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Nicht mehr zu verpachten

Die Gartensparte Schillerhöhe soll wegen des Leerstands verkleinert werden. Für manche Kleingärtner ist das hart.

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© André Braun

Von Jens Hoyer

Döbeln. Eigentlich wollte Siegfried Oetjeng seinen Kleingarten in der Sparte Schillerhöhe noch zwei, drei Jahre behalten und dann an einen neuen Pächter abgeben. „Ich kenne Leute, die ihn übernommen hätte“, sagte der 75-Jährige. Aber der Plan geht nicht auf. Oetjeng wird damit beginnen, seinen Garten zurückzubauen. Denn er hat die Mitteilung bekommen, dass die Fläche nicht wieder neu verpachtet wird, wenn er seinen Garten aufgibt. Was für Oetjeng bedeutet: Die Laube muss weg, die Bäume müssen raus. „Ich muss damit beginnen, solange ich das noch kann.“ Er hätte einen Bagger fürs Abreißen seiner Laube bekommen können. „Aber es gibt ja noch nicht mal einen geeigneten Weg dorthin.“

Siegfried Oetjeng war in der Sitzung des Döbelner Stadtrates und hat eine Anfrage an die Verwaltung gestellt. Er wollte wissen, ob es angesichts des großen Leerstands einen Plan zur Umnutzung von Kleingärten gibt und ob dafür Fördermittel beantragt werden. Ein Konzept ist nach seiner Auffassung dringend nötig zur Erhaltung der Flächen als öffentliches Grün.

„Es ist wichtig, einen Plan zu haben, was daraus wird“, sagte Oetjeng. Man könnte sie als Streuobstwiesen erhalten. Dann müssten die Obstbäume stehenbleiben. Eine andere Variante: Die Anlage von Wildblumenflächen. Aber auch die Anlage dieses speziellen Magerrasens bedeute einen Pflegeaufwand und das Vorhalten der nötigen Technik. „Man könnte auch Wald aufzuforsten. Aber auch dazu müsste man erst einmal eine Entscheidung treffen“, so Oetjeng.

Die Stadt ist Eigentümer vieler Flächen, die von Kleingartensparten genutzt werden. Pächter ist in der Regel der Döbelner Kreisverband der Kleingärtner, der sie an die einzelnen Kleingartenvereine weitergibt. Beim Kreisverband macht man sich seit Jahren Gedanken, wie mit dem Leerstand in den Kleingartenanlagen umzugehen ist. In der Gartensparte Schillerhöhe ist der Verband mit dem Vereinsvorstand daran gegangen, die Fläche der Gartenanlage zu reduzieren.

In dem separaten Teil der Anlage, in dem Siegfried Oetjeng seinen Garten hat, seien von 15 Gärten nur noch sieben belegt, sagte Christoph Werner, Chef des Kreisverbandes der Kleingärtner. „Es ist deshalb im Vorstand festgelegt worden, dass die Flächen nicht mehr verpachtet werden.“ Das betreffe auch andere Gärten im Randbereiche der Anlage. „Der Verein muss festlegen, wie er sich entwickeln will. Irgendwann müssen wir damit anfangen“, so Werner.

Die Sparte wird auf einen Kernbereich geschrumpft, alle anderen Flächen werden irgendwann an die Stadt zurückgegeben. Ein Problem nicht nur auf der Schillerhöhe: Oft hat man es bei den Vereinen nicht so genau genommen mit dem Rückbau, wenn Mitglieder ihre Kleingärten aufgaben. „Wenn es bei dem Verein ein Konzept gibt, dann gibt es auch die Möglichkeit, Fördermittel zu beantragen“, sagte Werner.

Der Kreisverband selbst unterstützt den Rückbau mit 10 000 Euro pro Jahr. Damit können die Vereine zumindest die Entsorgung bezahlen, wenn sie das Beräumen aus eigener Kraft stemmen. „Die Vereine sind glücklich, dass wir sie unterstützen. Die Entsorgung ist sehr kostenintensiv, vor allem bei Asbest und Teerpappe“, so Werner.

Eine Studie des Landesverbandes der Kleingärtner aus dem Jahr 2015 sagt für Döbeln für das Jahr 2025 einen Leerstand von einem Viertel der Kleingärten voraus – ein Spitzenwert in Sachsen. Bei derart großen Leerständen empfiehlt die Studie den Kommunen das Aufstellen eines Kleingartenentwicklungskonzeptes.

Diesen großen Masterplan gibt es in Döbeln nicht. Was nicht heißt, dass man völlig planlos sei, so Baudezernent Thomas Hanns. „Das muss man von Fall zu Fall entscheiden.“ Auch in der Vergangenheit seien schon Gartenflächen aufgegeben und nachgenutzt worden. An der Zschackwitzer Straße waren seinerzeit Eigenheime auf dem Gartenland entstanden. Eine Gartenanlage in Nähe der Tennisplätze war nach dem Hochwasser 2002 in die Gestaltung der Freizeitanlage Klostergärten einbezogen worden.

Und an der Schillerstraße wurde auf der Fläche einer ehemaligen Gartenanlage ein Hundeplatz eingerichtet. Außerdem wird dort ab kommenden Jahr die zweite Muldenquerung errichtet. Im Stadtentwicklungskonzept, das derzeit überarbeitet wird, seien auch die Kleingärten berücksichtigt, so Hanns.