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„Nicht ausgrenzen, sondern einbeziehen“

Bürgermeister a.D. Steffen Blech ist gut vernetzt. Diese Kontakte will er als neuer Vorsitzender der Initiative für Demokratie nutzen.

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© Archiv/Dietmar Thomas

Von Elke Görlitz

Waldheim. Mach mit! – so steht es im Logo der Initiative für Demokratie Mittelsachsen. Das lässt sich Steffen Blech nicht zweimal sagen. Der frühere Waldheimer Bürgermeister übernahm jetzt vom Mittweidaer Oberbürgermeister Ralf Schreiber den Vorsitz der Initiative, die bislang 45 Mitglieder zählt. Das sind Kommunen, Vereine und Privatpersonen. „Die Stadt Waldheim war vor drei Jahren eines der ersten Mitglieder, auch wenn wir keine oder nur wenige Probleme mit Extremismus hatten und haben“, berichtet Steffen Blech.

Dass dies so ist, schreibt er unter anderem dem breiten bürgerschaftlichen Engagement zu, das sich gerade bei der Aufnahme der Flüchtlinge bewährt habe. „Die Unterbringung der Asylbewerber an der Hauptstraße habe ich von Anfang an begleitet. Klar gab es da auch mal schiefe Blicke, aber die meisten denken positiv“, schildert er seine Erfahrungen aus dem Helferkreis, in dem sich Menschen mit verschiedenen politischen und religiösen Orientierungen engagieren. „Wenn man die Leute anspricht, helfen sie auch“, ist Blech überzeugt. „Man muss einbeziehen statt ausgrenzen“, sagt der frühere Bürgermeister. Die Unterstützung der Arbeit mit Flüchtlingen wird die Initiative laut Blech weiter ausbauen. Er selbst betreut eine sechsköpfige afghanische Familie, half ihr, eine Reihe bürokratischer Hürden zu nehmen, aber auch bei der Wohnungssuche und dabei, sich ein selbstständiges Leben aufzubauen. Ein Lernprozess für beide Seiten, wie Blech sagt. „Man kann sich nicht vorstellen, was manche von ihnen durchgemacht haben und gar nicht, dass sie sich in unserem Land immer noch verfolgt fühlen, Angst haben, entdeckt zu werden“, erzählt er. Ihnen das Ankommen zu erleichtern, sei für ihn Herzensache, auch weil seine Eltern selbst als Flüchtlinge aus Schlesien nach Sachsen kamen und Hilfe brauchten. „Man muss aber auch konsequent sein und ihnen vermitteln, dass es Regeln und Pflichten gibt“, so Steffen Blech.

Bei seiner Arbeit im Demokratie-Bündnis will er vor allem das Netzwerk nutzen, das er sich als Bürgermeister aufgebaut hat, und dieses erweitern. So würde er es begrüßen, wenn mehr Städte dem Beispiel Waldheims folgen, und einen Jugendstadtrat etablieren. „In Waldheim ist es uns mit der Oberschule gelungen, die Schüler für Kommunalpolitik zu interessieren“, erklärt er. Noch nicht groß genug sei das Interesse der Schulen an einem Angebot der Demokratie-Initiative, das sich mit Antisemitismus auseinandersetzt. Verstärkt sollen Veranstaltungen publik gemacht werden, bei denen sich die Schüler mit verbotenen antisemitischen Filmen auseinandersetzen. Darüber hinaus unterstützt die Initiative das Verlegen von Stolpersteinen, die auch in Waldheim erfolgen soll. „Drei sollen auf dem Augustinerplatz an jüdische Familien erinnern“, sagt Blech.

Schnittpunkte sieht er mit der Arbeit des Rotary-Clubs Döbeln, in dem sich Blech ebenso engagiert. „Wir planen ein Sport-Projekt mit dem Treibhaus-Verein Döbeln, das sich mit Drogenpräventation befasst“, erklärt Blech. Konflikte, die durch Drogenkonsum entstehen, gar nicht erst aufkommen zu lassen, sei hier das Ziel genauso wie beim Aktionstag „Gemeinsam leben in Mittelsachsen“, der kommendes Jahr in Hartha stattfinden wird.

Wünschen würde sich der neue Vorsitzende der Initiative, dass sich mehr aktive Mitglieder finden. „Gern auch Privatpersonen“, sagt er.