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Nieskyer erreicht Traumnote

Mit einer 1,0 verabschiedet sich Tobias Hordan vom Nieskyer Friedrich-Schleiermacher-Gymnasium. Er geht nach Nantes.

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© André Schulze

Von Carla Mattern

Keine Zeit um Freunde zu treffen? Tobias Hordan lacht. Im Freundeskreis ist der 18-Jährige gerade zum Scherzthema Nummer eins geworden. Der Abiturient aus Niesky nimmt das gerne in Kauf. Denn ihm ist etwas gelungen, was nicht jedermann gelingt. Er hat das Abitur mit einer Traumnote beendet. 1,0 steht auf seinem Abi-Zeugnis. Das bedeutet quasi ein besser als Sehr gut. Ein Strebertyp sei er aber nicht, sagt Tobias Hordan. Dass er damit gerade geneckt wird, das stört ihn nicht. Ein bisschen stecke da auch Neid dahinter, ebenso wie Bewunderung. „Sie gönnen mir das, deshalb nehme ich die Streber-Sprüche auch mit Humor.“ So richtig realisiert habe er das Abi-Ergebnis noch gar nicht, gibt der 18-Jährige zu.

Das liegt wohl auch daran, dass er eigentlich während des letzten Schuljahres am Friedrich-Schleiermacher-Gymnasium gar nicht mit so einem super Ergebnis gerechnet hatte. „Ich war von einem Durchschnitt von 1,5 oder 1,4 ausgegangen“, sagt er. Doch während der Prüfungszeit hatte der Nieskyer einen guten Lauf. Als dann plötzlich eine 1,1 zur Debatte stand und die Frage kam, ob er mit einer freiwilligen Nachprüfung eine 1,0 versuchen will, da hat der Abiturient nicht lange überlegt. „Warum eigentlich nicht?“, sagte er sich und setzte sich noch mal hin, um sich mit Mathe zu beschäftigen.

Er hatte sich ja die letzten Monate auf die Prüfungen vorbereitet und war noch gewöhnt an diesen Modus. Der Nieskyer wollte die 1,0 auch für sein Selbstwertgefühl versuchen. Ohne den Druck, dass es werden muss, sei er in die Prüfung gegangen. Die hatte er bei seinem Mathelehrer, dem Schulleiter Volkmar Würfel. Der Tag der Nachprüfung kam - und es klappte. Erster Gratulant war der Schulleiter des Gymnasiums persönlich, das Prüfungsteam, die Familie, Freunde. Er habe natürlich auch ein bisschen gefeiert. Beim Abiball sei dann besonders oft davon gesprochen worden, was er Supertolles erreicht habe.

Das sieht auch Winnie Scholz-Kunitz so. Als sie erfährt, dass es am Gymnasium einen Eins-Nuller-Abiturienten gibt, wundert sie sich nicht, als sie Tobias’ Namen hört. „Die Hordans sind tolle Schüler“, macht sie ein großes Kompliment. Sie kennt den älteren Bruder Philipp, der im Waggonbau Niesky Auszubildender zum Konstruktionsmechaniker ist. Der jüngere Bruder Hannes geht in eine sechste Klasse an der Nieskyer Oberschule, deren Leiterin Winnie Scholz-Kunitz ist. Über so viel Lob freut sich Tobias.

Seine Schwester wird im Sommer eingeschult. Ihren Bruder Tobias wird sie dann selten sehen. Denn Tobias geht erst einmal weg aus Niesky. In die französische Stadt Nantes hat ihn das deutsch-französische Jugendwerk vermittelt. In einem freiwilligen Jahr will der Nieskyer dort ein ganzes Schuljahr arbeiten und sich unter anderem um Freizeitangebote und die Theatergruppe kümmern. Bereits im Schuljahr 2014/15 war Tobias in Frankreich als Austauschschüler. Er weiß also, was ihn erwartet und freut sich schon auf die neue Erfahrung. Sie führt ihn auch ein Stück weiter in Richtung Berufsziel. „Ich möchte Lehrer werden. Das ist schon seit meiner Kindheit mein Traumberuf“, sagt der 18-Jährige. Auf Lehramt studieren will er Französisch, Deutsch oder Biologie und ergänzend dazu auch Psychologie. „Wichtig ist doch, dass man studiert, was einen erfüllt. Mit 1,0 steht einem jede Tür offen“, ist Tobias Hordan überzeugt. Seine Vorbilder in Sachen Lehrerberuf kommen übrigens nicht aus der Familie. „Da gibt es einige Lehrer an der Schule“, sagt er.

