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Noch nicht auf Herbst eingestellt

In diesem Jahr hält sich das Grün besonders lang in der Natur. Mit ein bisschen Sonne könnte es aber ganz schön bunt werden.

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© Uwe Soeder

Von Miriam Schönbach

Bautzen. Ein spätes Frühjahr, ein kühler Sommer und ein warmer und lichtintensiver September – das sind die Zutaten, die derzeit die Natur durcheinanderbringen. „Die Bäume sind noch gar nicht auf den Herbst eingestellt. Sie sind deshalb vielerorts noch grün und lassen noch nicht die Blätter fallen“, sagt Diplom-Gartenbauingenieur Hans-Roland Müller von der Baumschule Sämann in Bautzen. Zudem hätten in der Region die Bäume im Sommer weniger unter der Trockenheit gelitten als zum Beispiel in Brandenburg oder Sachsen-Anhalt. Dort fehlten in manchen Landstrichen bis zu 30 Prozent Niederschlag. Bei solchen extremen Lagen würden die Bäume schon oftmals frühzeitig die Blätter abwerfen. „Wir hatten aber immer mal wieder Regen“, so Müller. – Mit den ersten durchgängigen Frösten werden sich die Bäume kräftig schütteln, weiß Rolf Kubenz vom Naturschutzverein „Grüne Liga“ in Bautzen. Allerdings sieht er für die kommenden Tage erst einmal wieder mildere Temperaturen. „Derzeit bringt uns ein Hochdruckgebiet über St. Petersburg Kaltluft und Niederschläge. Wenn es noch trocken bleibt, bekommen wir einen goldenen Herbst mit tollen Blattfärbungen“, sagt Kubenz.

Feuchtigkeitsdefizit ausgeglichen

Wenn es allerdings so weiter regnet wie jüngst, werden die Blätter wohl nur braun statt gelb, rot und orange. Hobbymeteorologe Dietmar Pscheidt aus Goldbach hat in den vergangenen Tagen 85 Millimeter Niederschlag gemessen. „Es gab eigentlich jeden Tag Regen. Verantwortlich für den heftigen Wetterumschwung Anfang Oktober waren ein stabiles Hoch über Nordosten und gleichzeitige Tiefdruckgebiete aus südlicheren Regionen“, sagt er. Das Positive am Wetterumschwung sei, dass nun das Feuchtigkeitsdefizit nach dem trockenen und warmen September mit 85 Millimetern Niederschlagsmenge ausgeglichen sei.

Die längere „Grünphase“ auf hiesigen Laubbäumen bestätigt auch die Vorsitzende des Fördervereins Hutberg Kamenz, Heidrun Pallmann: „Der Sommer war recht feucht, aber noch entscheidender für die Verzögerung dafür ist die jetzige nasse Witterung. Nach dem sehr sonnigen und warmen September verschiebt sich die Herbstfärbung deshalb noch etwas nach hinten.“ Dies gelte selbstverständlich auch für den Hutberg. Die dortigen Anlagen gehen auf Gartenbaumeister Wilhelm Weisse zurück. An dessen Wirken erinnerte die Stadt Kamenz in diesem Jahr anlässlich seines 100. Todestages.