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Nicht noch mehr Lärm

Am Rand des Dorfes soll ein Getreidesilo mit Trocknung entstehen. Die Anwohner äußern ihre Bedenken wegen der zusätzlichen Belastung.

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© Dietmar Thomas

Von Sylvia Jentzsch

Gallschütz. Einige Gallschützer haben einen Beschwerdebrief an den Gemeinderat geschrieben. „Wir Grundstücksbesitzer beschweren uns über den Beschluss, in Gallschütz eine Getreidesilo-Anlage mit Trocknung bauen zu lassen“, heißt es. Die Anwohner, 17 haben unterschrieben, sind der Meinung, bereits genügend Lärm, Dreck und Gestank ertragen zu müssen. In ihrer Nähe befinden sich eine Biogasanlage und eine Schweinemastanlage.

Hans-Georg Munz aus Strocken stellte beim Bauordnungsamt des Landkreises Mittelsachsen den Antrag für die Errichtung eines Getreidelagers mit Trocknung und Waage in Gallschütz. Zu erreichen soll die Anlage verkehrsgünstig über die Staatsstraße 44 sein. Das Getreidelager sind laut Antrag drei Silos. Eins davon ist 13 Meter hoch. Die Förderanlage befindet sich in einer Höhe von 16 Metern. Zum Projekt gehört eine Hoch-Trockenanlage.

Die Gemeinderäte stimmten diesem Vorhaben mit der Forderung zu: Es soll eine Begrünung in Richtung des Dorfes geben, sodass die betroffenen Bewohner nicht direkt auf die verzinkten Silos schauen müssen. Denn diese stehen auf dem höchsten Punkt, an der sogenannten Plattenstraße (DA berichtete).

Grundsätzlich entscheiden die Räte nicht, ob ein Bauvorhaben umgesetzt werden kann oder nicht. Sie geben lediglich eine Stellungnahme ab, die die Bauordnungsbehörde des Landkreises bekommt. Diese entscheidet, ob gebaut werden kann und welche Forderungen vonseiten der Behörde erhoben werden.

„Im Baugenehmigungsverfahren sind lediglich die unmittelbaren Nachbarn, an deren Eigentum das Baugrundstück grenzt, beteiligt. Diese werden entweder im Vorfeld des Antragsverfahrens durch den Bauherrn beteiligt. Wenn dies nicht erfolgt ist, erhalten sie durch das Landratsamt eine Information, sobald das Bauvorhaben genehmigt wurde“, teile die Pressereferentin des Landratsamtes Lisa-Maria Schöne mit.

Die Anwohner, die sich beschweren, wohnen nach eigenen Angaben etwa 120 Meter vom landwirtschaftlichen Gewerbestandort entfernt. „Wir werden wahrscheinlich nicht die geringste Möglichkeit haben, auf unserem Grundstück lärmmindernde Maßnahmen zu treffen“, heißt es im Beschwerdebrief. Da rede noch niemand über die Brand- und Explosionsgefahr, die von einer solchen Anlage ausgehe – darüber haben sich die Anwohner im Internet informiert, so Elisabeth Pötzsch, die Ansprechpartner der Beschwerdeführer ist. Der Plattenweg aus DDR-Zeiten bestehe nur noch aus Betonfragmenten und verursache beim Befahren durch Fahrzeuge viel Lärm, speziell durch leere Anhänger.

„Wir befürchten vor allem in den Nachtstunden starken Verkehrslärm, sodass wir nicht einmal die Fenster geöffnet lassen können“, sagte Elisabeth Pötzsch. Die geforderte Begrünung ist nach Ansicht der Beschwerdeführer ein Versuch der Beschwichtigung. „Es wird Jahrzehnte dauern, bis diese wirklich einen Sichtschutz bietet.“ Sie fordern, dass wenigstens eine Lärmschutzwand oder ein Erdhügel in Richtung Dorf gebaut wird. Solch ein Erdhügel sei zum Beispiel bei der Biogas-Anlage vorhanden. „Wir hätten uns von Herrn Munz gewünscht, dass er uns als direkt Betroffene informiert“, so Elisabeth Pötzsch. Der DA fragte beim Landwirt nach. „Ich gebe dazu kein Statement“, so Hans-Georg Munz.

Informationen unbefriedigend

Die Gallschützer beschweren sich auch über die Informationspolitik der Gemeinde. „Von dem Vorhaben erfuhren wir erst aus der Zeitung, nachdem der Beschluss gefasst wurde“, so die Gallschützerin. Diese Vorwürfe kann Ulrich Fleischer nicht nachvollziehen. Die Tagesordnung mit dem Punkt 3: „Beschlussfassung zum Antrag auf Errichtung eines Getreidelagers mit Trocknung und Waage in Gallschütz“ wurde im Schaukasten unweit der Bäckerei ausgehangen. „Das entspricht den Festlegungen in der Gemeindeordnung und der Bekanntmachungssatzung“, so Bürgermeister Ulrich Fleischer (parteilos). Den Bürgern seien die Standorte der Schaukästen bekannt. Jeder könne sich informieren. Doch die Erfahrung zeige, dass diese Möglichkeit nur wenige Leute nutzen. Dass das genutzt wird, zeige der geplante Bau eines Funkmasts in Obergoseln. Das habe den Anwohnern auch nicht gefallen. Deshalb seien sie zur Ratssitzung gekommen.

Warum wird die Tagesordnung der Ratssitzungen nicht in der Gemeindezeitung veröffentlicht?, fragten die Gallschützer. „Das Blatt erscheint nicht immer vor einer Sitzung. Wir veröffentlichen dafür immer die Beschlüsse, die gefasst wurden“, so Fleischer. Außerdem finden die Sitzungen regelmäßig, bis auf die Sommerpause, am letzten Dienstag des Monats statt. Wer wirklich Interesse an Dinge habe, die in der Gemeinde passieren, könne jederzeit als Gast dabei sein.