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Nikolais Weg zurück ins Leben

Nach einem Aufruf in der SZ konnte ein fast erblindeter Ukrainer operiert werden. Er hat nun wieder neuen Lebensmut.

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© Kersten Tomusiak

Von Carina Brestrich

Königstein. Gelegentlich lacht Nikolai schon wieder. Der 60-jährige Ukrainer scheint neuen Lebensmut zu schöpfen. Tapfer erträgt er jede Untersuchung beim Augenarzt. Viele dieser Besuche hat er durch. Nikolai ist wegen einer Diabetes-Erkrankung fast erblindet. Helfen konnte dem mittellosen Mann bislang keiner. Denn anders als in Deutschland müssen die Menschen in der Ukraine viele Behandlungen selbst zahlen. Spendern aus der Sächsischen Schweiz ist es zu verdanken, dass Nikolai nun tatsächlich wieder hoffen kann. Mit ihrer Hilfe konnte der Ukrainer am Auge operiert werden.

„Nikolai ist den Menschen in Deutschland, die ihm die Operation ermöglichten haben, sehr dankbar“, sagt Kersten Tomusiak. Der Königsteiner hatte einen Aufruf in der SZ gestartet, um Geld für Nikolais Augenoperation zu sammeln. Etwa 1 500 Euro waren so zusammengekommen. Tomusiak hatte den 60-Jährigen bei einem seiner Besuche in der Ukraine kennengelernt. Um Verwandte zu besuchen, reist Tomusiak mehrmals im Jahr in die Stadt Khmelnitsky im Westen der Ukraine.

Schlechte Bedingungen für Flüchtlinge in der Ukraine

Dort lebt Nikolai in einem Flüchtlingsheim. 2014 war er aus Lugansk dahingekommen, nachdem er den Krieg im Donbass zwar überlebt, aber seine Familie und sein Haus verloren hatte. „Die traumatischen Erlebnisse haben ihm sehr zugesetzt“, sagt Kersten Tomusiak. Noch dazu seine Gesundheit und die Lebensbedingungen. Weil ein soziales Auffangnetz fehlt, leben Flüchtlinge in der Ukraine unter schlechten Bedingungen. Nikolai etwa wohnt in einem sanierungsbedürftigen Zimmer, das er sich wegen seiner schmalen Rente mit jemandem teilen muss. In ein Altenheim zu ziehen, wie es Nikolais Wunsch wäre, geht nicht. Für die dazu notwendigen Papiere müsste er zurück, hinter die Front, reisen. Ob er dies tun wird, das lässt sich derzeit noch nicht sagen. „Nikolai will erst mal gesund werden“, sagt Kersten Tomusiak. Lange hatte er auf die Operation gewartet. Diese war schon für den Jahresbeginn geplant. Aufgrund einer Grippewelle und der winterlichen Wetterverhältnisse entschied er, die Reise in die Augenklinik nach Odessa im Süden der Ukraine zu verschieben. Dort wurde Nikolai schließlich vor vier Wochen am rechten Auge operiert. „Alles ist gut verlaufen“, erzählt Tomusiak. Bekannte von ihm hatten Nikolai in die Klinik begleitet. Sie helfen dem Ukrainer auch sonst bei Einkäufen und Behördengängen.

Nikolais Arzt ist optimistisch

In einigen Wochen werde Nikolai vielleicht schon einige Dinge wieder allein machen können: „Er macht jetzt auch allein Spaziergänge und die Gefahr, dass er über Bordsteine stolpert, ist jetzt viel geringer“, sagt Kersten Tomusiak, der über Ostern zu Besuch in Khmelnitsky war, „der Arzt ist optimistisch.“

Bis Mai wird der Heilungsprozess des Auges noch andauern. Erst dann lässt sich genau sagen, wie viel Nikolai auf dem Auge wieder sieht. Ist die Heilung abgeschlossen, könnte das linke Auge operiert werden. Kersten Tomusiak will dafür noch weiter Geld sammeln. Der Königsteiner ist zuversichtlich. „Es ist schön, dass so viele Anteil an Nikolais Schicksal nehmen“, sagt er. Eine frühere Russisch-Lehrerin aus Neustadt etwa. Sie hatte Tomusiak zu Ostern ein Paket für Nikolai mitgegeben, zusammen mit einem Brief. Den nächsten kann Nikolai möglicherweise schon allein lesen.

Spendenkonto für Nikolai: Ostsächsische Sparkasse Dresden, Kontoinhaber: Kersten Tomusiak,

IBAN: DE83 8505 0300 122 625 2628

Für Fragen gibt es eine E-Mail-Adresse:[email protected]