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Nischenware aus Niesky

Matthias Ryndak baut und restauriert Instrumente. Das macht ihn nicht reich, aber glücklich.

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© Jens Trenkler

Von Alexander Kempf

Hinter der nächsten Zimmertür, kündigt Matthias Ryndak im Obergeschoss seines Hauses an, befindet sich ein Wald – sein Gitarrenwald. Eine ganze Zimmerwand ist darin mit Saiteninstrumenten geschmückt. Die Bandbreite reicht von Balalaika bis Banjo. Besonders ins Auge stechen aber Modelle der Marke Eigenbau.

Aus alten Kisten für Zigarren und Whisky hat Matthias Ryndak ganz neue Instrumente entworfen. Das macht ihm nicht nur viel Spaß, sondern ernährt ihn auch. Matthias Ryndak ist Instrumentenbauer. Im Keller seines Hauses entwirft er nicht nur Gitarren, sondern auch Flöten oder Didgeridoos. Alles in Handarbeit. Außerdem saniert er regelmäßig kaputte Instrumente.

Ein Ladengeschäft braucht Matthias Ryndak dafür nicht. Seine Kunden finden ihn. Vieles läuft über Empfehlungen. Dass er als Instrumentenbauer fernab der großen Metropolen arbeitet, empfindet er nicht als Nachteil. Ganz im Gegenteil. Er sei ja der Einzige auf weiter Flur, der Instrumente repariert. „Ich könnte ohnehin nicht mehr in einer Großstadt leben“, sagt der 53-Jährige. An Niesky schätzt er, dass er in der Nachbarschaft Honig und frische Eier kaufen kann. „Man kann Niesky fast als ländliche Gegend bezeichnen“, sagt er.

Würde er in Berlin eine Folkband gründen, wäre er vermutlich einer von vielen. „In Niesky ist das schon eine kleine Sensation“, sagt Matthias Ryndak. Seit 2009 lebt er in der Stadt und wirkt angekommen. Zuvor hat er mit einer Freundin das markante grüne Haus in der Gubener Straße drei Jahre lang an den Wochenenden saniert. Neben seiner Werkstatt befindet sich dort heute auch ein kleines Tonstudio. Rund 30 CDs hat der gebürtige Bornaer schon aufgenommen, unter verschiedenen Namen. Auf seinem jüngsten Werk nennt er sich Onkel Wundermann. Die Titel der CD lauten „Der sich den Wolf tanzt“ oder „Ernüchterndes Röntgenbild einer grenzwertigen Veranstaltung namens Menschheit“.

Sich selbst nennt Matthias Ryndak einen notorischen Liedermacher. Sein größtes Vorbild ist Gerhard Gundermann, ein singender Baggerfahrer, der für viele das Sprachrohr des Lausitzer Braunkohlereviers gewesen ist. Matthias Ryndak nennt ihn „Meister aller Klassen“, er kenne keinen besseren Liedermacher. „Da sind Nobelpreisträger wie Bob Dylan schon eingerechnet“, sagt der Instrumentenbauer. In seinem Gitarrenwald hängt auch eine gerahmte Zeile von Gerhard Gundermann. „Ich bekomme selten was ich will, aber immer was ich brauche“, steht dort. In dieser Zeile erkennt sich Matthias Ryndak selbst.

Genügsam wirkt der Nieskyer und glücklich. Es gebe bewusst keinen Fernseher in seinem Haus. Dafür aber eine lange Liste Porträtbilder von Indianern im Flur. Mit Wild-West-Romantik habe das überhaupt nichts zu tun, erklärt Matthias Ryndak. „Mir hat ihre Philosophie und die Betrachtung der Welt gefallen“, sagt er. Die Beinahe-Ausrottung der Ureinwohner Nordamerikas empfindet er als eine große Ungerechtigkeit. Gewesen ist er in Amerika noch nie. „Dafür mache ich viel zu nette Preise“, sagt der Instrumentenbauer mit einem Lächeln.

Mit seiner Musik wird Matthias Ryndak wohl auch nicht mehr auf Welttournee gehen. Schwarzer sächsischer Humor ist eben etwas für Liebhaber. Er vertreibt die Musik über seine Internetseite „Ich bezweifle, dass das im freien Handel ein Brüller wäre“, sagt er. Der Liedermacher versteht sich selbst auch eher als ein Studiomusiker, der nach Perfektion strebt, nicht nach dem größtmöglichen Publikum. In Kindergärten aber tritt er sehr gerne auf. „In diesen frischen Seelen kann man das meiste bewirken“, so Matthias Ryndak. Kinder seien ehrlich und ließen sich mitreißen, es gebe kein ehrlicheres Publikum. „Der erwachsene Teutone ist ja oft schon übersättigt“, sagt der Nieskyer und beweist selbst das Gegenteil. Er hat sich seine kindliche Neugier bewahrt.

www.musikinstrumente-ryndak.de