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Nieskys berühmte Kinder

Das Museum stellt Söhne und Töchter der Stadt vor – manche kennt fast jeder, manche sorgen für Staunen. Was hat es damit auf sich?

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© André Schulze

Von Alexander Buchmann

Niesky. Mit ihren 275 Jahren ist Niesky noch eine recht junge Stadt. Der Nachbarort Trebus feiert in diesem Jahr beispielsweise bereits sein 640-jähriges Jubiläum. Trotzdem hat Niesky zahlreiche Persönlichkeiten hervorgebracht, die weit über die Stadtgrenzen hinaus gewirkt haben – in einem Fall sogar bis in die US-amerikanische Hauptstadt Washington D.C. 35 dieser Persönlichkeiten stellt eine neue Ausstellung vor, die am Dienstag im Johann-Raschke-Haus eröffnet. Der 8. August für die Stadt obendrein ein besonderer Tag. Im Jahr 1742 wurde an diesem Tag der Grundstein für die ersten drei Häuser gelegt. Die SZ hat mit Museumsleiterin Eva-Maria Bergmann über die Ausstellung gesprochen.

Frau Bergmann, woher kam die Idee, Nieskys größte Persönlichkeiten in einer Ausstellung zu würdigen?

Die Idee kam nicht von mir. Im Vorabkomitee für die Feierlichkeiten zum Stadtjubiläum wurde überlegt, welche Highlights es dieses Jahr geben soll. Dabei kam die Idee eine Artikelserie über berühmte Persönlichkeiten auf. Daraus ist im Gespräch dann die Idee aufgekommen, die Stadtgeschichte anhand von ausgewählten Personen zu erzählen, die in Niesky gelebt bzw. gearbeitet haben oder irgendwie in Verbindung zur Stadt stehen.

Nach welchen Kriterien wurden die Personen dann ausgewählt?

Wir haben versucht, jede Epoche und Branche darzustellen. Aber natürlich hing es auch mit dem zur Verfügung stehenden Material zusammen. Hier war es eine große Hilfe, dass die Mitglieder der Brüdergemeine ihre Lebensläufe aufschreiben und diese im Archiv des hiesigen Pfarramts lagern. Da war es relativ einfach. Bei manch einem Schüler der Internatsschulen war es da schwerer. Bei Benjamin Henry Latrobe, dem Architekten des United States Capitol, war es nicht so einfach, Literatur zu finden. Und die, die es gibt, war ausschließlich englischsprachig.

Während Raschke oder Schleiermacher vielen ein Begriff sind, kennt Latrobe wohl kaum jemand. Gibt es noch andere Überraschungen?

In der Ausstellung gibt es viele nette Geschichten. Zum Beispiel Prof. Dr. Adolph zur Lippe. Er ist 1812 in See geboren und sollte nach dem Willen des Vaters Jura studieren. Stattdessen hat er sich mit dem Vater überworfen, ist nach Amerika gegangen und dort ein Begründer der Homöopathie geworden. Bei der Beschäftigung mit den einzelnen Persönlichkeiten hat es fast bei jedem Überraschungen gegeben.

Haben Sie einen Favoriten unter den Persönlichkeiten?

Ich weiß gar nicht, wer mein Liebling ist. Man verliebt sich irgendwie in alle. Theodor Edmund Schmidt ist aber einer meiner Favoriten. Er ist in Niesky zur Schule gegangen, war einige Zeit in der Schweiz tätig, ist 1914 zurückgekommen und Vorsteher der Diakonissenanstalt geworden. Dort hat er viele Reformen und soziale Maßnahmen für die Schwestern angestoßen. Im Zuge der Novemberrevolution 1918 wurde auf seine Initiative in Niesky ein Volksrat gegründet. Später saß er im Gemeinderat.

Neben historischen Persönlichkeiten sind aber auch relativ aktuelle Nieskyer Teil der Ausstellung.

Wir haben versucht, aus dem gesamten Zeitraum der Stadtgeschichte Personen vorzustellen. Und die Geschichten der Fuhrunternehmerin Margarete Halke und der Kunsterzieherin Christine Mertlik sind genauso spannend wie die früherer Nieskyer Bürger. Und mit den Zeichnungen der Kinder aus dem zentralen Hort, die während der Winterferien Gebäude und Sehenswürdigkeiten gemalt haben, sind auch die jüngsten Nieskyer Söhne und Töchter Teil der Ausstellung.

Es gibt also Stoff für weitere Nieskyer Geschichten?

Auf jeden Fall. Ich hätte jetzt schon genug Material für weitere Ausstellungstafeln gehabt. Aber ich musste ja irgendwann aufhören. Manch eine Persönlichkeit oder ein Thema der Ortsgeschichte könnte aber vielleicht auch mal in Form eines Schulprojekts aufgegriffen werden.

Die Ausstellung „Töchter und Söhne von Niesky. Lebenswege aus 275 Jahren“ wird am 8. August, 16 Uhr, eröffnet und ist bis zum 5. November im Raschke-Haus zu sehen.