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Nieska hängt am Notstrom

Der Sturm vorige Woche hatte dramatische Folgen. Damit das nicht wieder passiert, wird jetzt gebaut.

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© Eric Weser

Von Eric Weser

Gröditz. Als vorigen Donnerstag ein Unwetter über die Region fegt, bekommt das auch der kleine Gröditzer Ortsteil Nieska heftig zu spüren. „Es war kurz nach 16 Uhr, da gab es einen Knall und das gesamte Licht ging aus“, sagt eine Mitarbeiterin vom Partyservice Beulig, der im Ort ansässig ist. Etwa 300 bis 400 Mittagessen liefert die Firma täglich in die Gegend aus. Ohne Strom ist das Geschäft kaum möglich. Beim Partyservice hofft man darauf, dass die Unterbrechung schnell vorübergeht.

Derzeit versorgt ein Notstromer der Enso den Ort.
Derzeit versorgt ein Notstromer der Enso den Ort. © Eric Weser

Vergebens. Denn wie sich zeigt, ist die Freileitung auf dem Feld in Richtung Spansberg – die einzige Stromzufuhr für Nieska mit seinen nicht ganz 200 Einwohnern – vom heftigen Wind gekappt worden. Mehrere Masten sind beschädigt oder gar umgeknickt. „Wir sind schon ein bisschen in Panik verfallen“, sagt die Partyservice-Mitarbeiterin. Hastig wird die Enso, der zuständige Energieversorger, verständigt, die so schnell aber auch keine Lösung findet. Um einen Schaden von mehreren 10 000 Euro zu vermeiden, packen sie beim Partyservice bereits Lebensmittel in die leistungsstärkste Gefrierzelle.

Die hält alles kühl genug, obwohl auch die Nacht über kein Strom fließt. Als am nächsten Morgen aber noch immer kein Saft aus der Dose kommt, wird es langsam kritisch. Als man in der Firma gerade eine große Rettungsaktion für das Kühlgut starten und es umlagern will, ist auf einmal wieder Strom da.

Die Enso hatte einen ihrer Notstromer nach Nieska gebracht. Der containergroße Anhänger beinhaltet einen Dieselmotor, der inzwischen seit Freitagmittag in einer Seitengasse des Straßendorfes vor sich hin tuckert und für die rund 90 Netzanschlüsse im Dorf elektrische Energie bereitstellt.

Ein paar Meter weiter wird am Montag daran gearbeitet, dass diese provisorische Versorgung bald wieder einem regulären Netzanschluss weicht: Mit einem Horizontalbohrgerät wird unterirdisch der Weg für die neue Stromleitung freigemacht. So muss zwischen Feldrand und Verteilerkasten kein Graben ausgehoben werden. Zwei Mitarbeiter der Firma Spezialbohrungen Elsterwerda bedienen hier die Geräte: Einer sitzt im baggerähnlichen Bohrwagen.

Der andere spürt mit einem Detektor über dem Boden dem Verlauf der unterirdischen Bohrung nach. Über allem wacht Karlheinz Antusch von der Firma Elektrotechnik Hoppe aus Koselitz. Die führt das Projekt im Auftrag der Enso aus. „Diese Baumaßnahme war eigentlich schon länger geplant“, erzählt Antusch. Mit dem Landwirt sei ursprünglich abgesprochen gewesen, dass die Stromleitung erst nach der Getreideernte in den Feldboden kommen soll. Doch nun, wegen der Sturmschäden, passiert alles zwei Monate eher. „Wir haben dann am Freitag schnell das Material und die Firmen organisiert.“ Nun soll alles ruckzuck gehen: Er rechne damit, dass am Donnerstag alle Bau- und Montagearbeiten abgeschlossen sind, sagt Karlheinz Antusch.

Im Ort sieht man der Erdverkabelung schon freudig entgegen. Es sei schließlich nicht das erste Mal gewesen, dass es wegen der Freileitungen Stromausfälle gab, sagen Anwohner. Beim Partyservice Beulig ist man froh, die ganze Sache ohne größeren finanziellen Schaden überstanden zu haben. „Nur die Nerven, die hat es mitgenommen“, sagt die Mitarbeiterin. Zum Glück hätten aber auch viele Kunden sehr verständnisvoll reagiert.