Merken

Nicht laut, aber lästig

In einem Hinterhof der Görlitzer Innenstadt ist ein Summton zu hören. Nicht nur Anwohner rätseln, wo er herkommt.

Teilen
Folgen
© nikolaischmidt.de

Von Sabine Ohlenbusch

Im Erdgeschoss der Blumenstraße 44 ist es still. Ein paar Äste wiegen sich im sanften Wind, aber außer ihrem Rascheln ist nichts zu hören. „Dann warten Sie mal, bis sie bei uns sind“, sagt Jörg Schmidt. Der stellvertretende Schulleiter des Beruflichen Schulzentrums Görlitz hat mit Behörden telefoniert. Und tatsächlich: Auf dem Balkon seiner Wohnung im obersten Stock ist ein durchdringender Summton zu hören. Als würde jemand in der Nachbarwohnung einen Föhn oder einen Staubsauger betätigen. Auf jeden Fall klingt es so, als käme es von einer Maschine, einer Klimaanlage oder einem sonstigen Getriebe, das sich dreht. Nicht laut, aber lästig.

Das besonders Störende an dem Ton, der von draußen hereindringt: Er hört nicht auf. Rund um die Uhr summt es. Und es ist nicht genau auszumachen, woher er kommt. „Das hat ungefähr zu Ostern angefangen“, erzählt Aline Schmidt. Zusammen mit ihrem Mann lebt die 30-Jährige seit anderthalb Jahren in der Wohnung unter dem Dach. Yorkshire Terrier Lui und seit einem Jahr auch das gemeinsame Töchterchen wohnen hier ebenfalls. Im vergangenen Jahr, da sind die Schmidts sich sicher, ist das Geräusch noch nicht dagewesen. „Da haben wir fast den gesamten Sommer auf dem Balkon verbracht“, erinnert sich Aline Schmidt. Das wird ihnen in diesem Jahr gründlich verleidet. Deshalb haben sie sich auch an die Stadt gewandt und an die Untere Immissionsschutzbehörde des Landkreises Görlitz.

Amtliche Suche bisher erfolglos

Mehrere Mitarbeiter sind aus beiden öffentlichen Stellen gekommen und haben das unangenehme Summen bestätigt. Und es geht nicht nur Familie Schmidt so. Der Block, in dem ihr Haus liegt, umfasst Adressen in der Emmerichstraße, Sohrstraße und Blumenstraße. Das Ehepaar weiß von zwei weiteren Anwohnern, denen das Geräusch aufgefallen ist – eine Nachbarin aus dem Haus und eine weitere Beschwerde aus der Emmerichstraße. Bei der dortigen Hausnummer im Hof scheint das Brummen auch am durchdringendsten zu sein. Nach vorne in Richtung Straße sei es nicht mehr zu hören.

„Es ist tatsächlich so, dass Bewohner mehrstöckiger Wohnhäuser in dem Quartier sich seit dem 24. April wiederholt beim Umweltamt des Landkreises Görlitz und bei der Stadtverwaltung Görlitz deshalb gemeldet haben“, schreibt Kreissprecherin Marina Michel. „Mitarbeiter des Umweltamtes konnten vor Ort das Geräusch ebenfalls hören.“ Zwar fühlt sich das Paar durchaus ernst genommen, nur ändert das leider bisher nicht viel an ihrer Lage. „Wir haben nicht das Gefühl, niemand tut etwas“, sagt Aline Schmidt. Ihr Mann fügt hinzu: „Natürlich gibt es Vorschriften, aber man kann doch die Anwohner nicht einfach mit ihrem Problem stehen lassen.“

Die Schritte, welche die Behörden ausprobiert haben, sind tatsächlich vielfältig. „Trotz intensiver Bemühungen wie Recherchen vor Ort, in Bauakten und Gesprächen mit Anwohnern und Gewerbetreibenden konnte das Geräusch nicht geortet werden“, beschreibt Marina Michel. „Das Umweltamt hat auch eine orientierende Messung durchgeführt, um die Tonhöhe und die Geräuschstärke aufzunehmen. Auch das brachte bisher allerdings keine neuen Erkenntnisse.“ Aber danach informiert das Landratsamt Familie Schmidt zumindest, dass die Lautstärke des Tons die Grenzwerte nicht erreicht, über denen das Umweltamt einschreiten könne.

Besonders belastend ist für Aline und Jörg Schmidt, dass die Quelle nicht zu finden ist und sie deshalb nichts tun können. Bisher bleibt das zermürbende Geräusch. Sie sind selbst schon vergeblich durch den Hof gegangen, haben in Hauseingänge hineingelauscht. Aber es kommt dazu, dass das Summen in der oberen Etage deutlicher zu hören ist. Manchmal, besonders an warmen Tagen, schaltet sich die Lärmquelle für rund zwei Sekunden aus, um dann sofort wieder in einer noch höheren Tonhöhe einzusetzen. Dann kehrt das Geräusch auf seine ursprüngliche Frequenz zurück. „Ganz kurz hoffe ich immer, dass es nicht wiederkommt“, erzählt Aline Schmidt, „aber das passiert leider nicht.“

Nun hoffen die beiden, dass sich vielleicht noch mehr Nachbarn melden, die der Brummton belastet. Vielleicht lässt sich darüber die Quelle finden. Auch Marina Michel versichert, dass Kollegen des Umweltamtes und der Stadtverwaltung Görlitz in engem Kontakt stehen und weiterhin auf der Suche nach der Ursache sind.

Anwohner werden gebeten sich bei Hinweisen zur möglichen Quelle beim Umweltamt, bei Herrn Stecker, unter Telefon 03581 6633203 zu melden.