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Noch eine Apotheke in Ost

Die Pläne sorgen bei vielen Leuten für Unverständnis. Sie haben andere Wünsche für das Eckhaus an der Hauptstraße.

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© Norbert Millauer

Von Nina Schirmer

Radebeul. Derzeit wuseln noch die Handwerker durchs Erdgeschoss. Radiomusik dringt auf die Straße. Im Haus an der Hauptstraße Ecke Sidonienstraße wird weiter gebaut. Bald soll dort, wo ehemals die Drogeriekette Schlecker eine Filiale hatte, eine Apotheke einziehen. So plant es der Besitzer des Gebäudes. Bei vielen Radebeulern stößt das allerdings nicht gerade auf Begeisterung.

Sie soll im ehemaligen Schleckerhaus eröffnet werden. Außerdem werden dort Räume für eine Arztpraxis ausgebaut.
Sie soll im ehemaligen Schleckerhaus eröffnet werden. Außerdem werden dort Räume für eine Arztpraxis ausgebaut. © Christian Juppe

„Niemand braucht noch eine Apotheke“, schreibt Iris Bommel bei Facebook. „Sinnlos verschwendete Ressourcen“, findet Heike Laurentzsch. Die beiden Frauen sind nicht die einzigen, die im Internet ihren Unmut äußern. „Wir haben ja in Ost noch nicht genug Apotheken“, schreibt Mandy Müller ironisch.

Tatsächlich gibt es in unmittelbarer Nähe auf der Hauptstraße und der Sidonienstraße bereits drei Apotheken. Die neue käme als Vierte in der Mitte noch dazu. 160 Quadratmeter ist das Ladengeschäft groß. Der Besitzer des Hauses möchte die Gesundheitsversorgung im Bereich rund um den Bahnhof weiter ausbauen, sagt er. Gegenüber auf der anderen Straßenseite ist ein Ärztezentrum, in dem unter anderem eine Internistin, eine Kinderärztin und zwei Orthopäden praktizieren. Im alten Schleckerhaus soll auch eine Arztpraxis einziehen. Und die besagte Apotheke mit einem Haupteingang an der Ecke und einem barrierefreien Zugang an der Seite.

Stört sich vielleicht nur die jüngere Facebook-Gemeinschaft an den Apothekenplänen? Freuen sich ältere Leute sogar über die zusätzliche Apotheke? Die Antwort fällt negativ aus, wenn man sich vor Ort umhört. „Ich halte das für Unsinn“, sagt eine Seniorin auf der Straße. Sie kaufe seit Jahren in derselben Apotheke ein und werde jetzt auch nicht wechseln. „Mich stört, dass die Preise überall anders sind.“

Auch ein betagtes Ehepaar findet die Idee nicht gut. Von der neuen Apotheke hatten sie zwar noch nichts gehört. „Aber wenn die wirklich kommt, macht das keinen Sinn“, sagt der Mann. Und seine Frau ergänzt, dass sie sich lieber wieder einen Drogeriemarkt in dem Haus gewünscht hätte. Früher habe sie bei Schlecker häufig Dinge für den Haushalt eingekauft. Auch andere Wünsche für die Räume hört man auf der Straße: ein schönes Café, ein Schuhgeschäft. Bei Facebook schlägt eine Nutzerin einen Fischladen vor.

Nicht erfreut über die neuen Apothekenpläne dürfte Alexandra Gerhardt sein. Ihr gehören die Lößnitz- und die Sidonien-Apotheke in direkter Nähe. Doch noch bezweifelt sie, dass im Schleckerhaus wirklich Konkurrenz einzieht. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich jemand findet“, sagt sie. Die Ertragslage von Apotheken sei allgemein in Deutschland in den letzten Jahren nicht besser geworden. Noch eine Apotheke in Ost würde sich nicht lohnen. „Der Standort macht keinen Sinn.“ Sollte trotzdem eine Filiale im Eckhaus einziehen, muss sie es allerdings hinnehmen. Denn für Apotheken gilt eine uneingeschränkte Niederlassungsfreiheit.

Auch die Stadt kann nicht mitbestimmen, was für Geschäfte in der Straße eröffnet werden, sagt Baubürgermeister Jörg Müller. Zumindest nicht bei den kleinen Läden. Einen großen Supermarkt dürfe man natürlich nicht einfach hinsetzen, sagt Müller. Der Besitzer des Eckhauses an der Hauptstraße plant, dass bis Mai alle Sanierungsarbeiten fertig sind.