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„Nicht nur poltern“

Der regionale Unternehmer des Jahres verrät nach der Auszeichnung, wie er seine Mitarbeiter in der Firma hält.

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© Daniel Förster

Von Christian Eissner

Heidenau. Solide, professionell und dynamisch. Mit diesen drei Eigenschaften lobt Michael Geisler einen Mann, dem nicht klar ist, dass er gleich ausgezeichnet wird. Wie jedes Jahr macht es der Landrat in seiner Laudatio für den Unternehmer des Jahres im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge spannend. Rund 200 Gäste warten am Freitagabend in der Oberen Orangerie des Barockgartens Großsedlitz darauf, dass das Geheimnis gelüftet wird. Viele der Anwesenden an den runden Zehnertischen sind Unternehmer. Viele wähnen sich bei den lobenden Worten des Landrats noch im Rennen. Der Landrat gibt mehr und mehr Hinweise. Bald ist klar, dass es sich um einen Bauunternehmer handelt. Das schränkt den Kreis möglicher Kandidaten schon sehr ein.

Sommerfest im Barockgarten Großsedlitz

Barocke Stelzenfiguren sorgten für die gute Unterhaltung der 200 Gäste.
Barocke Stelzenfiguren sorgten für die gute Unterhaltung der 200 Gäste.
Die Gäste fühlten sich in der Oberen Orangerie sichtlich wohl.
Die Gäste fühlten sich in der Oberen Orangerie sichtlich wohl.
Der Gastredner kam aus Berlin:  Michael Lüders, deutscher Politik- und Islamwissenschaftler, der als Publizist sowie Politik- und Wirtschaftsberater tätig ist. Der Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft ist Autor viel beachteter Bücher wie "Wer den Wind sät" (2015) und "Die den Sturm ernten" (2017).
Der Gastredner kam aus Berlin: Michael Lüders, deutscher Politik- und Islamwissenschaftler, der als Publizist sowie Politik- und Wirtschaftsberater tätig ist. Der Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft ist Autor viel beachteter Bücher wie "Wer den Wind sät" (2015) und "Die den Sturm ernten" (2017).
Unter den Gästen auch Alf Wild von der R+V R+V Generalagentur Alf Wild Pirna mit seiner Frau.
Unter den Gästen auch Alf Wild von der R+V R+V Generalagentur Alf Wild Pirna mit seiner Frau.
Aufmerksam lauschten die Gäste beim Sommerfest den Ausführungen von Michael Lüders.
Aufmerksam lauschten die Gäste beim Sommerfest den Ausführungen von Michael Lüders.
Auch nachdenkliche Worte waren zu hören.
Auch nachdenkliche Worte waren zu hören.
Landrat Michael Geisler (CDU) ergriff das Wort zur Laudatio.
Landrat Michael Geisler (CDU) ergriff das Wort zur Laudatio.
Als Unternehmer des Jahres 2017 wurde Falk Heinze, geschäftsführender Gesellschafter der Karl Köhler Bauunternehmung  Heidenau, ausgezeichnet. Zu den ersten Gratulanten gehöhrte Ehefrau Anett.
Als Unternehmer des Jahres 2017 wurde Falk Heinze, geschäftsführender Gesellschafter der Karl Köhler Bauunternehmung Heidenau, ausgezeichnet. Zu den ersten Gratulanten gehöhrte Ehefrau Anett.
Das Preisgeld von 1000 Euro spendet die Firma der Kita „ Zwergenland “ in Heidenau.
Das Preisgeld von 1000 Euro spendet die Firma der Kita „ Zwergenland “ in Heidenau.
Gruppenfoto an einem sommerlichen Juni-Abend.
Gruppenfoto an einem sommerlichen Juni-Abend.
Unterm Abendhimmel war auch ein Plausch drin: hier Ralf Böhmer von der Firma Lohmen Bau Pirna und Heiko Truxa  vom Oertel Gerüstbau
Unterm Abendhimmel war auch ein Plausch drin: hier Ralf Böhmer von der Firma Lohmen Bau Pirna und Heiko Truxa vom Oertel Gerüstbau
Romantisch: Vize-Landrätin Kati Hille freute sich über eine rote Rose mit ihrem Partner Andreas Kade. Die Blume gab es  für die Damen auf dem Nachhauseweg.
Romantisch: Vize-Landrätin Kati Hille freute sich über eine rote Rose mit ihrem Partner Andreas Kade. Die Blume gab es für die Damen auf dem Nachhauseweg.
Das Finale, wie so oft - ein Feuerwerk.
Das Finale, wie so oft - ein Feuerwerk.

