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Neustart mit viel Bewegung

Mit doppelt so viel Platz und einem Jubiläum geht es für die Ergotherapie aus Neustadt ins Jahr 2018. Es gibt immer mehr zu tun.

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© Daniel Schäfer

Von Nancy Riegel

Neustadt. Manchmal muss Sören Linke-Wancsucha den Kopf schütteln. Zum Beispiel dann, wenn er hört, dass die Kinder heute in einigen Schulen nicht mehr Seil springen dürfen – weil es angeblich zu gefährlich ist. „Dabei ist diese Bewegung eine gute Übung, um das Zählen zu erlernen“, sagt der Ergotherapeut. Manche dieser Kinder sehen Sören Linke und Ronny Mann dann, wenn sie Entwicklungsstörungen aufweisen. Als Patienten in ihrer Neustädter Ergotherapie.

Die beiden Männer behandeln seit zehn Jahren Störungen, Leiden und Einschränkungen. Mit Bewegung, Sport und Handwerk, aber auch mit Gesprächen und Kreativität. Zum Jubiläum machten sie sich und ihren Patienten ein Geschenk: Sie zogen um, von der Wilhelm-Kaulisch-Straße in die Karl-Liebknecht-Straße 2. In das Haus, das viele noch als Volkshochschule kennen, was früher aber auch schon zum Emaillewerk und zum VEB Fortschritt gehörte. Seit Anfang Oktober haben sie und ihre Mitarbeiterinnen doppelt so viel Platz. Zum Team gehören noch die Ergotherapeutinnen Franziska Grünberger, Grit Wehler und Anja Hepp.

Die Vergrößerung sei schon lange ein Wunsch gewesen, sagt der 52-jährige Sören Linke, und als sie hörten, dass die Fabrikantenvilla wieder frei ist, überlegten sie nicht lange. Nun stehen fünf Behandlungsräume zur Verfügung, die speziell auf verschiedene Therapieformen abgestimmt sind: der große Handwerksraum, in dem mit Holz, Papier und anderen Material gearbeitet werden kann; der Neurologieraum, in dem Erkrankungen des Nervensystems behandelt werden; der Motorikraum, der, ausgestattet mit Boxsack, Sprossenwand und Hängematte, viel Platz zum Bewegen bietet; ein reizarmer Raum speziell für Patienten, die sich leicht ablenken lassen, sowie ein Behandlungsraum, der hauptsächlich von Ronny Mann genutzt wird. Für die Belegschaft gibt es zudem einen Waschraum und eine große Küche.

Insgesamt haben die Therapeuten nun 200 Quadratmeter zur Verfügung, was doppelt so viel ist wie am alten Standort. Und der sei nötig, sind sich die Ergos sicher, denn die Zahl der Patienten steigt. Woran liegt’s? „Sicherlich ist die alternde Bevölkerung ein Grund“, sagt Sören Linke. Die Therapeuten helfen beispielsweise Menschen, die durch einen Schlaganfall motorische Schwierigkeiten haben, einen Unfall oder eine Hirnblutung hatten. Manche weisen auch genetisch bedingte Defekte auf.

Was nicht heißt, dass nicht auch jüngere Patienten und Kinder eine Überweisung in die Ergotherapie bekommen. Vor allem Schüler, bei denen die Schuluntersuchung zeigt, dass sie auf einigen Gebieten hinterherhängen. Mit Bewegung kann man beispielsweise Mathematikschwäche behandeln, erklärt Sören Linke die Wirkungsweise einer Rechentreppe, die die Kinder auf und ab steigen und dabei zählen. Zahlen und Mengen ließen sich leichter verstehen, wenn man sie mit Schritten und Sprüngen verbindet – deshalb auch das Seilspringen. Auch bei Sprachstörungen können motorische oder kreative Übungen helfen. Schließlich werden auch psychische Probleme in der Ergotherapie behandelt.

Wer sich genauer über die Arbeit der Ergotherapeuten informieren möchte, kann am Sonnabend einen Blick in die neuen Räumlichkeiten werfen. Von 10 bis 14 Uhr sind die Türen in der Karl-Liebknecht-Straße 2 geöffnet.