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Niederpoyritzer Flüchtlinge lernen Deutsch

Die Evangelische Kirche unterstützt Asylbewerber. Superintendent Christian Behr freut sich über ihren Lernerfolg.

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© Sven Ellger

Von Johanna Braun

Monika Reichmann bemüht sich, klar und deutlich zu sprechen. In ihrem Deutschunterricht am Plantagenweg in Niederpoyritz geht es heute um Obstsorten. „Was essen wir in Deutschland am häufigsten?“, fragt die 72-Jährige die Klasse. Noubir Mohammed überlegt. Der junge Marokkaner aus der Kleinstadt Khouribga lernt hier seit letztem Juni Deutsch.

Seine Mitschüler kommen aus Somalia, Afghanistan oder ebenfalls aus Marokko. Viele von ihnen wohnen im nahegelegenen Gustavheim. Weil ihr Asylverfahren noch läuft, haben sie keinen Anspruch auf staatliche Deutschkurse. Daher haben Ehrenamtliche gemeinsam mit den Loschwitzer und Hosterwitzer Kirchengemeinden beschlossen, sie zu unterrichten.

Mit in der Klasse sitzt an diesem Tag auch Superintendent Christian Behr. „Ich will das Thema Flüchtlinge in den Fokus bekommen und positive Eindrücke vermitteln“, erklärt er. Aufmerksam beobachtet Behr die Schüler. „Man merkt, wie konzentriert und bei der Sache sie sind“, sagt er. Eine von ihnen ist Tahera Sarbari aus Kabul. „Gut und schwer“, beschreibt die 24-Jährige den Unterricht und lächelt. Ein halbes Jahr ist sie jetzt mit ihrer kleinen Familie in Dresden und freut sich, dass sie seit vier Wochen Deutsch lernen darf. Das hält auch Monika Reichmann für sehr wichtig. „Denn für Integration ist Sprache das Beste“, sagt sie. Pegida war ein Schock für die Hamburgerin, die seit 21 Jahren in Dresden lebt. Schließlich sei sie viel gereist in ihrem Leben. Als das Hotel Pappritzer Hof in ein Asylheim umfunktioniert wurde, wuchs der Unmut in ihrer direkten Umgebung.

Reichmann beschloss, sich zu engagieren. Über den Verein „Willkommen im Hochland“ erfuhr die engagierte Frau, dass es für das Gustavheim noch keinen Deutschkurs gab. Kurzerhand sprang sie ins kalte Wasser und organisierte den Unterricht. Inzwischen gibt es sieben Lehrer, die täglich eine Doppelstunde geben.

Christian Behr freut sich, dass sich Christen für Flüchtlinge einsetzen. „Aber es ist wichtig, dass wir dabei mit Anderen kooperieren“, sagt er. Christian Behr ist für sein politisches Engagement bekannt. Bei den Debatten um Asyl und Pegida sprach er sich wiederholt für Dialog und gegen Gewalt aus. Mit Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) organisierte er im Dezember eine Bürgerversammlung zum Thema. Am Donnerstag fand diese ein zweites Mal statt.