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Notdach für Alten Leipziger Bahnhof

Die Stützen stehen und das Gerüst fürs Dach nimmt Gestalt an. Nach vielen regenreichen Jahren bleibt die demolierte Dachpappe auf dem Denkmal demnächst trocken.

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© Stefan Becker

Von Stefan Becker

Dresden. Alle paar Meter ragt ein Vierkantholz steil in die Höhe, fixiert an der Fassade des Alten Leipziger Bahnhofs. Die starken Balken aus Fichtenholz bilden die Basis für die neue Dachkonstruktion des historischen Bauwerks.

Über den Dächern des Alten Leipziger Bahnhofs

Wild wuchern die Sträucher aus dem Gebäude mit der einstigen Drehscheibe.Stefan Becker
Wild wuchern die Sträucher aus dem Gebäude mit der einstigen Drehscheibe.Stefan Becker
In den hinteren Häusern residiert die Künstlergilde Hansa 3, auf dem Vorplatz logiert die Wagenburg des Vereins Freiraum Elbtal.Stefan Becker
In den hinteren Häusern residiert die Künstlergilde Hansa 3, auf dem Vorplatz logiert die Wagenburg des Vereins Freiraum Elbtal.Stefan Becker
Das große Loch im teerpappigen Dach verschwindet bald unter der Notsicherung.Stefan Becker
Das große Loch im teerpappigen Dach verschwindet bald unter der Notsicherung.Stefan Becker
Billigbauweise des alten Daches mit Brettern und Dachpappe.Stefan Becker
Billigbauweise des alten Daches mit Brettern und Dachpappe.Stefan Becker
An der Grünen Villa dockt bereits das Trapezblechdach an aus der ersten Notsicherungs-Phase.Stefan Becker
An der Grünen Villa dockt bereits das Trapezblechdach an aus der ersten Notsicherungs-Phase.Stefan Becker
Die stabile Balken-Konstruktion der Zimmerleute. Stefan Becker
Die stabile Balken-Konstruktion der Zimmerleute. Stefan Becker
Blick in das ehemalige Empfangsgebäude.Stefan Becker
Blick in das ehemalige Empfangsgebäude.Stefan Becker
Die Naturstein und Naturgestrüpp.Stefan Becker
Die Naturstein und Naturgestrüpp.Stefan Becker
Backsteine gegen ungewollte Einblicke.Stefan Becker
Backsteine gegen ungewollte Einblicke.Stefan Becker
Balken aus vierkantiger Fichte. Stefan Becker
Balken aus vierkantiger Fichte. Stefan Becker
Kantholz mit Winkel und Hammer vor zugewachsener Fassade.Stefan Becker
Kantholz mit Winkel und Hammer vor zugewachsener Fassade.Stefan Becker
Das alte Notdach und das Gerüst für dessen Erweiterung.Stefan Becker
Das alte Notdach und das Gerüst für dessen Erweiterung.Stefan Becker
Die Notsicherung nimmt Gestalt an.Stefan Becker
Die Notsicherung nimmt Gestalt an.Stefan Becker
Hopfen auf der Baustelle sieht sonst anders aus.Stefan Becker
Hopfen auf der Baustelle sieht sonst anders aus.Stefan Becker

Das alte Gemäuer aus dem 19. Jahrhundert symbolisiert den Beginn der Eisenbahn-Ära in Deutschland. Es steht unter Denkmalschutz und auf dem Grund und Boden der Firma Globus. Die erwarb das gesamte Bahngelände, um dort einen Supermarkt zu bauen. Mit dem Kauf des Areals verpflichtete sich das Unternehmen auch, die diversen denkmalgeschützten Gebäude zu erhalten.

Theoretisch wären das Bahnhofsgebäude sowie der benachbarte Rundbau mit der einstigen Drehscheibe für die Lokomotiven schon längst saniert – doch bekommen die Globus-Leute seit Jahren keine Baugenehmigung für ihr Projekt und investieren entsprechend nur das Notwendigste in den Erhalt des bröckelnden Mauerwerks. Auch den schleichenden Verfall nahm der Verein „Allianz für Dresden“ immer wieder zum Anlass für Kritik an den Plänen der Bauherren und zeigte sich jetzt wenigstens dahingehend versöhnt, dass der Alte Leipziger Bahnhof unter die Haube kommt.

Wie das Dach einmal aussieht, zeigt sich bereits seit vier Jahren an dem kleinen Provisorium zwischen der Grünen Villa und dem Bahnhof: Wegen eines Dachschadens aus früherer Zeit bauten Zimmerleute dort bereits den Schutz aus Blech.

Hecken von Brombeeren und Hopfen

In dem Stil soll das ganze Dach verkleidet werden, so zeichnete es das Architektur-Büro von Steffan Itzerott in die Pläne fürs Amt für Denkmalschutz und die Behörde genehmigte die Arbeiten.

Bevor die beiden Zimmerleute die Balken stemmen konnten, mussten sie die einstige Empfangshalle mit dem markanten Türmchen erste von der wuchernden Natur befreien: Auf der hinteren Seite rankten dornige Brombeerhecken über die mächtigen Mauern und vor der Frontfassade gedeiht wilder Hopfen – ein Fest für alle Hobbybrauer. Die Handwerker aber rodeten den Zugang zu den Wänden, verankern ihrer Hölzer in den Steinen und errichten das Gerüst.

Es werde wohl noch ein paar Wochen dauern, bis auch die Mauerkrone des ehemaligen Lokschuppens unter der Notsicherung ihren Schutz vor den herbstlichen und winterlichen Wetterverhältnissen, sagt das Duo in den typischen schwarzen Hosen. Ihre Namen möchten die beiden nicht in der Zeitung lesen, präsentieren den Dresdnern aber gerne ihre Arbeit.

Der Blick von oben zeigt die substanziellen Schäden des Bahnhofs: die Löcher im teerpappigen Dach aus den 90ern ebenso wie die wackeligen Mauern mit den vielen verschiedenen Steinen, Indizien fürs Flicken der Gebäude seit Generationen. Und er zeigt die stetig wachsenden Bäume und Sträucher, die im Schatten des politischen Disputs das Gelände zurück erobern.