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Nieskyer Möbelhaus im Winterschlaf

Die Immobilie im Nieskyer Gewerbegebiet bietet noch viel leer stehende Fläche. Entstehen dort bald Wohnungen?

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© André Schulze

Von Alexander Kempf

Seit vor einem Jahr der Sonderpostenmarkt Metzen aus dem ehemaligen Möbelhaus Zuchold im Nieskyer Gewerbegebiet Süd ausgezogen ist, steht die Ladenfläche leer. Auch die Gerüchte, dass in das Obergeschoss des Gebäudes eine Physiotherapie einzieht, haben sich nicht bestätigt. Barbara Standke ist also weiter der einzige Mieter im ersten Stock. Sie bietet dort neben einer Tagespflege auch sechs Einzelzimmer für Senioren. Doch auch die Unternehmerin weiß nicht, ob und wann sich der Leerstand im Haus verringern könnte.

Dabei würde Barbara Standke gerne mithelfen, die Immobilie besser auszulasten. „Wir würden es begrüßen, wenn nebenan Wohnungen entstehen würden“, sagt sie. Der Bereich für betreutes Wohnen ließe sich in Niesky leicht vergrößern. „Wir haben viele Nachfragen“, sagt Barbara Standke und auch Personal ließe sich finden. Nur selbst investieren, das ist für die Unternehmerin keine Option. Schon beim Umbau des Obergeschosses zu einer Tagespflege hat sie viele Eigenleistungen eingebracht.

Verwaltet wird die Immobilie für den Eigentümer von der Gesellschaft B & D Liegenschaftskontor mit Sitz in Görlitz. Dort hält man sich mit den Plänen für das Haus bisher bedeckt. Als Anfang vergangenen Jahres der Sonderpostenmarkt Metzen im Streit ausgezogen ist, wurde bekannt, dass es in dem Gebäude einen Sanierungsstau gibt.

Den hatte damals zumindest Anwalt Frank Heinrich eingeräumt, zugleich aber der Darstellung des Mieters widersprochen, dass es im Erdgeschoss Schimmel und Wasserflecken gegeben habe. Ganz gleich, wie sich das Haus entwickelt, zunächst muss wohl erst einmal investiert werden.

Ob der Bereich für das betreute Wohnen ausgebaut wird, bleibt abzuwarten. Immerhin scheint es dafür noch immer Nachfrage zu geben. Dabei sind in Niesky im Verlauf der vergangenen zwei Jahre bereits neue Angebote hinzugekommen. Allen voran das Familienunternehmen Kunze hat den Markt aufgerollt. Gemeinsam mit dem Baubetrieb Siegfried Schur ist nicht nur die ehemalige Berufsschule für betreutes Wohnen umgebaut worden. Auch ein Neubau mit Tagespflege und Intensivpflege ist an der Schulstraße entstanden.

Auch Nieskys Oberbürgermeisterin Beate Hoffmann hat die Überalterung der Stadt in ihrer Neujahrsansprache eine Herausforderung genannt. So verwundert es nicht, dass auch die kommunale Wohnungsbaugesellschaft immer mehr in Barrierefreiheit investiert. So entstehen etwa im Dewog-Haus in der Käthe-Kollwitz-Straße zahlreiche Wohnungen, die dank Aufzug auch für ältere Menschen problemlos zu erreichen sind.

An anderer Stelle hat die Stadttochter in Garagen für Rollatoren und Rampen investiert. Das Bürgerhaus hat 2016 sogar in neue Tontechnik investiert, damit Menschen, deren Gehör nachlässt, auch barrierefrei an Veranstaltungen teilhaben können.

Viele Städte in der Region kämpfen mit Überalterung und sinkenden Einwohnerzahlen. Im Gegensatz zu anderen Orten ist der Leerstand an Gewerbeflächen in Niesky aber stets recht überschaubar gewesen. Im Gewerbegebiet Süd sind Flächen eigentlich begehrt. Direkt gegenüber schafft sich derzeit der Obi-Baumarkt mehr Platz und reißt ein altes Gebäude ganz ab.

Auf Umbauarbeiten im ehemaligen Möbelhaus Zuchold deutet vorerst nichts hin. Sogar die alten Schilder von Vormietern prangen noch immer an dem Gebäude. Dabei sind sowohl die Sauna Bora-Bora als auch das Reisebüro Union längst geschlossen. Das Möbelhaus, in dem neben der Tagespflege nur noch das Dänische Bettenlager eingemietet ist, hält vorerst weiter Winterschlaf.