Merken

Notrufe gehen ab August in Chemnitz ein

Der Altkreis wird bis zum Sommer in die neue Leitstelle integriert. Der Standort der Notrufzentrale birgt Risiken.

Teilen
Folgen
NEU!
© André Braun

Von Tina Soltysiak

Döbeln. Ab August sollen alle Notrufe, die im Altkreis Döbeln abgesetzt werden, in der Integrierten Regionalleitstelle Chemnitz (IRLS) eingehen und von da aus koordiniert werden. Das zumindest ist der Plan, wie Cornelia Kluge, Sprecherin des Landratsamtes Mittelsachsen, auf DA-Anfrage mitteilte. Ab diesem Zeitpunkt übernehmen die Disponenten die Aufgaben der derzeitigen Leitstelle in Grimma.

Notwendige Tests, wie beispielsweise die Funkverbindungen, sowie die geografische Verortung der Einsatzorte erfolgen im Vorfeld der Aufschaltung zur IRLS. „Testläufe zu Funkverbindungen zu einzelnen Feuerwehren sind nicht erforderlich“, so Cornelia Kluge.

Der noch bestehende Rettungszweckverband (RZV) der Versorgungsbereiche Landkreis Leipzig und Region Döbeln als Träger des Rettungsdienstes wird zum Jahresende aufgelöst. Die Trägerschaft übernimmt der Landkreis. „Es wird keine unmittelbaren Änderungen in der Fahrzeugvorhaltung sowie bei den Rettungswachen geben“, erklärte die Pressesprecherin. Das bedeutet, dass sich für die Bürger, die auf Hilfe angewiesen sind, nichts ändern wird. Die Versorgung erfolge weiterhin mit Einsatzkräften aus der Region. Auch die Einhaltung der Ausrückezeit sei gewährleistet. An den drei Standorten der Rettungswachen im Altkreis in Leisnig, Döbeln und Naußlitz werde nicht gerüttelt.

Verzögerungen beim Digitalfunk

Aktuell läuft die Umrüstung der Fahrzeuge auf den Digitalfunk. „Diese wird bis zum Zeitpunkt der Anbindung allerdings nicht für alle Wehren erfolgen können“, teilte Cornelia Kluge mit. Doch auch das soll keine allzu großen Probleme nach sich ziehen. Denn: „Mit der Integrierten Regionalleitstelle Chemnitz wird eine Kommunikation sowohl im Digital- als auch übergangsweise im Analogfunk möglich sein“, erklärte sie.

Mit der Umstellung von analogem auf digitalen Funk könne gewährleistet werden, dass die Rettungskräfte des gesamten Landkreises Mittelsachsen dieselbe Frequenz benutzen und dadurch untereinander Absprachen treffen können, wenn gegenseitige Unterstützung notwendig ist. Mehr als drei Millionen Euro hat die Beschaffung des erforderlichen technischen Zubehörs für die Wehren im Landkreis gekostet. Wie Kreiskämmerer Andreas Müller während der Kreistagssitzung im Dezember sagte, seien darüber hinaus im Stellenplan für dieses Jahr drei sogenannte Vollzeitäquivalente für die Schulung von Rettungskräften für die Anbindung an die Regionalleitstelle vorgesehen.

Einige Feuerwehrleute hatten wiederholt die Sorge geäußert, dass es aufgrund des großen Einzugsgebietes, das dann von Chemnitz aus koordiniert wird, zur Verwechslung von Örtlichkeiten kommen könnte. Beispielsweise gibt es Naundorf allein im Altkreis Döbeln zweimal: bei Leisnig und in Striegistal. Wie bekannt wurde, würden Mitarbeiter der Grimmaer Leitstelle künftig in Chemnitz arbeiten. Sie verfügen über die Ortskenntnisse in der Region Döbeln.

Großräumiges Einzugsbiet

Der Altkreis wird als dritte Region aufgeschaltet. Seit der Inbetriebnahme Ende März landen Notrufe, die in der Stadt Chemnitz und dem ehemaligen Landkreis Stollberg über die Nummer 112 gewählt werden, in der neuen Notrufzentrale. Derzeit leben rund 320 000 Einwohner im Einzugsgebiet.

Bis Mitte 2018 werden außer Grimma die bisherigen Leitstellen in Annaberg-Buchholz, Freiberg und Aue-Schwarzenberg integriert. Dann leben mehr als eine Million Menschen im Zuständigkeitsbereich der IRLS. Außer Notfalleinsätzen von Feuerwehr und Rettungsdienst werden von Chemnitz aus auch Krankentransporte koordiniert. Darum werden sich dpa-Informationen zufolge 70 Disponenten rund um die Uhr im Schichtbetrieb kümmern.

Der Neubau hat 17,8 Millionen Euro gekostet, wobei zwei Drittel auf die technische Ausstattung entfielen. Mit mehrjährigem Verzug war die IRLS im März in Betrieb gegangen. Bereits Ende 2011 hatte die Landesdirektion Chemnitz knapp 3,5 Millionen Euro für den Bau einer neuen Rettungsleitstelle bewilligt. Im September 2012 war Baustart. Ende 2013 sollte sie eigentlich fertig sein. Zu diesem Zeitpunkt beliefen sich die veranschlagten Kosten dem sächsischen Rechnungshof zufolge auf rund zwölf Millionen Euro.

Der Landesrechnungshof hat das Bauprojekt jahrelang kritisch begleitet. Vor allem ein Prüfungsergebnis gab den Machern zu denken: Durch die Lage des Grundstücks im Überschwemmungsgebiet entstehen auch Risiken für den Betrieb der Leitstelle. So war der Bauverzug auch dem Hochwasser 2013 geschuldet. (mit dpa)