Kernkompetenz Beton, Unternehmensstandort Heidenau, Geschäftsführer seit 2003, Inhaber seit 2007, Familienmensch, einst erfolgreicher Handballer – natürlich habe er schon relativ früh in der rätselhaften Laudatio des Landrates verstanden, dass es um ihn geht, sagt Falk Heinze. Glauben können habe er es aber trotzdem nicht so richtig. Langer Beifall, als das Rätsel dann für alle aufgelöst ist und Falk Heinze auf die Bühne geholt wird. Der Unternehmer des Jahres führt das Bauunternehmen Karl Köhler in Heidenau, 150 Mitarbeiter stark, 35 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2016, Ausbildungsbetrieb. Fragt man in die Unternehmerrunde, heißt es unisono: Ein würdiger Preisträger. Vertrauen bedeute in der Baubranche, dass man auch nach vielen Jahren noch Aufträge vor der eigenen Haustür bekommt, witzelt der Landrat. Dieses Vertrauen hat die Firma Karl Köhler.

Inhaber Falk Heinze ist tatsächlich überrascht von der Auszeichnung. Er widmet sie, ohne lange überlegen zu müssen, seiner Belegschaft. Eine gute Truppe, sagt er, werde immer wichtiger, um als Unternehmen bestehen zu können. Man müsse sie pflegen. „Die Mitarbeiter sind sensibel geworden. Da kann man nicht mehr, wie früher auf dem Bau üblich, nur poltern. Man muss motivieren.“ Ohne Fairness und Vertrauen laufe nichts.

Die Dankesworte des Ausgezeichneten lassen vermuten, dass das mit dem Unternehmerpreis verbundene Preisgeld von 1000 Euro in eine Betriebsfete fließt. „Nein“, sagt Falk Heinze ein paar Minuten später, als er seine Frau vor der Orangerie fürs Foto in die Arme nimmt. „Wir spenden das Geld an die Kita Zwergenland in Heidenau.“ Und wofür genau? „Sie könnten zum Beispiel schöne große Spielzeugbagger kaufen, damit das Bauen in der Region Zukunft hat“, sagt Falk Heinze und lächelt. „Und ein Betriebsfest gibt’s natürlich trotzdem.“

Der Barockgarten bietet an diesem herrlichen Juniabend die perfekte Kulisse für das gemeinsam von der Volksbank Pirna, dem Verband der Selbstständigen Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und der Sächsischen Zeitung veranstaltete Sommerfest. Die Gäste wandeln auf den Terrassen vor der effektvoll beleuchteten Orangerie, finden Zeit und Ruhe zum Reden und genießen später am Abend ein eindrucksvolles Feuerwerk. Aber es gibt auch einen ernsten Teil bei dieser Veranstaltung.

Die Organisatoren haben wie jedes Jahr einen Gastredner geladen, und die Wahl fiel diesmal auf einen, der auf den ersten Blick mit der Wirtschaft im Landkreis nicht wirklich etwas zu tun hat: Den Islamwissenschaftler und Nahostexperten Michael Lüders, Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft, der mit „Die den Sturm ernten“ einen Bestseller über die Ursachen des Syrienkrieges schrieb. In einem reichlich halbstündigen Vortrag wirft Lüders für die Anwesenden ein Schlaglicht auf die Probleme im Nahen Osten, verweist auf die gesellschaftlichen Besonderheiten dieser Region und erklärt, warum es schnell zu einer weiteren Eskalation des Syrienkonflikts kommen kann, wie instabil weitere Länder sind und wie leicht es eine neue große Flüchtlingswelle geben kann.

Die Betroffenheit bis nach Sachsen erklärt sich in seinen Ausführungen rasch von selbst. Seine These: Der Westen ist es, der den Konflikt im Nahen Osten antreibt und nährt. Seine Lösung? Die USA, Russland und Europa müssen zusammenarbeiten. „Die einzige Lösung“, sagt er.