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Nieskyer Schulen rücken zusammen

Wegen Schadstoffen müssen Oberschüler und Lehrer ausweichen und nehmen Beschwerlichkeiten auf sich.

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© André Schulze

Von Alexander Kempf und André Schulze

Eindringlich spricht Informatiklehrer Steffen Zesewitz zu den Oberschülern der achten Klasse. „Wir sind hier Gäste“, sagt er, „hier hat bitte Ruhe zu herrschen.“ Die erste Unterrichtsstunde im Gymnasium beginnt für die Jungen und Mädchen mit einer Belehrung. Gerade weil die Pausenzeiten von Oberschule und Gymnasium nicht übereinstimmen ist es dem Lehrer besonders wichtig, dass seine Schüler ruhig zum neuen Unterrichtsraum kommen und diesen auch wieder verlassen.

Die Möbel im gesperrten Kabinett der Oberschule sind schon verschwunden.
Die Möbel im gesperrten Kabinett der Oberschule sind schon verschwunden. © André Schulze
Die Raumplanung in der Oberschule ist seit Wochen eine Herausforderung.
Die Raumplanung in der Oberschule ist seit Wochen eine Herausforderung. © André Schulze

Normalerweise findet der Informatikunterricht für die Jungen und Mädchen im Anbau der Nieskyer Oberschule statt. Doch nachdem dort zu hohe Richtwerte für Formaldehyd gemessen worden sind, ist der neue Teil der Oberschule komplett für den Unterricht gesperrt worden. Die Achtklässler nehmen die Belehrung von Steffen Zesewitz still zur Kenntnis. Der bittet sie nicht nur vorsichtig im Straßenverkehr zu sein, sondern auch die Kabelage im provisorischen Computerkabinett des Gymnasiums im Auge zu behalten. Denn die Strippen verschwinden nicht in Kabelkanälen.

Der Raum im Gymnasium, den die Oberschüler nun für den Unterricht nutzen, ist nicht als Computerraum ausgelegt. Die Techniker haben sogar provisorisch einen eigenen Server für das Zimmer einrichten müssen. Doch in der Oberschule ist man auch über den im Vergleich zum eigentlichen Fachkabinett deutlich kleineren Raum sehr glücklich. Denn dem stellvertretenden Schulleiter Jürgen Richter, der über die Stundenpläne der Oberschule wacht, sind dort zuletzt die Zimmer ausgegangen. „Wir mussten manche Schüler teilweise vom Hof schicken“, sagt er.

Denn jeder noch so kleine Raum ist nach der Sperrung des Anbaus für den Unterricht gebraucht worden und stand so nicht mehr als Aufenthaltsraum für die Oberschüler zu Verfügung. „Wir haben einen erheblichen Planungsaufwand gehabt und alles brauchte eine gewisse Einspielzeit“, sagt der stellvertretende Schulleiter. Denn nach der Schließung des Neubaus wegen der Schadstoffe fehlt nicht nur der als Speisesaal genutzt Mehrzweckraum, sondern ganze sechs Fachkabinette. Dennoch ist es Jürgen Richter und Schulleiterin Winnie Scholz-Kunitz mit der Stadt gelungen, Unterrichtsausfälle zu verhindern.

Und auch die Essensversorgung konnte aufrechterhalten werden. Noch steht ein Festzelt des Nieskyer Bürgerhauses auf dem Außengelände der Oberschule. Nach den Herbstferien sollen die Schüler in einem Container essen. Ein entsprechendes Angebot liegt der Stadt laut Oberbürgermeisterin Beate Hoffmann bereits vor. Die Schülerfirma, welche die Oberschüler bisher im Mehrzweckraum mit Snacks versorgt hat, ist derweil notgedrungen auf den Flur vor der Aula ausgewichen.

Die Sperrung des Anbaus bringt für alle Schüler Beschwerlichkeiten mit sich. Nach den Herbstferien müssen einige von ihnen für den Fachunterricht in die Rote Schule ausweichen. Entsprechende Möbel sind dafür schon umgeräumt worden. Auch einen Werkraum des Gymnasiums werden die Oberschüler nach den Herbstferien nutzen. Laut Direktor Volkmar Würfel sind sich beide Seiten schnell einig geworden. „Sie haben um Hilfe gebeten. Und zu helfen, das war für mich selbstverständlich“, sagt der Schulleiter des Gymnasiums. Der Raum, in dem die Oberschüler nun Informatikunterricht haben, hat das Gymnasium vorerst aus seiner Planung genommen. „Wir sind ein bisschen zusammengerückt“, so Volkmar Würfel.

Ein entsprechender Nutzungsvertrag ist schnell „gestrickt“ gewesen. Langwieriger könnte die Suche nach der Ursache für die Schadstoffe in der Oberschule werden. Die Ergebnisse einer Krisensitzung will die Stadt zeitnah bekannt geben. „Wir werden jetzt einen Baustoff nach dem anderen untersuchen und dann ein Ausschlussprinzip anwenden“, kündigt Barbara Giesel schon im Technischen Ausschuss am Montagabend an. Sie leitet im Rathaus den Fachbereich Technische Dienste. Das Krisenmanagement funktioniert immerhin. Im Gymnasium werde es trotz der fehlenden Räume nicht zu Unterrichtsausfällen kommen, versichert die Oberbürgermeisterin.