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Noch schnattern die Gänse

Alles wird teurer. Die 1 000 Gänse der Agrargesellschaft Skaska aber nicht. Obwohl ihre Aufzucht viel Zeit braucht.

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© René Plaul

Manuela Reuß

Skaska. Die Gänse fressen sich gerade ordentlich fett. Schließlich wird’s kälter, der Winter steht vor der Tür. Dass sie selbigen kaum erleben werden, davon ahnen die Gänse, die sich auf der Wiese der Elsteraue Agrar GmbH in Skaska tummeln, allerdings nichts. Zum Glück. Das Federvieh tut, was die Natur verlangt.

Die Gänse zupfen genüsslich hier ein Blättchen und da ein Hälmchen. Doch sehr viel an Gewicht nehmen die ausgewachsenen Vögel jetzt nicht mehr zu. „Sie sind schlachtreif“, sagt Günter Olak. Der Chef der Elsteraue Agrar GmbH in Skaska weiß, wovon er spricht. Seit über 25 Jahren ziehen die Skaskaer in ihrem Betrieb die begehrten Festtagsbraten heran. Vor Weihnachten brummt das Geschäft. „Viele Tiere sind vorbestellt, aber wir haben auch noch frei verkäufliche.“ Das kann in einer Woche allerdings schon anders aussehen. Denn täglich gehen Bestellungen ein.

Wer seinen Vogel in der Elsterauer Agrar GmbH kauft, kann sich freuen: Obwohl alles teurer wird, bleibt der Preis für die Gänse stabil. So wie voriges Jahr zahlt man 10,50 Euro pro Kilogramm. Obwohl die Aufzucht viel Mühe macht.

Die Elsteraue ist einer der größten Produzenten von Weihnachtsgänsen in der Region. 1 000 Tiere tummeln sich auf der weitläufigen Wiese. „Wir vermarkten die Gänse direkt ab Hof“, so der Geschäftsführer. Dabei setzen die Skaskaer auf Qualität. Das heißt artgerechte Haltung, langfristige Mast und absolute Frische. Dafür brauchen die Gänse Zeit und Auslauf. Anders als hochgezüchtete Intensivmastgänse, die in wenigen Wochen hochgefüttert werden.

Gänse brauchen viel Bewegung

Jedes Jahr Anfang Mai kauft die Agrargesellschaft die künftigen Festtagsbraten als Küken. Die flauschigen gelben Federknäule, gerade mal so groß wie Tennisbälle, haben noch keine Ähnlichkeit mit den stattlichen weißen Vögeln, zu denen sie sich später entwickeln. So klein brauchen die Tiere noch besonders viel Fürsorge. Deshalb werden die Gössel in den ersten vier Wochen im großen warmen Stall aufgepäppelt. Danach dürfen sie raus. Erst in den Laufstall, später ins ausgedehnte Grünland. Dort können sie sich in geruhsamer ländlicher Beschaulichkeit auf ganz natürliche Weise fett fressen.

Doch nur wenn sich die Gänse viel bewegen, bekommen sie schönes festes Muskelfleisch und stramme Keulen. Der Watschelgang zur Koppel, der Aufenthalt an der Luft und das Rupfen des frischen Grüns sorgen dafür. Die Kunden schätzen das. Das fettarme, zarte Muskelfleisch erkennt man übrigens am typischen bläulichen Schimmer. „Dieses Fleisch schmeckt am besten“, sagt Günter Olak. Dass, was eher porzellanfarbig aussehe, hat etwas mehr Fettanteil.

Verkauf im Hofladen

Bevor die Watscheltiere ab dem 16. Dezember in der hofeigenen EU-zertifizierten Schlachterei unters Messer kommen, haben sie in ihren reichlich acht Monaten Lebenszeit etwa 25 Kilogramm Futter verputzt. Weizen, Hafer, Triticale, Gras. Allesamt von eigenen Äckern. „Wir kaufen kein Futter zu.“ Ab dem 21. Dezember bis einen Tag vor Heiligabend verkaufen die Skaskaer das Federvieh in ihrem Hofladen. Neben den eigenen Tieren schlachtet die Agrar GmbH auf Lohnbasis zusätzlich noch etwa 2 000 fremde Tiere. Damit ist sie auch einer der größten Schlachter in der Region. Doch nicht nur Gänse hat die Agrargesellschaft im Angebot. Über die Wiesen watscheln auch noch etwas kleinere Wasservögel: Enten. Rund 600 ziehen die Landwirte inzwischen auf. „Das sind Mularden-Enten“, erklärt Günter Olak. Sehr fleischige Tiere mit wenig Fett. Deshalb seien sie sehr beliebt.

Etwa die Hälfte der Enten wurde bereits zum Martinstag geschlachtet. Denn in Skaska blicken Gänse dem Martinstag seit Jahren gelassen entgegen. Stattdessen schieben Kunden der Agrar GmbH am 11. November Enten in die Röhre. Auch Weihnachten schwören etliche Stammkunden auf Ente. Kein Wunder. Sie ist zum Fest nach der Gans der zweitbeliebteste Braten in Deutschland. Zumal das Fett der kleineren Wasservögel besser verdaulich ist. Und auch preislich sind die Enten mit 9,50 Euro pro Kilogramm etwas günstiger.

Übrigens: Wer im Januar oder Februar Lust auf Gänse- oder Entenbraten kriegt, kann durchaus mal in Skaska nachfragen. Denn zum Fest nicht verkauftes Geflügel wird sofort eingefroren.

Gänse-Telefon Skaska: 035792 50225