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Nicht nur die Noten zählen

Die Ausbildungsmesse bringt Firmen und künftige Azubis zusammen. Manche wissen schon sehr früh, was sie wollen.

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© Dietmar Thomas

Von Markus Möller

Döbeln. Viele junge Leute tummeln sich im Sport- und Freizeitzentrum WelWel. Nein, dort ist kein Konzert, auch kein Fußballturnier oder eine Party, sondern eine Ausbildungsmesse. An 80  Informationsständen geben Unternehmen aus verschiedensten Branchen Auskunft. Der Austausch mit den angehenden Auszubildenden und denen, die sie ausbilden wollen, ist rege. Doch warum lohnt es sich in Zeiten, in denen man im Internet allerhand Informationen und Ausschreibungen finden kann, auf eine Messe zu gehen?

Am Stand der Friseure Central aus Döbeln gibt es kaum eine ruhige Minute für Chefin Jana Kettner. Während sie im Gespräch mit einer Gruppe junger Mädchen ist, sammeln sich schon die Nächsten dahinter. Und plötzlich steht dort auch ein Junge, Justin, der mit zwölf Jahren schon weiß, dass er einmal Friseur werden will. „Ich habe diesen Wunsch schon seit zwei, drei Jahren“, sagt Justin. Auf You Tube habe er angefangen, sich Videos von Frisuren und Styling anzuschauen. Manchmal übe er das Haareschneiden bereits am Kopf seiner Mutter. Jedoch, wenn er schon weiß was er will, warum dann die Messe? „Hier kann man persönlich mit den Leuten sprechen und sich informieren.“ Im vergangenen Jahr war Justin deshalb auch schon auf der Messe in Leisnig. Er ist jetzt in der siebten Klasse der Hauptschule Leisnig. Im nächsten Jahr steht ein schulisches Pflichtpraktikum an.

Dass derart frühe Orientierung und der persönliche Kontakt Sinn machen, bestätigt Jana Kettner: „Natürlich schauen wir bei der Auswahl auf die Noten. Und wenn die Noten zu schlecht sind, laden wir die Bewerber auch oft nicht ein.“ Wenn jedoch der persönliche Kontakt gesucht werde, Bewerbungen persönlich abgegeben werden, oder man eben hier zur Messe komme, sehe es anders aus. „Dann hat man schon einmal einen Eindruck und muss nicht stur nach Schulnoten gehen.“

Justin, sagt Jana Kettner, hätte gute Chancen: „Es ist sehr beeindruckend, dass er sich so früh schon selbstbewusst informiert.“ Natürlich könne sie ihn in dem Alter nicht arbeiten lassen, aber er könne gern einmal vorbeikommen, um sich die Abläufe anzusehen. Generell spricht sich die Friseurin für mehrere und dafür kürzere Praktika zur Orientierung aus. Männliche Friseure seien außerdem sehr gefragt, oft würden sie ganz anders auf Kunden eingehen. „Ich finde es schade, dass wir derzeit nur einen männlichen Auszubildenden haben.“, sagt sie.

Auch die anderen Betriebe auf der Messe kommen mit vielen jungen Leuten ins Gespräch. Nicole Krause von der Sparkasse Döbeln zum Beispiel sagt, es hätten sich bereits einige Jugendliche gefunden, bei denen man sich gut vorstellen könne, sie wiederzusehen. Jedem allerdings, der wirklich Interesse aufbringe, empfehle sie eine Bewerbung. „Die Schüler kommen ganz offen mit ihren Fragen her. Ebenso offen und ehrlich beantworten wir sie.“, sagt Nicole Krause. Die Aufgabe einer Ausbildungsmesse sei es schließlich auch, Perspektiven aufzuzeigen.

So hält man es auch am Stand von Mercedes. Der renommierte Autohersteller beschäftigt an fünf Standorten in Sachsen etwa 240 Mitarbeiter und 30 Azubis. Johannes Thamsen befindet sich im dritten Lehrjahr zum Kaufmann für Büromanagement und informiert bei der Döbelner Messe über die Ausbildungsmöglichkeiten. Neben seiner Ausbildung wird bei Mercedes auch eine handwerkliche angeboten. „Für den kaufmännischen Bereich ist das Interesse an Wirtschaft, Recht und kaufmännischem Rechnen erforderlich“, sagt Johannes Thamsen. Ein Realschulabschluss sei außerdem günstig. „Allerdings kann man sich auch als Hauptschüler im Praktikum behaupten.“ Der Tenor der Betriebe ist ähnlich: Wer sich engagiert und Wille zeigt, kann auch einen Weg finden.