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Nach dem Auszug der Bibliothek wird die Panschau-Galerie derzeit umgebaut – und bekommt eine neue Bestimmung.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Tobias Winzer

Freital. Dort, wo noch bis zum Ende des vergangenen Jahres Bücherregale standen, liegt nun Baustaub auf den Fliesen. Aus den Decken schauen Kabel und Rohre. Handwerker ziehen eifrig neue Trockenbauwände hoch. In der Panschau-Galerie an der Dresdner Straße erinnert nicht mehr viel daran, dass hier noch vor wenigen Monaten die Bibliothek und einige Geschäfte untergebracht waren. Wenn die Arbeiten im August abgeschlossen sind, wird sich das Erscheinungsbild der ehemaligen Einkaufspassage komplett gewandelt haben.

Statt Läden zieht dann eine Tagespflege für Senioren in die umgebauten Räume ein. Der Eigentümer, die SM Capital AG, investiert eine mittlere sechsstellige Summe in die Bauarbeiten.

„Hier entsteht ein Advita-Haus“, sagt Jacob Schlieper, der Projektleiter des Umbaus. Der überregional tätige Pflegedienst betreibt in dem Haus bereits mehrere Wohngemeinschaften für Senioren, ein Büro, einen Seniorentreff und eine Essenausgabe. Die Tagespflege, die sich bislang im ersten Geschoss befand, zieht nun ins Erdgeschoss und wird dort fast dreimal so groß. Etwa 40 Senioren können hier tagsüber betreut werden.

Für die Panschau-Galerie ist das eine Zäsur. Das Wohn- und Geschäftshaus war 1995 gebaut worden. Im Erdgeschoss befand sich zunächst ein großer Plus-Supermarkt. Anfang der 2000er-Jahre wurde die Etage dann umgebaut und die Passage entstand. 2011 zog die Bibliothek als Hauptmieter ein. 2013 kaufte die SM Capital die Immobilie aus der Insolvenz und ließ die Passage abermals umbauen. Dass hier nun künftig nicht mehr eingekauft werden kann, kann man als drastischen, aber logischen Schritt nach dem Auszug der Stadtbibliothek bezeichnen.

„Das war unser Ankermieter. Es ist schwer, in Freital jemanden für solch eine Fläche zu finden“, sagt der 37-jährige Schlieper. Wie der Projektmanager erklärt, habe man im vergangenen Jahr mit der Stadt und der Bibliothek verhandelt. Die Bibliothek, so der Plan, sollte sich in der Panschau-Galerie vergrößern. Das Rathaus entschied jedoch anders, verlängerte den Mietvertrag nicht und versetzte die Bücherei ins City Center am Neumarkt. „Danach haben wir Gespräche mit den anderen Mietern geführt“, sagt Schlieper. Für kurze Zeit sei auch über die Option nachgedacht worden, eine Drogerie in den Räumen unterzubringen.

Es sei jedoch relativ schnell klar gewesen, dass man sich mit der Advita einig werde, so Schlieper „Es gibt immer mehr ältere Leute.“ Der Pflegedienst hat insgesamt 26 Niederlassungen in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Berlin. Rund 1 700 Mitarbeiter sind insgesamt für das Unternehmen tätig.

Kinosaal inklusive

„Wir sind froh, dass wir jemanden gefunden haben, der die gesamte Fläche mietet“, sagt Schlieper. Man habe sich auf einen langfristigen Mietvertrag geeinigt. Ein Kosmetikgeschäft und ein Textilladen mussten ihre Flächen für den Umbau räumen. Deren Mietverträge wurden aufgelöst. Das Matratzengeschäft verbleibt am Eingang der Passage, genauso wie der Getränkehandel und weitere Geschäfte an der Außenseite des Gebäudes.

Die Tagespflege in der ehemaligen Einkaufspassage gliedert sich künftig in mehrere Bereiche. In der Mitte wird gerade ein großer Wintergarten angelegt. Durch drei Öffnungen in der Decke strömt künftig viel Licht in den Raum. Im hinteren Bereich des Erdgeschosses sollen mehrere Therapieräume entstehen. Besonderheit der Tagespflege wird ein kleiner Kinosaal. Wie Schlieper erzählt, kommt die Bestuhlung aus dem Dresdner Kino Schauburg, das derzeit für einen Umbau geschlossen ist.

Für Advita ist der Bau der neuen Tagespflege derzeit nicht das einzige Großprojekt in Freital. Das Unternehmen richtet außerdem im ehemaligen Finanzamt an der Coschützer Straße ein Pflegehaus ein. Im Erdgeschoss entsteht dort ebenfalls eine Tagespflege, in den Etagen darüber werden eine Intensivpflege und insgesamt zwei Wohngemeinschaften für Demenz-Patienten eingerichtet. Kommentar