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Nicht jedes Wehwehchen ist ein Notfall

Beim SZ-Gesundheitsforum in Bautzen geht es um spezielle Fälle in der Hals-Nasen-Ohren-Klinik und um den aufgeklärten Patienten.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Einfach ist es nicht für eine junge Mutter zu entscheiden, ob sie mit ihrem Kind, das vom Klettergerüst gefallen ist, sofort in die Notaufnahme muss oder ob es reicht, am nächsten Tag in eine normale Sprechstunde zu gehen. Thomas Raue, der Chefarzt der HNO-Klinik im Bautzener Krankenhaus, kann die Aufregung der betroffenen Mutter nachvollziehen. Doch er rät dazu, Ruhe zu bewahren und zur sorgfältigen Abwägung. Die Urgroßeltern hätten es oft erst einmal mit Hausmitteln, wie einem kühlen Umschlag versucht. Heute, so hat es der Chefarzt schon unzählige Male erlebt, würden die Notdienste oft viel zu schnell und zu leichtfertig in Anspruch genommen. Darüber möchte er beim nächsten SZ-Gesundheitsforum sprechen. Das Thema lautet: „Notfallbehandlung in der HNO-Klinik.“

Wie Thomas Raue sagt, steigt die Zahl der Patienten unaufhörlich, die eine Notfallbehandlung in Anspruch nehmen wollen. Doch leider habe es sich erwiesen, dass viele einfach aus Bequemlichkeit kommen, weil sie die Wartezeiten beim Hausarzt scheuten. Dabei sei es in der Mehrzahl der Fälle viel sinnvoller, zunächst den Hausarzt aufzusuchen, weil der die Vorgeschichte des Patienten viel besser kennt, als der behandelnde Notarzt.

Manchmal sei es auch sinnvoll, vor dem Aufsuchen der Notfallambulanz sich telefonisch beim Hausarzt zu erkundigen, ob er die Notfallbehandlung für angezeigt hält. Ein solches Mitdenken des Patienten oder seiner Angehörigen könne mit dazu beitragen, Kosten und Aufwand zu sparen. Mit seinem Vortrag beim SZ-Gesundheitsforum möchte Chefarzt Thomas Raue seine Zuhörer dafür sensibilisieren.

Fallbeispiele dabei

Wie er sagt, hielten sich in seiner HNO-Klinik die Notfallmediziner in Rufbereitschaft, auch nachts und am Wochenende. Wenn sie dann für einen Einsatz extra anreisen müssen, der gar kein wirklicher Notfall ist, sei das schon sehr ärgerlich. Vor allem, wenn für die betreffenden Ärzte am nächsten Tag womöglich noch eine komplizierte Operation ins Haus stehe, sei das sehr bedenklich.

In seinem Vortrag wird Thomas Raue verschiedene Beispiele anführen, um zu erklären, in welchen Fällen es sinnvoll ist, den Notarzt aufzusuchen, und in welchen Fällen nicht. Bei Ohrerkrankungen mit starken Schmerzen und hohem Fieber oder eitrigem Ohrenlaufen mit Schwindel könne man von einem Notfall ausgehen. Wer sich allerdings schon seit drei Wochen schwindelig fühlt, sollte nicht gerade am Freitagabend den Notarzt aufsuchen. Auch wer nach dem Duschen plötzlich auf einem Ohr nichts mehr hört, sei sicher noch lange kein Fall für den Notarzt. Ein akuter Hörsturz sei ein Eilfall, der aber normalerweise doch eher vom Hausarzt behandelt werden sollte.

Thomas Raue möchte auch darauf aufmerksam machen, dass angetrunkene Patienten nicht in jedem Fall sofort behandelt werden können, weil zum Beispiel Narkosemittel dann nicht wirken. Da viele Patienten beklagten, dass sie vor allem in den Facharztpraxen nur sehr schwer einen Termin bekommen, rät er ihnen, die neuen zentralen Servicestellen zu nutzen.

Das SZ-Gesundheitsforum findet am 21. September ab 19 Uhr im Konferenzbereich des Krankenhauses Bautzen statt. Der Eintritt ist frei.