Der Nieskyer Einser-Abiturient gehört zu einem leistungsstarken Jahrgang, sagt Schulleiter Volkmar Würfel. Etwa 25 Zwölfer haben eine eins vor dem Komma. Von den 80 Zwölftklässlern verlässt nur einer das Friedrich-Schleiermacher-Gymnasium ohne Abiturzeugnis.

Oberschüler mit sehr guten Ergebnissen

Noch bevor an diesem Freitag die Mädchen und Jungen ihre Zeugnisse bekommen, haben die Absolventen ihre erhalten. Wie leistungsstark die Jahrgänge an den Oberschulen sind, welche besonderen Ehrungen es gab, das hat die SZ erfragt.

An der Oberschule Niesky sind Louisa Kühn mit 1,37, Michelle Seifert mit 1,4 und Juliane Neik mit 1,5 auf dem Realschul-Abschlusszeugnis die leistungsstärksten Absolventen. Als Schüler des Jahres zeichnete der Schulförderverein Nico Silbe aus, den Schülersprecher. Alle 62 Realschüler haben den 10.-Klasse-Abschluss geschafft, und auch vier der fünf Mädchen sowie Jungs aus der Hauptschulgruppe, sagt Schulleiterin Winnie Scholz-Kunitz.

Ihr Schulleiter-Kollege Wolfgang Hornig von der Oberschule Kodersdorf kann ebenso verkünden, dass es alle 49 Absolventen geschafft haben. Beste ist die Ebersbacherin Paula Loitsch mit 1,20, gefolgt von Monique Schütz aus Baarsdorf und Nancy Zeilfelder aus Särichen, die beide einen Durchschnitt von 1,27 erreichten.

Auch an der Oberschule Rothenburg ist eine Absolventin die beste. Lisa Freitag aus Kaltwasser hat auf dem Abschlusszeugnis eine 1,4 stehen. Insgesamt zehn Schüler haben auf dem Realschul-Zeugnis eine 1 vor dem Komma, sagt Schulleiter Gerold Schulz. 40 Mädchen und Jungen verlassen die Schule, bis auf einen haben alle Absolventen einen Schulabschluss geschafft, bei Dreien ist es der angestrebte, so der Schulleiter. Die Klassensprecher Julien Tzschoppe, Laura Geisler und Sandro Jäschke wurden vom Förderverein ausgezeichnet, ebenso wie Dominic Noack, Vivien Michael und Nancy Golke, die die Klassenbücher betreuten.

Mit einem sehr guten Ergebnis verlässt auch die beste Schülerin die Oberschule Mücka. Es ist Emma Berlin aus dem Boxberger Ortsteil Jahmen, die eine 1,13 auf dem Zeugnis stehen hat. Weitere vier Absolventen bleiben mit dem Durchschnitt unter 1,4, sagt Schulleiter Torsten Weiß. Er lobt den Absolventenjahrgang als echt gut. 45 davon haben einen Realschulabschluss, zwei einen Hauptschulabschluss. Extra geehrt wurden Nicole Blumrich, Nadine Siegel und Nina Koch.

Insgesamt 14 Mädchen und Jungen wurden von der Freien Oberschule Rietschen verabschiedet, zehn mit einem Realschulabschluss und vier mit dem Hauptschulabschluss. Jahrgangsbeste sind Finja Weser aus Rietschen mit 1,5, Jana Hertrich aus Daubitz mit 1,9 und Christian Fest aus Weißkeißel mit 1,9. Schulleiterin Annett Tewellis lobt die Leistungsstärke: Der Gesamtklassendurchschnitt liegt bei 2,2. Vier Schüler machen nun das Abitur.