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Nordmanntanne ungeschlagen

Die meisten Riesaer stellen sich diesen Weihnachtsbaum ins Wohnzimmer. Aber es gibt auch Exoten.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Sie haben sich für den Klassiker entschieden: Für Kerstin Will und Dietmar Janek aus Golk (Diera-Zehren) soll es in diesem Jahr wieder eine Nordmanntanne sein – etwa zwei Meter groß, gerade gewachsen, nicht zu ausladend und samtige Nadeln. So sieht er aus, der Lieblingsweihnachtsbaum der allermeisten Kunden von Steffen Kotthoff, dem Inhaber der Baumschule Franke in Zeithain. Kunde Dietmar Janek hätte auf den Baum zwar auch verzichten können, aber: Was tut man nicht alles für die zukünftige Ehefrau. Das Paar beobachtet, dass die Bäume in jedem Jahr teurer werden. Steffen Kotthoff widerspricht: „Die Preise für unsere dänischen Nordmanntannen sind seit drei Jahren konstant.“

Neben der beliebtesten aller Weihnachtsbaumarten hat seine Baumschule auch Blaufichten im Angebot. „Für die müssen wir in diesem Jahr leider einen Euro mehr verlangen.“ Schuld daran ist die Sitka-Fichtenlaus, die in diesem Jahr vielen Fichten in Sachsen die Nadeln geraubt hat.

Schlagen nach dem Mondkalender

Trotz des Schädlings sind die piksenden Blaufichten immer noch günstiger als die Nordmanntannen. In der Baumschule von Steffen Kotthoff kosten die Blaufichten 16 bis 24 Euro, inklusive Bringservice am letzten Samstag vor Heiligabend, falls gewünscht. Was den Christbaumkauf angeht, findet der Gärtner, dass die Koniferen nicht ausreichend wertgeschätzt werden – auch wenn sie nach wenigen Wochen schon wieder aus den Stuben fliegen. „Übers Jahr gerechnet kostet ein Weihnachtsbaum drei Euro im Monat. Manch einer sollte sich mal überlegen, was er monatlich für die seine Handyrechnung bezahlt“, meint Steffen Kotthoff.

Im Vergleich zum Vorjahr konnte Christian Gerwin alle Preise halten. Seit 1990 kommt der Familienbetrieb aus dem Sauerland nach Riesa, um vor dem Riesapark zu verkaufen. Die Fichtenlaus habe seinen Blaufichten-Beständen durch die richtige Behandlung nichts anhaben können. Aber Gerwins verkaufen ohnehin zu 80 bis 90 Prozent Nordmanntannen – im Vergleich zu den Verkaufsständen in den alten Bundesländern sind besonders schlanke und kleine Bäume beliebt. „Große Exemplare brauche ich in Riesa eigentlich gar nicht anzubieten“, so Christian Gerwin. Das perfekte Weihnachtsbaumgeschäft ist es in seinen Augen in diesem Jahr bislang nicht. „Es ist viel zu warm. Ich sehe die Leute zum Teil ohne Jacken herum laufen. Da kann ja gar keine Weihnachtsstimmung aufkommen.“ Das habe er so noch nie erlebt, sagt der erfahrene Baumschuler. Dennoch ist er sich sicher, dass am Ende wieder alle einen Weihnachtsbaum kaufen werden. „Das ist nur eine Frage der Zeit“, so Christian Gerwin. Ähnlich wie die Nordmanntannen von Steffen Kotthoff stammen auch die der Gerwins aus nördlichen Gefilden: von der Insel Rügen. Denn die immergrünen Gewächse lieben die feuchte Meeresluft.

Nun auch heimisch

Wachsen tun die beliebten Nordmanntannen aber auch in der Umgebung, wie Anke Schenk beweist. Erstmals verkauft die Chefin der Saathainer Mühle (Röderland bei Elsterwerda) heimische Nordmanntannen. „Ich denke, dass niemand Frischere anbieten kann, eben weil sie von hier stammen“, so Anke Schenk nicht ohne Stolz. Und auch Ralf Nitsche baut in der Region Weihnachtsbäume an. Am Bahnhof Weißig (Nünchritz) stehen rund 800 Nordmann- und Kolorado-Tannen und warten auf ihr Schicksal. Die Kunden können sich am nächsten Adventsonntag zwischen 10 und 12 Uhr einen Baum aussuchen – und markieren. Zum gemeinschaftlichen Schlagen hat Ralf Nitsche dann den vierten Advent ab 9 Uhr auserkoren. Und das nicht ohne Grund. Denn: „Wenn man die Bäume kurz vor Vollmond schlägt, nadeln sie nicht so schnell“, sagt er und schiebt noch schmunzelnd hinterher: „Gut, man muss auch ein bisschen daran glauben.“