir nur bedingt einsatzbereit, aber das ist kein Problem. Da übernehmen andere“, sagt Greif.

Die Leisniger Kameraden wissen noch nicht, wann ihre Fahrzeuge an der Reihe sind. „Wir haben noch keinen Termin mitgeteilt bekommen“, sagt Wehrleiter Bernd Starke. Mit den digitalen Pagern hätten die Kameraden bereits gearbeitet. „Die Wehren in Grimma und Mügeln sind schon umgerüstet. Wir hätten sonst Verständigungsprobleme“, begründet Starke. Mit beiden Wehren klappe die digitale Kommunikation bisher. Auch in Hartha funktionierten die Pager, sagt Greif.

Die Einsatzfahrzeuge aus fünf Gemeinden sind bisher umgerüstet: Die Wehren aus Hainichen, Striegistal, Rossau, Mittweida sowie Penig haben bereits Digitalfunk auf ihren Fahrzeugen. „Im November 2017 sollen alle betreffenden Fahrzeuge mit dem neuen Funksystem ausgestattet sein“, informiert Kreissprecher André Kaiser. Die Umrüstung erfolge an Standorten im Landkreis Mittelsachsen. Wo genau, dazu will das Landratsamt aus Sicherheitsgründen keine Auskunft erteilen. Sind alle Feuerwehren auf die neue Technik umgestellt, dann werde auch nur noch digital gefunkt, so Kaiser. Bis dahin laufe die digitale und die analoge Technik noch parallel.

Probezeit für Digitalfunk läuft

Sollten Wehren in dieser Zeit Probleme mit dem Alarmierungsnetz feststellen, werden sie gebeten, sich beim Landratsamt zu melden. Nur so könnten bestehende Defizite ermittelt und bis zur endgültigen Inbetriebnahme abgestellt werden, sagt Kaiser.

Für Döbelner, die im Notfall auf Hilfe angewiesen sind, ändert sich weder durch die Umstellung der Technik bei der Feuerwehr noch durch die neue Leitstelle in Chemnitz etwas. „Feuerwehr und Rettungsdienst sind wie gewohnt über die Rufnummer 112 zu erreichen“, sagt Tommy van Doorn von der Stadt Chemnitz. Krankentransporte können über die Rufnummer 0371 19222 angefordert werden. Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen haben die Möglichkeit, einen Notruf auch per Fax direkt an die 112 abzusetzen. Das dafür notwendige Formular (mehrsprachig) sowie ergänzende Informationen sind unter www.feuerwehr-chemnitz.org oder www.chemnitzer-feuerwehr.de abrufbar.

Der Bau der neuen integrierten Rettungsleitstelle ist abgeschlossen. Auf rund 17,8 Millionen Euro haben sich die Gesamtkosten belaufen. Knapp ein Drittel der Kosten ist dabei für Grundstück, Planung und Bau ausgegeben worden. Die Mehrheit des Geldes wurde für die technische Ausstattung wie Digitalfunk, Telefonie, Einsatzleitsysteme, Notstromversorgung sowie Disponentenarbeitsplätze genutzt.