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Noch schnattert die Gans

Marco Käsler aus Putzkau ist Geflügelzüchter. Nicht alle Tiere enden als Weihnachtsbraten.

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Von Sylvia Gebauer

Großes Geschnatter in Putzkau. Schon von Weiten sind die Tiere zu hören. Genügend Auslauf haben die 30 Gänse auf dem drei Hektar großen Areal. Zu finden ist es in der Straße An der Wesenitz. Am Freitag wird das Schnattern verstummen, dann wird ein Großteil der Gänse geschlachtet. Freunde und Bekannte haben beim Geflügelzüchter ihren Weihnachtsbraten bestellt. Zwischen dreieinhalb und sechs Kilogramm bringen die Pommerngänse dann auf die Waage. Fünfeinhalb Kilogramm sind es im Durchschnitt.

Zu fressen gibt es Weizen, Gerste und Gras von der drei Hektar großen Wiese. Das Prädikat Biogans nimmt der Putzkauer nicht in den Mund. Marco Käsler spricht lieber von artgerechter Haltung. „Wenn die Tiere zwar Futter aus biologischem Anbau kriegen, aber eingesperrt sind, passt das für mich nicht zusammen“, sagt der Geflügelzüchter. Das Gelände gehört dem Putzkauer Werner Schmidt. Aus Altersgründen hat der Rentner seine Tiere abgeschafft, das kam Kleintierzüchter Marco Käsler gelegen. Denn der Hobbyzüchter suchte eine neue Bleibe für die 30 Gänse, Hühner und das Schaf. Seit 2013 haben die Tiere hier ein neues Domizil.

Sehr alte, große Gänserasse

Grau und graugescheckt sind die Tiere. Es ist eine sehr alte, große Gänserasse. Nicht alle Tiere werden geschlachtet. Sechs werden übrig bleiben, sie werden für die Zucht gebraucht. Marco Käsler schwört seit vielen Jahren auf diese Rasse. Vor allem das zwölf Jahre alte Gänsepärchen übernimmt eine wichtige Aufgabe. Marco Käsler weiß, was er an den beiden Tieren hat. Nachdem die Jungtiere geschlüpft und acht Wochen alt sind, kommen sie zu den anderen. Die beiden alten leiten die Jungtiere dann als Ammengänse an. Sie zeigen ihnen unter anderem, wo die Futterstelle zu finden ist. „Und der Ganter verteidigt die Jungtiere“, sagt Marco Käsler. Geschlachtet werden beide Tiere auf gar keinen Fall. Wenn sie das Rentenalter erreicht haben, dürfen sie ihren Lebensabend genießen.

Zu Hause stehen zwei mittelgroße Brutautomaten. Alles digital überwacht. 45 Eier passen in einen hinein. „Alle sind aus eigener Zucht“, sagt Marco Käsler. Zwischen 28 und 32 Tage sind die Eier im Schrank, eh die jungen Gänse schlüpfen. Er verkauft auch Tiere an Züchterkollegen. Die Gänse aber nur paarweise, denn sie sind aufeinander geprägt. Alle Tiere tragen einen sogenannten Züchterring. Ausgegeben wird der vom Bund deutscher Rassegeflügelzüchter. Wer seine Tiere auf Ausstellungen präsentieren und bewerten lassen will, braucht die Kennzeichnung. Für den Putzkauer gehört das seit vielen Jahren dazu. Der 38-Jährige ist Mitglied im Rassegeflügelzüchterverein Putzkau und Chef des Kreisverbandes der Geflügelzüchter.

Mit Tieren aufgewachsen

Marco Käsler ist mit Tieren aufgewachsen. Sein Opa war Preisrichter und Geflügelzüchter. Seine Eltern hielten Schafe und Schweine. Die Liebe hat den gebürtigen Bernsdorfer in die Region verschlagen. Seine Frau kommt aus Neukirch. Seit 1998 wohnen beide in Schmölln-Putzkau. In der Zittauer Straße verbinden sie Gewerbe, Wohnen und Hobby. Marco Käsler hat sich im Jahr 2005 als Dachdecker und Holzbauer selbstständig gemacht. Drei Mitarbeiter beschäftigt er. Auf dem Gelände sind auch Tiere zu Hause. 15 Gänsen schnattern hier, hinzu kommen noch Zwergenten, Hund und Katze. Alle zwei Jahre ein deutsches Sattelschwein. Denn die Familie ist Selbstversorger. „Die Rasse hatten auch schon meine Eltern gehabt“, sagt Marco Käsler.

Das zeitaufwendige Hobby ist bei Käslers eine Familienangelegenheit. Jeder muss mit anpacken. Sohn Tobias füttert an diesem Tag die Tiere. Er ist selbst in die Geflügelzucht eingestiegen. Auf seine Frau und die drei Kinder kann sich der Familienvater verlassen. „Zartbesaitet darf man da aber nicht sein“, wirft Marco Käslers Frau ein. Geflügelzucht ist hart und bedeutet, auch einmal schnell Abschied nehmen zu müssen. Wenn sich das Tier beispielsweise einen Fuß gebrochen hat, sollte es lieber erlöst werden. Eine lange Leidenszeit will Marco Käsler seinen Gänsen ersparen.